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Das Hohelied des Todes

Das Hohelied des Todes

Titel: Das Hohelied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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nehme ihn noch ein bißchen genauer unter die Lupe und höre mich bei meinen Informanten um. Mal sehen, was ich rauskriege. Hollander ist ebenfalls unterwegs.«
    Decker nickte.
    »Bist du mit dem Pferdegebiß von den Pornofotos schon weitergekommen?« fragte Marge.
    »Deswegen will ich gerade zu der Zahnärztin. Kommst du mit?«
    »Geht leider nicht«, sagte Marge. »Ich habe ein Rendezvous mit einem Exhibitionisten vor Gericht.«
     
    Decker legte Hennon das Pornofoto auf den Schreibtisch. Die junge Frau mit den vorstehenden Zähnen hatte einen Mann so auf Touren gebracht, daß er ihr die Soße ins Gesicht spritzte.
    Sie war über und über mit Sperma beschmiert. Aber Hennon hatte nur Augen für ihre Zähne, von der Action nahm sie keine Notiz. Sie war eben ein Profi.
    Sie lächelte breit. »Sieht mir ganz nach Hutchinson-Zähnen aus. Sie haben ja richtige Adleraugen!«
    »Sehen Sie sich das mal an, Annie.« Er zeigte ihr die Vergrößerung von dem Ohr mit dem Hörgerät.
    »Ihnen entgeht wohl gar nichts, was?«
    Er grinste. »Was meinen Sie?«
    »Könnte durchaus sein. Ich muß ein bißchen mit den Fotos rumprobieren und sie mit den Röntgenaufnahmen von Schädel und Gebiß der zweiten Toten vergleichen. Ich habe hier eine Dunkelkammer. Lassen Sie mir zwanzig Minuten Zeit.«
    »Gut«, sagte er. »Ich esse solange meinen Lunch.«
    Nachdem sie gegangen war, zog Decker einige in Alufolie eingewickelte Päckchen aus seiner Papiertüte. Rina hatte ihm eine Scheibe kalten, pochierten Lachs, Gurke in saurer Sahne mit frischem Dill und ein Stück Nudelkugel mit Rosinen, Ananas und Pekannüssen mitgegeben. Wenn sie eines Tages verheiratet waren, würde er mit Sicherheit aufgehen wie ein Hefekloß. Er griff noch einmal in die Tüte und nahm die Bert- und-Ernie-Thermosflasche heraus. Er hatte Rina schon öfter gebeten, ihm das Ding nicht einzupacken, aber sie bestand darauf, daß es nichts Besseres gab, um Getränke kühl zu halten. Wenn er eine Thermosflasche für Erwachsene wollte, brauchte er sich bloß eine zu besorgen. Aber natürlich kam er nie dazu, und sie gab ihm weiter die Kinderflasche mit.
    Er schraubte die Flasche auf und goß sich etwas in den weißen Plastikdeckel. Die Flüssigkeit sah aus wie Apfelschorle, aber zu seiner Überraschung war es Bier – Dos Equis. Er lachte. Vor seiner Zeit hatte Rina nie einen Sechserpack gekauft. Obwohl er im Dienst nie Alkohol trank, fühlte er sich nun doch verpflichtet, ihr zu Ehren wenigstens daran zu nippen. Er ließ sich das Essen schmecken und spülte zum Schluß noch einmal mit einem Schluck Bier nach. Gerade hatte er seine Zigarette zu Ende geraucht, als Hennon zurückkam.
    »Sie haben das Glück des Tüchtigen, Pete.«
    »Sie ist es?«
    »Auf Grund der Beweislage würde ich zwar vor Gericht keinen Eid darauf ablegen, aber ich will Ihnen etwas zeigen. Ich habe Jean Does kraniofaziales Skelett mit dem Foto, das Sie mir gegeben haben, überblendet. Sehen Sie, wie gut alles zusammenpaßt? Die Augenhöhlen, das Antrum beziehungsweise die Kieferhöhle, die Nebenhöhlen und natürlich die oberen Schneidezähne. Man könnte zwar notfalls auch eine positive Personenfeststellung allein anhand der Fotos vornehmen, aber ich bin ein konservativer Mensch. Zuerst müssen Sie jetzt unbedingt das Mädchen auf dem Bild identifizieren. Anschließend besorgen wir uns ihre zahnärztliche Befundkarte, falls sie eine hat, und erst dann haben wir die endgültige Bestätigung unserer Vermutung in der Hand.«
    »Super. Genau das wollte ich hören.«
    »Gut.«
    »Gut.«
    Sie starrten sich an. Aus irgendeinem Grund konnte er die Augen nicht von ihr lassen. Sie befeuchtete sich die Lippen. Es überlief ihn heiß, er konnte nicht mehr.
    »Mannomann«, sagte er und wischte sich mit einer Serviette die Stirn ab. »Ist es hier drin wirklich so heiß, oder bilde ich mir das bloß ein?«
    »Ich merke nichts«, antwortete sie mit einem koboldhaften Grinsen.
    »Ich gehe jetzt lieber.« Decker packte seine Tüte ein, in der mittlerweile nur noch die Bert-und-Ernie-Thermosflasche steckte.
    Er ging zur Tür.
    »Pete«, sagte Hennon. »Wollen Sie Ihre Bilder nicht zurückhaben?«
    Er lachte.
    »Doch, natürlich, danke.«
    »Gern geschehen, Sergeant.«
     
    Nachdem er noch einmal nach Truscott gesehen hatte, fuhr Decker zum Teriyaki Dog, einem heruntergekommenen Schnellrestaurant am Sunset, gegenüber vom Kinderkrankenhaus. Hier gab es keinen Straßenstrich, und Decker vermutete, daß Kiki sich diese Gegend

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