Das Horror-Restaurant
möchte ich Sie alle bitten, die Nerven zu bewahren und nicht durchzudrehen, was immer auch passieren wird. Nehmen Sie bitte Ihre Plätze ein. Rühren Sie sich nicht, warten Sie ab.«
»Lassen Sie uns allein?«
»Ja oder höchstwahrscheinlich. Ich werde mit der Person reden, die uns den Horror ›versprochen‹ hat. Miß Vanity Raise wird sich meinen Fragen stellen müssen, ob sie will oder nicht.«
»Vielleicht ist sie schon weg! Die wird doch nicht so dumm sein und auf einem sinkenden Schiff bleiben.«
»Keine Sorge, Fred«, denn er hatte gesprochen. »Vanity befindet sich noch auf dem Schiff. Sie hat schließlich dafür gesorgt, daß wir diese ungewöhnliche Reise antreten konnten.«
»Wie schafft jemand so etwas?« Eine ältere Frau schaute mich aus ihren großen Augen bittend an. Die Hände hielt sie um ihre Perlenkette geklammert.
»Indem er kein Mensch ist, Madam!«
Die Frau lachte kehlig. »Jetzt übertreiben Sie aber, Sir. Jeder von uns hier hat Miß Raise gesehen. Ich gebe zu, sie trug ungewöhnliche Kleidung, aber deswegen zu behaupten, sie sei kein Mensch, nein, diese Theorie kann ich nicht unterstützen.«
»Madam, ich kann Sie verstehen, möchte Sie aber gleichzeitig bitten, mir zu glauben. Es geht hier um andere Dinge, und es geht tatsächlich um Ihr Leben.«
»Gut.« Sie nickte, dabei wirkte sie wie die Miß Ellie aus der Serie ›Dallas‹. »Ich glaube Ihnen, Sir. Ich verlasse mich auf Sie. Und mein Mann wird es auch tun.«
Der stand neben ihr und nickte.
»Danke sehr.« Ich wandte mich wieder an die übrigen Gäste. »Bitte, nehmen Sie Platz! Setzen Sie sich hin und warten Sie ab, welche Überraschungen uns noch bevorstehen.«
Der Knabe mit dem sonnengelben Haar wurde von zwei jungen Frauen zu seinem Tisch geschleppt. Ein anderer kam vor. »Hören Sie mal, Mr. Sinclair. Ist Ihnen eigentlich aufgefallen, daß man uns allein gelassen hat? Es ist niemand mehr vom Personal da.«
»Das habe ich bemerkt.«
»Und welche Erklärung haben Sie?«
»Nun, die Helfer stecken mit ihrer Chefin unter einer Decke. Sie sind entsprechend geimpft worden.«
»Dann sind das auch keine Menschen?«
»Ich kann es Ihnen nicht sagen. Rechnen Sie jedenfalls mit dem Schlimmsten.«
Ich ging wieder zu Bill, der mir zunickte. »Mann, bin ich froh, die goldene Pistole mitgenommen zu haben. Und du glaubst wirklich, daß wir im Todesnebel stekken?«
»Ja.«
»Gut. Wohin könnte uns der entführt haben?«
»Ich wage nicht daran zu denken, Alter, aber ich habe einen schlimmen Verdacht.«
»Ja, ich auch. Der Planet…«
»Richtig.«
»Mist auch!« Bill bekam eine Gänsehaut. »Deshalb ist es für mich immens wichtig, daß ich diese Vanity Raise finde.«
»Willst du ihr Daumenschrauben ansetzen?«
»So ähnlich.«
Bill strich über sein Haar. »Hast du eigentlich in der Zwischenzeit auch an Suko gedacht?«
»Nein.«
»Ich finde, daß wir auch nach ihm suchen sollten. Wenn Suko sich an Deck herumgetrieben hat und in den verdammten Todesnebel geraten ist, kann ich für nichts garantieren.«
»Ich weiß.«
Jessica hatte uns angeschaut und auch zugehört. »Gütiger Himmel«, flüsterte sie, »in welch einen Horror bin ich hier nur hineingeraten? Das soll alles stimmen, John?«
»Leider«
»Was wollen Sie denn dagegen tun?«
»Wenn ich diese Vanity Raise in die Finger bekommen könnte, wäre uns allen viel geholfen.«
»John, es gibt Ärger!« Wieder hatte Bill mehr gesehen als ich. Er tastete bereits nach seiner Waffe. Ich wußte nicht, welch eine Pistole er ziehen wollte, er war zudem noch mit der Beretta ausgerüstet.
»Wo?«
»An der Decke - die Skelette!«
Das hatte uns noch gefehlt. Ich trat bis zur Wand zurück und sah das Unfaßbare.
Die Skelette mit ihren schwarzen Umhängen hingen nicht mehr in ihrer starren Lage.
Sie bewegten sich leicht schaukelnd, als würden sie auf den Wellen eines Flusses liegen.
Ihre Waffen schaukelten mit.
Allerdings stärker als sie selbst. Dabei drängten sie aufeinander zu. Es blieb nicht aus, daß sich die Sensen gegenseitig berührten. Beim ersten Zusammenprall schon war dieses ungewöhnliche Klingeln bis in den entferntesten Winkel des Lokals zu hören.
Die Gäste wurden aufmerksam.
»Mein Gott, da…!«
Der Schrei wäre nicht nötig gewesen. Nun sah es jeder. Auch wir bekamen mit, wie sich die beiden Monstren unter der Decke lösten und mit ihrem mörderischen Sensen durch den Raum schwebten…
***
Suko sah keine Chance, an seine Waffen heranzukommen.
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