Das Horror-Restaurant
Er wollte sich noch abstützen, aber seine Kräfte verließen ihn.
Die Umgebung tanzte vor seinen Augen. Vor kurzem der Treffer gegen den Hinterkopf, nun der Hieb mit der Pfanne.
Sukos Knie machten nicht mehr mit. Er hörte noch das harte Scheppern, das aufklang, als Vanity die Pfanne über den Boden schleuderte, und drückte in einem Reflex einige Male den Abzug der Beretta durch. Die Kugeln hämmerten gegen die Fliesen. Einige wurden zu gefährlichen Querschlägern, doch sie trafen nicht.
Ein Koch, Landru und auch Vanity Raise existierten noch, als Suko dicht vor der Wand auf den Boden sackte und langsam zur Seite kippte, wo er bewegungslos liegenblieb.
Aus dem Mund der siegesbewußten Vanity Raise drang ein knurrendes Geräusch, als hätte jemand einen scharfen Hund von der Leine gelassen und auf einen Dieb gehetzt.
Sie streckte den Arm aus. Mit dem Zeigefinger deutete sie auf Suko. Ganz die große Siegerin und Herrscherin. »Er wollte besser und schlauer sein als wir. Das ist ihm nicht bekommen. Kümmert euch ihm ihn!«
»Wie?« fragte Landru.
»Hängt ihn in der Kühlkammer an einen Haken!«
Der widerliche Landru gab ein kicherndes und blubberndes Geräusch von sich, das wohl so etwas wie ein Lachen sein sollte. Zusammen mit seinem Artgenossen näherte er sich dem bewußtlosen Suko und trat ihm zunächst die Pistole aus der Hand.
Sie rutschte in Vanitys Richtung, die sich diese Beute nicht entgehen ließ und die Waffe einsteckte. Sie hatte sie unter ihrem langen Umhang verschwinden lassen.
Als Landru die Dämonenpeitsche an sich nehmen wollte, hörte er den Warnschrei. »Vorsicht, sie kann dich umbringen! Das hast du ja bei den anderen gesehen.«
So war es auch. Die jenigen Ghouls, die von der Peitsche getroffen worden waren, hatten sich aufgelöst. Als Lachen lagen sie auf dem Fliesenboden und vertrockneten…
Vanity selbst drehte den Griff der Peitsche vorsichtig aus Sukos Hand und trat sie weg.
»Jetzt könnt ihr weitermachen!« flüsterte sie und half mit, den Körper des Chinesen in die Höhe zu stemmen.
Suko war nicht leicht, aber die Ghouls besaßen Kräfte, die mit denen eines normalen Menschen nicht vergleichbar waren. Sie schafften es mit Leichtigkeit.
Vanity Raise folgte ihren beiden Helfern in die Kühlkammer, wo die Temperaturen unter minus zehn Grad lagen.
Von einer Stange herab hingen die langen Fleischstücke. Rind, Schwein und Kalb friedlich nebeneinander, steinhart gefroren und mit einer Kruste aus Eis überzogen.
In den oberen Rändern steckten die Fleischerhaken fest. Vanity ging auf eine Lücke zu, wo noch mehrere Haken nicht belegt waren. Sie streckte sich und tickte einen davon an, der nach dieser Berührung hin-und herschwang.
»Sollen wir den nehmen?« fragte Landru.
»Ja.«
Dicht unter dem Haken legten sie den bewußtlosen Suko zu Boden. Zu dritt stemmten sie dann den Körper in die Höhe. Suko trug ein Winterjackett aus dickem Stoff, das auch sein Gewicht halten würde. Dicht unter dem Kragen stieß Vanity das hochstehende Ende des metallenen Fragezeichens in den Stoff, prüfte noch einmal nach, war zufrieden und befahl ihren Helfern, Suko loszulassen. Sie taten es auch.
Im nächsten Augenblick pendelte der Körper des Inspektors zwischen einer Rinder-und einer Schweinehälfte. Die Füße baumelten etwa in Kniehöhe über dem Boden.
Sukos Kopf war zur Seite gerutscht. Das Gesicht zeigte eine unnatürliche Blässe.
Vanity Raise trat zurück. Sie nickte dem dort hängenden Inspektor zu.
»Du bist der erste!« flüsterte sie. »Die anderen werden folgen. In der Kältekammer ist noch genügend Platz…«
Lachend verließ sie den Raum. Die beiden Helfer folgten ihr. Die Tür allerdings, die rammte sie selbst zu und gab anschließend die neuen Befehle aus.
»Jetzt holen wir uns Sinclair und diesen Conolly!«
***
Sir James Powell, seines Zeichens Superintendent und so etwas wie eine Institution im Yard, kannte eigentlich nur zwei Dinge in seinem Leben, wie Spötter behaupteten. Erstens seinen Club und zweitens seine Arbeit, wobei man sich über die genaue Reihenfolge nicht ganz einig war. Jedenfalls konnte er die Tage, an denen er pünktlich Feierabend gemacht hatte, an seinen Händen abzählen. Mit seiner dicken Brille wirkte er etwas eulenhaft. Manche hatten auch Angst vor seiner beißbärtigen Art, doch wer ihn kannte, der erlebte oft genug einen anderen Sir James. Linen Menschen, der sich sehr um seine Mitarbeiter sorgte, weil er immer gezwungen war, sie in
Weitere Kostenlose Bücher