Das Hotel (German Edition)
tief in das helle Fleisch ein. Schon waren deutliche rote Streifen zu erkennen, wo sie ihn, außer sich vor Leidenschaft und Ungeduld, gekratzt hatte. Mit einem fulminanten letzten Stoß katapultierte er sie beide in den Orgasmus. Sie bäumten sich auf, um gleich darauf erschöpft zurückzusinken.
«Und du hast diese Vorrichtung wirklich nur in diesem Zimmer angebracht?», erkundigte Veronika sich ein bisschen argwöhnisch. Es wäre ihr alles andere als angenehm gewesen, wenn ihr spezielles Rendezvous mit Willi ebenfalls aufgezeichnet worden wäre.
«Weißt du, wie teuer die Dinger sind?» Jenny riss die Augen auf und betrachtete Veronika mit der ganzen Herablassung, die ein Fachmann einem offensichtlichen Laien entgegenbringt.
«Und warum gerade im Dschungelzimmer?»
«Ganz einfach: Es war das Erste, das fertig wurde», erwiderte Jenny.
«Montier es wieder ab, sobald des Zimmer frei wird!», forderte Veronika. «Wir können zumachen, wenn herauskommt, dass wir unsere Gästezimmer überwachen. Und das wäre noch das Wenigste!» Schaudernd sah sie bereits die Schlagzeilen der Boulevardpresse vor sich.
«Schade!» Jenny warf einen letzten bedauernden Blick auf den Monitor, wo Mascha und Manfred Schmidt gerade damit beschäftigt waren, eine neue Flasche zu öffnen, und schaltete ab. Der Bildschirm wurde dunkel. «Und was hältst du davon, wenn ich es im Schwimmbad installiere? Das wäre doch als Sicherheitsvorkehrung ganz in Ordnung. Nicht, dass dort unten jemand ertrinkt, und wir bekommen nichts mit …»
«Auf keinen Fall!» Veronika spürte Jennys Verwunderung über ihre übersteigerte Reaktion. «Auch dort könnte es sehr private Momente geben», fügte sie erklärend hinzu. «Wenn du verstehst, was ich meine.»
«Natürlich, ich bin ja nicht blöde», gab Jenny leicht gekränkt zurück. «Und wo darf ich es anbringen?»
«Wenn du es nicht mehr zurückgeben kannst, vielleicht am besten in der Garage. Da kann man es noch am ehesten als Diebstahlssicherung deklarieren.»
«Wieso brauchen wir auf einmal eine Diebstahlssicherung?», fragte Mascha gähnend von der Tür her. «Was macht ihr hier? Ich suche euch schon die ganze Zeit.»
Veronika und Jenny sahen sich an. «Wir haben nur gerade ein paar Details überprüft», sagte Veronika schließlich und gab Jenny dabei wortlos zu verstehen, dass sie gefälligst den Mund halten sollte. «Geht es dir einigermaßen, oder brauchst du ein Aspirin?»
Mascha besaß den Anstand, rot zu werden. «Tut mir leid, dass ich verschlafen habe», nuschelte sie. «Ich mach’s wieder gut. Versprochen.»
Tatsächlich zauberte sie ein Abendessen, das ihre Gäste gar nicht genug loben konnten, als sie satt und zufrieden auf den Lederpolstern der Sitzgruppe Platz nahmen, um noch ein wenig zusammenzusitzen. Das Konzept der quasi privaten Unterbringung war aufgegangen. In überraschend kurzer Zeit hatte man sich miteinander arrangiert. Willi hatte von sich aus angeboten, Mascha in der Küche beim Aufräumen zu helfen, und Manfred Schmidt unterhielt Leonora mit Anekdoten aus seiner langjährigen Vertretertätigkeit.
«Wussten Sie, warum der Most überhaupt erfunden wurde?», fragte er die alte Dame, während er es sich in dem Sessel neben ihr bequem machte.
Leonora hob fragend die fein gezupften Augenbrauen. «Ich würde vermuten, aus Mangel an Rebensaft. Aber Sie werden es mir sicher gleich erzählen», meinte sie erstaunlich sanftmütig.
«Um die Bauern vom Branntwein abzubringe», sagte Schmidt lachend und hob sein Cognac-Glas. «Schon die Kinder kriegten ihr Quantum und mit der Zeit kam man dahinter, dass die Sitte, den Kloine von dem Zeug zu gebe, damit se net schreie, wie sagt mer so schee: der geistigen Entwicklung nicht gerade förderlich war.»
«Wie fürsorglich, ihnen stattdessen Obstwein zu geben!», bemerkte Leonora ein wenig spitz. Einen Moment stutzte der dicke Vertreter, dann lachte er laut auf und schlug sich auf die Schenkel. «Obschtwoi, des is gut. Des muss ich mir merke! Moscht heißt des, gnädige Frau. Koi Sau bei ons sagt Obschtwoi.» Er schüttelte immer noch lachend den Kopf und wischte sich die Lachtränen aus den Augen. «Obschtwoi», murmelte er andächtig vor sich hin. «Übrigens, kenne Se die Schtory von dem Franzosen, der oine Rottweiler het kaufe wolle?»
«Mir scheint, die beiden unterhalten sich prächtig», murmelte Sven Heinemann und rückte näher an Veronika heran, die mit ihm auf dem gegenüberliegenden Sofa saß und ihr Glas
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