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Das Hotel (German Edition)

Das Hotel (German Edition)

Titel: Das Hotel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Calaverno
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auszumachen.
    «Warte!» Veronika hielt Jenny zurück, die bereits die Hand nach der Decke ausgestreckt hatte, um Mascha unsanft zu wecken, die, den regelmäßigen Atemzügen nach zu schließen, noch tief schlief. «Kein Risiko.» Veronika griff nach dem Eimer, in dem einige leere Flaschen lagen, und untersuchte den Inhalt. «Kein Wunder, dass sie so fest schläft», meinte sie kopfschüttelnd. «Hier, Birnenbrand, Mirabellenbrand, Zibartenschnaps. Hoffentlich hat sie keine Alkoholvergiftung!» Sie stellte die Flaschen außer Reichweite und berührte, sicherheitshalber den Eimer bereithaltend, Mascha vorsichtig an der Schulter. Die brummte unwillig und wälzte sich auf die andere Seite, drehte Veronika den Rücken zu.
    «Lass sie doch einfach schlafen», schlug Jenny vor. «In dem Zustand ist sie uns sowieso keine große Hilfe!»
    Veronika musste zugeben, dass diese Annahme höchstwahrscheinlich zutreffend war. «Na gut. Aber das heißt jetzt für uns: An die Arbeit!» Während sie Jenny in das Zimmer von Sven Heinemann schickte, nahm sie selber sich Willis Zimmer vor. Neugierig trat sie näher zum Bett mit den bambusgelben Bezügen.
    Würde sie irgendwelche Hinweise finden, die ihr verrieten, welche Rolle Willi bei den Heinemanns spielte?
    Auf dem schwarzen Lacktischchen neben dem Kopfende standen nur ein Reisewecker und ein benutztes Glas. Nicht gerade sehr aufschlussreich. Aber was hatte sie denn erwartet? Ein Handbuch für die Befriedigung alter Damen? Veronika schüttelte über sich selbst den Kopf und machte sich daran, ein bisschen Ordnung zu schaffen. Falls Willi Meister Geheimnisse hatte, dann wusste er sie zu bewahren.
    «Interessiert es dich eigentlich, was Mascha und der Dicke so getrieben haben?», fragte Jenny beiläufig, während sie Veronika half, Leonoras völlig zerwühltes Laken glatt zu ziehen. «Meine Güte, die Frau muss einen unruhigen Schlaf haben! Das sieht aus, als hätte ein ganzer Kindergarten darin herumgetobt.»
    «Ich vermute, sie hat Schmerzen», sagte Veronika und stopfte das Laken energisch unter die Matratze auf ihrer Seite des Bettes. «Hast du nicht die ganzen Medikamente im Badezimmer gesehen?»
    «Schon, aber muss sie deshalb so rumzappeln?», schimpfte Jenny mit der ganzen unbewussten Grausamkeit der Jugend. «Also, wenn es dir egal ist, guck ich es mir eben alleine an.»
    Veronika schaute hoch. «Was meinst du eigentlich damit? Du hast sie doch nicht heimlich aufgenommen?»
    Jenny grinste überlegen. «Ich nicht. Das ging automatisch. Eigentlich wollte ich nur testen, ob mein System funktioniert …»
    «Was für ein System?»
    «Na, mein Überwachungssystem.» Jenny wirkte auf einmal nicht mehr ganz so selbstsicher. «Natürlich hätte ich dich vorher fragen müssen. Schon klar. Aber du warst immer so beschäftigt, und ich dachte, ich schau erst mal, ob es überhaupt hinhaut.»
    Veronika blieb vor Überraschung der Mund offen stehen. «Du hast, was …?», fragte sie ungläubig. «Bitte, sag mir jetzt nicht, du hättest in den Gästezimmern Videoüberwachung installiert!»
    «Nicht in allen. Nur im Dschungelzimmer.» Jenny senkte schuldbewusst den Blick auf den Teppich, bückte sich und las eine Fluse auf. «Ich wollte es doch nur ausprobieren.»
    Veronika ließ sich erschüttert auf die Bettkante fallen.
    «Tut mir leid.» Schüchtern legte Jenny eine Hand auf Veronikas Arm. «Ich konnte einfach nicht widerstehen …»
    «Wo hast du sie angebracht?»
    «In den Augen des Tigers. Deshalb wirken die Pupillen so echt. Aber kein Mensch achtet auf ein Bild.»
    Entschlossen erhob Veronika sich von der Bettkante. «Zeig mir das Video!», befahl sie und marschierte an Jenny vorbei aus dem Zimmer.
    «Also eigentlich ist es kein Video», berichtigte Jenny sie, während sie mit ihr Schritt zu halten versuchte. «Primitives Zeug für Anfänger! Ich habe eine Mini-Webcam installiert, die sich automatisch auf den Teil des Raums mit den meisten Bewegungen einstellt und dort aufnimmt. Das Ganze habe ich dann auf der Festplatte und kann es nach Belieben weiterverarbeiten wie einen ganz normalen Film.»
    Wider Willen beeindruckt schob Veronika einen Stuhl neben Jennys und sagte kurz: «Fang an!»
    Einige gezielte Tastaturbefehle und auf dem Bildschirm vor ihnen erschien das Bild aus dem Dschungelzimmer. Deutlich schärfer als die Aufnahmen aus einer der üblichen Überwachungskameras konnte man das Bett erkennen, auf dem sich eine Gestalt gerade unruhig hin und her wälzte. «Aha, Mascha

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