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Das Hotel (German Edition)

Das Hotel (German Edition)

Titel: Das Hotel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Calaverno
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lag, dass sie mit ihm russisch sprechen konnte, oder ob mehr dahintersteckte, konnte man noch nicht beurteilen.
    Vor sich hin lächelnd, machte Veronika sich daran, die Vorspeisenteller anzurichten.
    Was sie dazu beitragen konnte, Mascha und diesen Pariser Kunsthändler zusammenzubringen, das würde sie tun. Auch, wenn es bedeutete, mehr in der Küche zu stehen, als ihr lieb war.
    «Kann ich irgendetwas helfen?» Die schüchterne Frage riss sie aus ihren Überlegungen. Hinrichsen stand in der Küchentür und betrachtete mit schiefgelegtem Kopf das scheinbare Chaos. «Ich möchte nicht aufdringlich sein, aber mir scheint, Sie könnten ein weiteres Paar Hände ganz gut gebrauchen.»
    Ihren ersten Impuls, empört abzulehnen und ihn wieder hinauszuschicken, unterdrückte sie schleunigst. Er hatte recht, ein wenig Unterstützung war ihr sehr willkommen. Und Herbert Hinrichsen war nicht der Mann, vor dem sie sich genieren musste, das zuzugeben.
    «Wenn Sie mir Rucola waschen und schneiden könnten. Dann kann ich derweil schon die Tomaten füllen.»
    Fachmännisch machte er sich an die ihm zugewiesene Aufgabe, und eine Zeit lang arbeiteten sie in stummer Eintracht. Hinrichsen wusch, schleuderte und schnitt die feinen grünen Blättchen mit der Effizienz einer Maschine, während Veronika sich verbissen darauf konzentrierte, die Artischockencreme so in die Tomatenhälften zu streichen, dass sie zwar gut gefüllt, aber nicht verschmiert aussahen. Dabei vergaß sie fast, dass sie zu zweit in der Küche waren.
    «Die Küche ist nicht ihr eigentliches Arbeitsgebiet, nicht wahr?»
    Hinrichsens Bemerkung kam so unerwartet, dass Veronika zusammenfuhr und prompt kleckste.
    «Nein», antwortete sie und griff nach der Küchenpapierrolle. «Dafür ist eigentlich Mascha zuständig.»
    «Ist das die Dame, die ich vorhin mit dem Herrn aus Paris zusammen sah?»
    «Genau. Aber da Monsieur Godunow Russe ist, habe ich meine Freundin gebeten, ihm sein Zimmer zu zeigen. Sie ist nämlich auch Russin, wissen Sie», fügte sie hinzu, als ihr einfiel, dass ein Fremder das ja unmöglich wissen konnte.
    «Sie führen die Pension zu zweit?», erkundigte sich Hinrichsen mäßig interessiert und drehte energisch die Kurbel der Salatschleuder.
    «Zu dritt», berichtigte Veronika ihn geistesabwesend. «Jenny ist für alles zuständig, was mit Elektronik zu tun hat. Bei ihr wird gebucht, sie überprüft die Bonität und all so was.»
    «Erstaunlich», murmelte Hinrichsen vor sich hin, während er nach dem Messer griff. «Keine von Ihnen ist also vom Fach?», fügte er laut hinzu.
    «Sie meinen aus der Hotelbranche?» Veronika schnaubte leicht durch die Nase. «Nein, keine von uns. Wir haben uns einfach hineingestürzt, und es hat funktioniert.» Sie drehte sich erstaunt zu ihm um, als er begann, die Rucolablätter mit der Geschwindigkeit und der Geschicklichkeit eines chinesischen Kochs zu zerhacken.
    «Aber Sie haben doch bestimmt Koch gelernt!», rief sie aus und sah fasziniert zu, wie das große Hackmesser sich so rasend schnell bewegte, dass sie ihm mit den Blicken nicht mehr folgen konnte.
    «Unter anderem», sagte Hinrichsen bescheiden und schob das zerhackte Grün mit der Messerschneide in die bereitstehende Schüssel. «Was steht als Nächstes an?»
    Als die Übrigen zum Abendessen erschienen, war es dem reichgedeckten Tisch nicht anzusehen, dass Mascha erst in allerletzter Minute wieder in der Küche erschienen war.
    Jenny hatte sich wie so oft entschuldigt, und so waren sie nur zu fünft: die beiden Frauen und ihre drei männlichen Gäste. Fast automatisch teilte sich die Gesellschaft: Mascha und Godunow plauderten begeistert auf Russisch miteinander, während Veronika zwischen Hinrichsen und Lou eine oberflächliche Konversation zu vermitteln versuchte.
    Lou hatte Hinrichsen kritisch beäugt und ihr dann verächtlich zugeflüstert: «Bah, was für eine Vogelscheuche! Kannst du ihn nicht loswerden? Er wird uns zu Tode langweilen.»
    «Dann wirst du dich eben etwas anstrengen müssen», hatte Veronika leichthin erwidert und ihm einen strengen Blick zugeworfen. «Wehe, du beleidigst ihn!»
    «Was willst du dann machen? Mich rauswerfen?» Lou hatte ihr einen herausfordernden Blick zugeworfen. «Wenn ich nett zur Vogelscheuche bin, bist du dann nett zu mir?» Der Hintersinn der Frage war angesichts seines Blicks nicht misszuverstehen gewesen.
    Und plötzlich war Veronika wütend geworden. «Nicht hier und nicht so», hatte sie ihm zugezischt. Lou

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