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Das Hotel New Hampshire

Das Hotel New Hampshire

Titel: Das Hotel New Hampshire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Steinköhler; dann hatten beide - Vater und State o' Maine -genug, und sie fuhren wieder nach Hause. Doch eines Abends blieben die Steinköhler aus, und als nach einer Stunde immer noch keiner angebissen hatte, stand Vater auf, um den Bären zu seinem Maulkorb und seiner Kette zurückzubringen.
    »Komm jetzt«, sagte er. »Heute sind keine Fische im Meer.«
    State o' Maine rührte sich nicht von der Stelle.
    »Nun komm schon!« sagte Vater. Doch State o' Maine erlaubte auch nicht, daß Vater wegging.
    »Earl!« brummte der Bär. Vater setzte sich und angelte weiter. »Earl!« beschwerte sich State o' Maine. Vater warf wieder und wieder die Angel aus, er nahm einen anderen Blinker, er versuchte alles. Hätte er unten im Schlick nach Ringelwürmern graben können, dann hätte er den richtigen Köder gehabt, um mit der Angel in die Tiefe zu gehen und Schollen zu fangen, doch wenn Vater auch nur den Versuch machte wegzugehen, wurde State o' Maine sofort ungemütlich. Vater dachte daran, ins Wasser zu springen und an Land zu schwimmen, dann könnte er heimlich zum Hotel zurückgehen und Freud holen und dann mit seiner Hilfe - und mit Essensresten aus dem Hotel - State o' Maine zurückholen. Doch dann griff die Stimmung auch auf Vater über und er sagte: »Schon gut, schon gut, du willst also Fisch? Dann fangen wir eben einen Fisch, verdammt nochmal!«
    Kurz vor Morgengrauen kam ein Hummerfischer zum Steg herunter; er wollte hinausfahren, um seine Körbe einzuholen, und hatte einige neue Körbe bei sich, die er ins Wasser lassen wollte; zudem hatte er - unglücklicherweise - auch Köder dabei. State o' Maine roch die Köder.
    »Es ist wohl besser, Sie geben sie ihm«, sagte Vater.
    »Earl!« sagte State o' Maine, und der Hummerfischer gab dem Bären seine ganzen Köderfische.
    »Wir bezahlen natürlich dafür«, sagte Vater. »Umgehend.«
    »Ich weiß, was ich gern tun würde, ›umgehend‹«, sagte der Hummerfischer. »Ich würde gern den Bären in meine Körbe tun und ihn als Köder benutzen. Ich würde gerne zugucken, wie er von Hummern aufgefressen wird!«
    »Earl!« sagte State o' Maine.
    »Es ist wohl besser, Sie reizen ihn nicht«, sagte Vater zu dem Hummerfischer, der ihm beipflichten mußte.
    »Ja ja, er ist nicht besonders schlau, dieser Bär«, sagte Freud danach zu Vater. »Ich hätte Sie warnen sollen. Er kann komisch sein, wenn's ums Fressen geht. In den Holzfällercamps haben sie ihm zuviel gegeben; er bekam ständig zu fressen - lauter mieses Zeug. Und jetzt hat er manchmal plötzlich das Gefühl, er kriegt nicht genug - oder er will was zum Saufen oder so. Denken Sie immer dran: setzen Sie sich nie zum Essen, ohne ihn erst gefüttert zu haben. Er mag das nicht.«
    Vor seinen Auftritten bei den Gartenparties wurde State o' Maine also immer gut gefüttert - denn die weißen Leinentücher auf den Tischen waren reich mit Hors d'oeuvres, erlesenstem rohem Fisch und gegrilltem Fleisch beladen, und mit einem hungrigen State o' Maine hätte es Ärger geben können. Freud stopfte deshalb State o' Maine vor seiner Nummer, und der vollgefressene Bär war beim Motorradfahren ganz ruhig. Er hing friedlich, ja gelangweilt über der Lenkstange, als sei das größte körperliche Bedürfnis, das ihn überkommen würde, ein furchteinflößendes Rülpsen oder der Drang, seinen gewaltigen Bärendarm zu entleeren.
    »Es ist eine doofe Nummer, und ich zahle drauf«, sagte Freud. »Das ist hier alles zu fein. Es kommen nur Snobs her. Ich müßte irgendwo sein, wo die Leute ein bißchen simpler sind, wo sie Bingo spielen, nicht bloß tanzen. Ich sollte an Orten sein, wo es demokratischer zugeht - wo die Leute auf den Ausgang von Raufereien wetten, verstehen Sie?«
    Mein Vater verstand nicht, aber er muß über solche Orte gestaunt haben - wilder noch als das Weirs in Laconia oder selbst Hampton Beach. Wo es mehr Betrunkene gab und wo das Geld für eine Nummer mit einem dressierten Bären lockerer saß. Die Leute im Arbuthnot waren schlicht zu vornehm für einen Mann wie Freud und einen Bären wie State o' Maine. Sie waren sogar zu vornehm, als daß sie dieses Motorrad hätten würdigen können: die Indian aus dem Jahr 1937.
    Aber meinem Vater war klar, daß Freud keine Ambitionen hatte, die ihn hätten weglocken können. Im Arbuthnot verbrachte Freud einen angenehmen Sommer; nur war eben der Bär nicht zu der Goldmine geworden, die Freud sich erhofft hatte. Was Freud wirklich wollte, war ein anderer Bär.
    »Mit einem derart

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