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Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Zeit hatte, um alles auf schmutzige Tricks hin zu überprüfen. Außerdem legte Haddad mir wie immer eine bestimmte Vorgehensweise nahe, indem er einfach nur die entsprechende Frage stellte.
    Ich zwang mich, mich auf den Moment zu konzentrieren.
    »Ja«, erwiderte ich. Mit großen Schritten ging ich durch die Menge, erwiderte das gelegentliche Winken und Salutieren, das fast durchweg von Mitgliedern anderer Dienste kam oder den paar anderen Flottenoffizieren, die ebenfalls den Stern des Heldenmuts trugen. Die meisten anderen Flottenprinzen schienen alles daran zu setzen, mich zu ignorieren, damit sie ihre eigenen, unbedeutenderen Auszeichnungen ohne lästigen Vergleich feiern konnten.
    Außerhalb des Gartens, fern der Prinzenmenge, führte Haddad mich über ein Rasenstück zu einem Hohlweg, der von Hecken gesäumt war.
    »Meine Lehrlinge haben diesen Weg gesichert«, sagte er ruhig, während wir näher kamen. »Ich habe in diesem Augenblick eine weitere Mannschaft im Duellierraum – ebenso wie Prinz Atalins Meisterin Vivaldra. Könnt Ihr mir sagen, was Ihr bei Eurem Treffen mit Erzpriesterin Morojal erfahren habt?«
    »Ja«, sagte ich. Ich vertraute Haddad mehr als jedem anderen. Zumindest im Imperium. »Ich wurde zum Kandidaten für den Imperialen Thron erwählt.«
    »Aha«, sagte Haddad. »Das habe ich mir schon gedacht.«
    »Wirklich?«, fragte ich. »Ich hatte keine Ahnung.«
    »Mein erster Prinz war auch ein Kandidat, vor zweiundzwanzig Jahren«, erwiderte Haddad. »Prinz Emzhyl. Sie wurde als Regulantin auserkoren und wurde ein paar Jahre später Kandidatin. Ich erkenne Ähnlichkeiten in Euren Fähigkeiten und Eurer Laufbahn, Hoheit.«
    »Sie könnte der jetzige Imperator sein!«, rief ich.
    »Vielleicht«, pflichtete Haddad mir bei.
    »Weißt du etwas über die Aufgaben, die den Kandidaten gestellt werden?«, fragte ich neugierig.
    »Nein«, erwiderte Haddad. »Prinz Emzhyl sagte mir nur, sie sei als Kandidatin auserkoren … und am nächsten Morgen war sie fort, und ich wurde einem anderen Prinzen zugewiesen.«
    »Na gut«, seufzte ich. »Ich schätze, es ist zu viel verlangt, auf einen kleinen Wissensvorsprung zu hoffen.«
    »Ihr solltet Euch auf das bevorstehende Duell konzentrieren, Hoheit«, sagte Haddad. »Obwohl Ihr etwas Übung mit Bolzen-Kabel-Pistolen habt, fürchte ich, dass Ihr bei weitem kein Meister seid. Erinnert Ihr Euch an die Grundstrategien?«
    Ich nickte. Mit Bolzen-Kabel-Pistolen schoss man durchschlagende Bolzen ab, die in fast allem stecken blieben – Fleisch, Knochen, Stein, Bitech-Material – und ein unglaublich starkes, aber dünnes Kabel hinter sich her zogen. Es blieb mit der Pistole verbunden, bis der Schütze es kappte. Duelle mit dieser Waffe wurden auf einem Miniaturberg von zweihundert Metern Höhe ausgetragen, der in einem Duellierraum aufgeschüttet war. Der Berg mit seinen vier Gipfeln und den vielen Rissen und Spalten stellte ein anspruchsvolles Kampffeld dar, wo die Bolzen-Kabel-Pistolen ebenso fürs Klettern, Schwingen und Fortbewegen eingesetzt wurden wie fürs Schießen auf einen Feind. Jede Pistole enthielt zehn Bolzen und Bitech-Spinndrüsen, die fünfhundert Meter Kabel produzieren konnten.
    Wir würden beide auf einem der Gipfel des Minibergs antreten, gerade außerhalb der Reichweite der Bolzen-Kabel-Pistole. Derjenige würde gewinnen, der sich besser auf dem Berg bewegte und dem Feind nahe genug kam, um einen wirkungsvollen Schuss abzufeuern und ihn auszuschalten oder zu töten.
    In Atalins Fall wusste ich, dass es wahrscheinlich den Tod für sie bedeuten würde, wenn sie einen Fangschuss auf mich abgab – und wenn man Morojals Worten trauen durfte. Ich konnte nicht aufhören, daran zu denken, während ich neben Haddad herging. Das veränderte das ganze bevorstehende Duell.
    Würde ich meine eigene Schwester umbringen können? Meine Wut auf sie war verraucht, und ich musste erkennen, dass sie nicht schlimmer als irgendein anderer Prinz war. Vielleicht hatte sie dasselbe Potenzial wie ich, mit dem sie versuchte, etwas Besseres zu werden. Vielleicht hegte sie wie ich geheime Träume, sich aus dem Prinzenkäfig zu befreien und den Einschränkungen des Imperiums zu entfliehen …
    Ich blieb mitten im Gehen stehen, um darüber nachzudenken. Haddad huschte flink um mich herum, in der Erwartung, die Bedrohung zu sehen, die ich soeben wahrgenommen haben musste.
    »Es ist nichts, Haddad«, sagte ich. »Ich denke nur nach.«
    Ich dachte nach. Dachte, dass ich

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