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Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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geschmückte Zeremonialtor uns gegenüber zu, und als es sich öffnete, erhaschte ich einen Blick auf den Berg; Schneegestöber begann gerade herabzuwirbeln und meine Bitte um einen Schneesturm zu erfüllen.
    Haddad kehrte fünf Minuten später zurück, gerade als Atalin eintraf, begleitet von einem weiteren halben Dutzend Lehrlingen ihrer Meisterin Vivaldra.
    »Das Terrain ist annehmbar«, sagte Haddad. »Auch wenn ich anmerken muss, dass der Schneesturm nur fünfundneunzig Komma sechs Prozent des Standards erreicht hat, der in Prinz Eutrax’ Kodex Duello , dem vorgeschriebenen Regelbuch im Imperialen Kern, festgelegt ist.«
    »Ich bin sicher, dass das genügt«, sagte ich. »Prinz Atalin?«
    »Das sollte nicht ins Gewicht fallen«, erwiderte Atalin. Sie sah mich nicht an, sondern streckte die Arme aus, so dass Vivaldra ihr den Uniformmantel abnehmen konnte. Ich tat es ihr gleich, indem ich Haddad gestattete, meinen in Empfang zu nehmen. Atalin händigte anschließend den Lehrlingen verschiedene Waffen aus; ich folgte ihrem Beispiel mit meiner eigenen Bewaffnung.
    In Hemd, Hose und Zeremonialstiefeln standen wir schließlich einander gegenüber.
    »Ich bezeuge vor dem Imperialen Geist, dass ich keine Waffen ins Duell trage«, verkündete Atalin und wiederholte es noch einmal in Geistsprache.
    Ich gab dieselbe Erklärung ab.
    Ein Priester vom Aspekt des Gestrengen Schiedsrichters kam aus einer kleinen Tür zum Vorschein, die auf der Seite des Duellierraums verborgen war. Sie trug das volle Zeremonialornat, auch den lächerlich hohen Perückenhut, der auf ihrem Kopf aussah wie ein umgestülpter Weidenkorb, und zwei Bolzen-Kabel-Pistolen. Diese überreichte sie Haddad und Vivaldra, die jeweils beide untersuchten und der Priesterin dann zurückgaben. Sie kam auf Atalin und mich zu, verbeugte sich und präsentierte uns die Waffen.
    »Ihr wählt zuerst«, sagte Atalin.
    »Nein, nach Euch«, sagte ich, entschlossen, mich nicht weniger zuvorkommend zu geben.
    Atalin zuckte flüchtig mit den Achseln, nahm eine der Waffen und überprüfte sie mit verstörend schnellen Bewegungen.
    Ich nahm meine Pistole, checkte den Spannungsprüfer, den Bitech-Speicher, den Sicherheitsschalter und die Griffe. Alles wirkte normal, genauso wie bei den Pistolen, mit denen ich geübt hatte.
    »Als der Herausgeforderte werdet Ihr, Prinz Khemri, auf dem nordwestlichen Gipfel anfangen«, sagte die Priesterin zu mir. »Und Prinz Atalin auf dem südöstlichen. Seid Ihr bereit?«
    »Ja«, sagten wir einstimmig. Unsere Stimmen waren sich so ähnlich, dass sie wie eine klangen. Ich sah zu Atalin, aber sie erwiderte meinen Blick nicht, sondern studierte stattdessen gelangweilt die Decke.
    »Es wurden Stufen zu Euren Gipfeln aktiviert, Hoheiten«, sagte die Priesterin. »Sie werden wieder eingezogen, wenn Ihr Eure Ausgangspositionen erreicht habt. Der Imperiale Geist wird den Start des Duells verkünden. Geht nun.«
    Beide Flügel des massiven Zeremonialtors schwangen auf. Eine Einblendung zeigte an, dass ich die linke und Atalin die rechte Seite nehmen sollte. Zehn Meter voneinander getrennt, aber im Gleichschritt marschierten wir in den Schneesturm am Fuß des Miniaturbergs aus zerklüfteten Felsen.
    Durch das Schneegestöber sah ich den Anfang meiner Stufen, und sofort rannte ich hin und sprang darauf. Wer als Erster seinen Gipfel erreichte, würde wertvolle Zeit haben, den Berg zu erkunden und eine Strategie zu planen, bevor das Duell begann. Ich hatte die Absicht, dieser Erste zu sein.
    Vier Stufen auf einmal nehmend, raste ich nach oben. Der Schnee wirbelte um mich her, und ich musste beim Laufen Haut, Körpertemperatur und Sicht anpassen. Nach etwa dreißig Stufen riskierte ich es, ein paar Sekunden innezuhalten und meine Stiefel wegzuwerfen. Sie hatten kein geeignetes Profil für die vereisten Stufen, geschweige denn für den nackten Fels. Ich konnte die Kälte und kleinere Abschürfungen und Schnittwunden leichter ertragen als einen Absturz. Vor allem, weil ein Absturz vor Beginn des eigentlichen Duells nicht zu einem Unentschieden führen würde, sondern nur zu einem Aufschub.
    Ohne Stiefel konnte ich schneller laufen, denn meine nackten Füße fanden viel besser Halt. Und dennoch sah ich, als ich keuchend den Gipfel erreichte, Atalin genau im selben Moment ankommen.
    Die Stufen wurden unter mir eingezogen, und der Imperiale Geist begann in meinem Kopf zu sprechen.
    :Duell beginnt auf ‹los›. Drei   – zwei   – eins   – los «Siegel

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