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Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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lockerten. Ich wurde gegen die durchsichtige Membran geschleudert, die nun so hart wie eine gepanzerte Muschel war. Das Boot trudelte heftig, und ich spürte Wasser an Gesicht und Beinen.
    :Haltet die Luft an. Hier heißt es nun endgültig Lebewohl sagen. So oder so:
    Die mentale Stimme war sehr schwach. Es war das Letzte, was ich jemals von Haddad gehört habe. Ich vermute, dass er in vielerlei Hinsicht für mich wie der Vater war, den ich nie hatte, oder vielleicht wie ein weiser Onkel, der mit einem dummen Neffen gestraft war. Am Ende fing ich einen ähnlichen Gedanken von ihm auf, einen Moment der Trauer darüber, dass wir beide in unseren Imperialen Rollen gefangen waren. Er war traurig für sich und für mich.
    Ich befolgte Haddads letzten Ratschlag sofort und pumpte einige Male meine Lunge mit Luft voll, bevor ich den Atem anhielt – nur einen Augenblick, ehe das Wasser, das ich ins Boot zurückstürzen fühlte, es vollständig gefüllt hatte. Als das Wasser meinen Kopf erreichte, scannte ich erneut das Gehirn des Boots auf der Suche nach einem Nervenimpuls ab, der mich aus den Fängen seiner Pseudofühler befreien würde. Anfangs hatte ich keinen gefunden, aber nun war er da, so hell wie der Tag. Ich stach mental darauf ein, und das ganze Boot fiel auseinander, während die Pseudofühler zurückschnellten, als wären sie verätzt worden.
    Ich ruderte mit den Armen durch tiefes, lichtloses Wasser.
    Überall um mich her spürte ich das Psitech-Schreien und -Gelärm ertrinkender Prinzen. Und da wusste ich, was mit den meisten der tausend Imperialen Kandidaten geschah.
    Da meine Mechtech-Navigationssysteme und -sensoren deaktiviert waren, hatte ich keine Ahnung, wo oben war. Aber anstatt in eine beliebige Richtung zu schwimmen, hörte ich einfach auf, Arme und Beine zu bewegen, und ließ mich treiben. Auch trotz der verstärkten Knochen und all dem übrigen Zeug in mir wusste ich, dass ich Auftrieb hatte, und zwar noch mehr als sonst, denn meine Lungen waren voller Luft.
    Aber das war graue Theorie. Nach zwei Minuten – grob gerechnet, indem ich langsam zählte, da meine inneren Uhren nicht ansprachen – stellte sich Angst ein. Sie kam einer Panik sehr nahe, aber ich hielt sie in Schach, und langsam schwand sie und wich etwas, das fast so etwas wie das Ergeben in mein Schicksal war.
    Vielleicht war es gar nicht so schlimm zu ertrinken, verglichen damit, Imperator zu werden. Wenn ich diesen Wettbewerb tatsächlich gewann, war ich an etwas gebunden, das zu verachten ich gelernt hatte, zumal es im Wesentlichen bedeutete, ein Gefangener des Imperialen Geistes zu sein. Absolute Macht über das Imperium zu haben konnte mich nicht entschädigen für die Einschränkungen, die dem, was ich für meine Seele hielt, aufgezwungen werden würden. Seele – ein archaisches Wort, das ich bisher nie wirklich verstanden hatte.
    Aber welche philosophischen Gedanken auch immer mein ertrinkender Geist zu diesem Zeitpunkt hatte, mein Körper teilte sie nicht. Meine Augen erhaschten einen flüchtigen Blick auf Licht, über mir und zu meiner Rechten. Sofort und unter Aufbietung des letzten Fitzelchens Energie bewegte ich mich mit wild rudernden Armen und Beinen darauf zu, aber das Licht schien vor mir zurückzuweichen. Es fuhr fort, sichimmer weiter von mir zu entfernen, bis mein Kopf durch die Wasseroberfläche brach. Hustend und spuckend schnappte ich nach Luft. Gleichzeitig sah ich mich nach der neuen und schrecklichen Bedrohung um, die sich zweifellos gleich zeigen würde.

25
    Das Licht, das ich gesehen hatte, rührte von einem Streifen Bitech-Lumineszenz von einigen Metern Länge, der an der rohen Steindecke hoch über mir angebracht war. In seinem weichen Licht erkannte ich, dass ich in einer Höhle an die Oberfläche gekommen war, die entweder natürlichen Ursprungs war oder so aussehen sollte, als wäre sie es. Sie war im Wesentlichen rund, etwa zwanzig Meter im Durchmesser, und zunächst wirkte es, als ob der einzige Weg hinaus nur über einen erneuten Tauchgang unter Wasser führte. Was ich nun wirklich nicht mehr wollte.
    Dann bemerkte ich einen kleinen dunklen Fleck zu meiner Rechten, gleich über der Wasseroberfläche. Ich schwamm langsam darauf zu, oder besser gesagt: Ich ließ mich absichtlich in seine Richtung treiben. Endlich war ich dort und sah, dass es die Öffnung eines Tunnels war, der sich scharf nach oben wand. Der Tunnel war etwa so breit wie meine Schultern und glatt gebohrt – ein ziemlich deutliches

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