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Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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mehr Energieblitze schossen auf mich zu, nun aus allen Richtungen, und ich wand und überschlug und drehte mich – alles ohne bewusste Einflussnahme von meiner Seite –, um ihnen auszuweichen, und flog weiter zu meinem Bestimmungsort, welcher auch immer das sein mochte.
    Dann sah oder spürte ich ihn, da ich nicht ganz sicher war, wie ich dieses ganze Ding wahrnahm. Ich flog mit phasenverschobener Geschwindigkeit auf eine große Kugel aus blauweißem, hell leuchtendem Gas zu, das Quelle und zugleich auch irgendwie Ziel der Energieblitze war.
    In der nächsten Sekunde prallte ich auf der Oberfläche dieses Objekts auf, und alles wurde – nur für eine Sekunde – schwarz, begleitet von dem intensivsten Schmerz, den ich jemals gefühlt hatte. Einem Schmerz, der mitten in meinem Gehirn explodierte.
    :Willkommen im Imperialen Geist, Prinz Khemri:
    Die Stimme war leise, aber durchdringend. Sie bahnte sich den Weg durch etwas, das ich als mein eigenes mentales Stöhnen und Wimmern erkannte. Während sie in meinem Kopf weitersprach, ließ der Schmerz nach.
    :Verbindung hergestellt, Prinz Khemri «Kennung» aktuell störungsfrei laufend. Check. Check. Rückkehr in physische Gestalt:
    Plötzlich war ich wieder in meinem eigenen Körper; ich würgte und hatte Nase und Mund voller Fluidum, während ich in dem seltsamen Fluss trieb. Etwas berührte meine Brust; ich griff danach und hielt mich fest.
    Es war die Angelrute der Erzpriesterin. Ich umklammerte sie mit eiserner Hand, während sie mich mühelos aus dem Fluidum zog. Ich konnte noch die Gegenwart des Imperialen Geistes in meinem Hinterkopf spüren. Es war, wie neben jemandem zu sitzen, gelegentliche Bewegungen dieses Körpers zu fühlen und das leise Kommen und Gehen seines Atems zu hören. Ich wusste, dass ich dank dieser Verbindung, solange sie von meinen eigenen oder anderen Priestern aufrechterhalten wurde, den Imperialen Geist anrufen konnte, damit er als Zeuge dabei war, um mit meinen Augen zu sehen, mit meinen Ohren zu hören, zu fühlen, was ich berührte, zu erleben, was ich erlebte. Ich konnte mit dem Geist kommunizieren und über ihn mit anderen Prinzen – unabhängig von der Entfernung und vorausgesetzt, dass es dazwischen ausreichend Relaispriester gab.
    Information floss zu und von mir und durch mich hindurch. Ich war ein Knotenpunkt in einem Informationsnetzwerk von beispielloser Belastbarkeit und Differenziertheit. Ich konnte den Imperialen Geist zu jedem Thema befragen, konnte Daten über alles abrufen, wovon das Imperium wusste oder was es mich zumindest wissen lassen wollte.
    Ich war nun wahrhaftig ein Prinz des Imperiums.
    »Ja«, sagte die Erzpriesterin. »Das seid Ihr.«
    Ich sah sie argwöhnisch an.
    »Ich glaube nicht, dass Ihr meine Gedanken überwachen sollt, Großtante«, sagte ich steif. »Ebenso wenig sollte das überhaupt möglich sein.«
    »Sehr viele Dinge sind nicht so, wie Ihr dachtet, Hoheit«, sagte die Erzpriesterin. »Wir haben sehr wenig Zeit, bevor Ihr Euch beim Kommandanten der Akademie melden müsst. Verschwenden wir sie nicht. Zuallererst …«
    »Ich bin sicher, ich kann mich melden, wann immer ich mich dazu entschließe«, unterbrach ich sie. Ich war voller Selbstbewusstsein, nun, da ich mit dem Geist verbunden war, und wollte meine Überlegenheit zeigen.
    »Ich sagte, wir haben keine Zeit zu verschwenden«, wiederholte die Erzpriesterin. Blau blinkte das Fluidum in ihrem Kopf auf, und plötzlich wurde ich zu Boden gestreckt und lag keuchend am Flussufer neben meiner abgelegten Kleidung.
    »Aber … aber ich bin ein Prinz«, protestierte ich. »Ihr könnt doch nicht …«
    »Ich kann«, sagte die Frau. »Ich bin Eure Fürsprecherin vor dem Imperialen Geist. Ich bin der Schlüssel zu Eurer Erweiterung in allen Techs. Ich bin Eure Schirmherrin vor dem Imperator, ich bin ein zusätzlicher Bürge für Eure Loyalität.«
    »Davon hat mir niemand etwas gesagt«, murrte ich. Ich wünschte mir, nicht so erbärmlich zu klingen, aber es ist schwierig, würdevoll zu wirken, wenn man nackt ist und von irgendwo im eigenen Kopf heraus zu Boden gestreckt wurde. »Wer seid Ihr eigentlich?«
    »Mein Name ist Morojal, und ich bin Erzpriesterin des Imperators in Seinihrem Aspekt der Imperialen Erkennenden Hand. Hört mir gut zu.«
    »Ich … ich höre«, murmelte ich. Ich fragte mich insgeheim, womit der Aspekt der Imperialen Erkennenden Hand wohl befasst sein mochte. Bisher hatte ich noch nie davon gehört, und dabei dachte ich, ich

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