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Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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wiedererlangte. Ich griff langsam hinüber zu meiner ziemlich verkrusteten Unterwäsche und dem Bitech-verschleimten Vakuumanzug; es war sehr unappetitlich, aber besser als nichts. Als ich mit spitzen Fingern meine Unterhose an einem Zipfel hochhob, erschien plötzlich Haddad an meinem Ellbogen und hielt mir saubere Kleidung hin, darunter meine erste Imperiale Uniform: den tiefdunkelblauen Waffenrock mit den lila Biesen eines Offizierskadetten der Imperialen Flotte.
    Ich ließ die Unterhose fallen und sah mich um. Die Erzpriesterin Morojal war verschwunden, als hätte es sie nie gegeben, und ein viel älterer Priester stand mit niedergeschlagenen Augen auf der Brücke. Die Angelrute hatte sich mit der Erzpriesterin in Luft aufgelöst.
    »Der Kommandant, Prinz Huzand, erwartet Euch, Hoheit«, sagte Haddad. Er musste mich nicht nach meiner Verbindungmit dem Imperialen Geist fragen. Ich konnte spüren, dass Haddads mentale Präsenz Teil eines verbindenden Netzes war, zu dem eine nach außen gerichtete Verknüpfung mit dem Geist gehörte, auch wenn ich die Übermittlung über Haddad hinaus nicht durchschaute. Vermutlich wurde sie vorübergehend von Priestern der Akademie hergestellt – eine Aufgabe, die mit der Zeit die Priester meines eigenen Hauswesens übernehmen würden.
    »Dann sollte ich besser zu ihm gehen«, sagte ich, während ich mich ankleidete, meine Waffen in der neuen Uniform verstaute und sie verschloss. »Ähem, und was passiert danach?«
    »Normalerweise würde man Euch vor Beginn der Ausbildung an der Akademie eine Woche Urlaub oder mehr geben, um Euer eigenes Hauswesen zu gründen, Hoheit.«
    »Normalerweise? Was weißt du, Haddad?«
    »Ich habe keine definitiven Informationen, Hoheit«, antwortete Haddad. »Dennoch habe ich bereits festgestellt, dass diese Akademie nicht ganz nach orthodoxen Regeln geführt wird. Jeder kommandierende Prinz in so einer Situation hat einen beträchtlichen Ermessensspielraum, wie er die Flottenrichtlinien anwendet. Prinz Huzand scheint diesen Ermessensspielraum weiter als die meisten strapaziert zu haben, wahrscheinlich weil er weiter oben in der Kommandohierarchie protegiert wird von anderen Mitgliedern des Hauses Jerrazis.«
    »Aber er kann mich doch nicht ermorden lassen, oder?«, fragte ich, wobei ich mir außerordentliche Mühe gab, meine Besorgnis zu verbergen. Das unangebrachte Selbstvertrauen, das ich über die Jahre entwickelt hatte, war seit meinem Aufstieg zum Prinzen rapide geschwunden und hatte in der letzten Zeit herbe Dämpfer erfahren. »Oder mich bei einem Duell umbringen oder so?«
    Haddad antwortete nicht gleich, was nicht gerade zu meiner Beruhigung beitrug.
    »Ein Prinz kann keinen dienstjüngeren oder dienstälteren Offizier herausfordern, solange er im aktiven Dienst ist. Ebenso wenig legal wäre es, wenn ein dienstälterer Prinz Euch ermorden würde. Aber er kann rangniedere Prinzen indirekt beeinflussen. Am besten sollten wir davon ausgehen, dass diese Akademie doch nicht das sichere Territorium ist, als das ich sie eingestuft hatte. Und es wäre weise, die ganze Zeit über die Verbindung zum Imperialen Geist aufrechtzuerhalten.«
    »Das tue ich«, sagte ich. »Glaube ich jedenfalls … aber ich kann spüren, dass die Verbindung über dich und dann die Priester hier im Tempel geht. Was, wenn sie die Vermittlung beenden?«
    »Die Übermittlung wird nun von den Priestern Eures eigenen Hauswesens übernommen, Hoheit«, sagte Haddad. »Sie wurden Euch vor einigen Minuten zugeteilt, doch sie werden in der Übermittlungskette nicht als einzelne Individuen auftauchen, bis Ihr sie kennengelernt habt. Ab dann werdet Ihr in der Lage sein, ihnen Botschaften zu übermitteln, ohne dass ich Teil der Kette sein muss.«
    »Ich habe schon Priester? Das ist gut. Äh, wie viele sind es denn?«
    »Euch sind zwölf zugeteilt worden, was mehr als üblich ist, Hoheit«, sagte Haddad. »Die Anzahl sollte eigentlich zufällig sein, zumal sie von der Verfügbarkeit der Priester, der Zahl neuer Prinzen in der Gegend und so weiter abhängt. Trotzdem würden sich die meisten frischgebackenen Prinzen glücklich schätzen, im ersten Jahr mehr als einen Priester gewährt zu bekommen.«
    »Und ich habe zwölf?«
    Haddads Gesicht verriet keine Überraschung, aber für mich klang es nach einer großen Sache. Man hatte mir zwölfmal mehr Priester gegeben als einem gewöhnlichen Prinzen zu Beginn seiner Laufbahn? Vielleicht war ich noch ungewöhnlicher, als ich gedacht hatte.

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