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Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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der einer Waldlichtung auf der guten alten Erde nachempfunden war. Es gab einen blauen Himmel und eine künstliche Sonne, die warme Strahlen hinunter sandte zwischen hohe Bambusstangen und über das klare, dahinströmende Wasser eines Flusses zuckte, der aus einem unsichtbaren Schott hinter einem vorgetäuschten Hügel zu unserer Linken in den Bambuswald floss.
    »Geht«, sagte Haddad. »Ich werde hier auf Euch warten, Hoheit.«
    »Äh, dieses Allerheiligste ist genau wie das in meinem Kandidatentempel, oder?«, fragte ich. »Ich meine – es sieht anders aus, aber es gibt auch hier drin irgendwo einen Hohepriester … oder?«
    Haddad nickte und deutete auf einen unebenen Pfad, der am Rande des Flusses in den Bambuswald führte.
    »Imperialer Geist«, murmelte ich. »Zeit, sich zu verbinden. Dann mal los …«
    Ich folgte dem Pfad und betrat den Bambuswald. Nach etwa einem Dutzend Metern beschrieb der Fluss einen Bogen nach rechts und wurde breiter, während der Bambus sich lichtete, um auf eine freie Fläche zu münden.
    Eine kleine Brücke aus Stein führte über den Fluss, und mitten darauf saß eine Erzpriesterin mit einer Angelrute. Soweit ich wusste, begegnete man Erzpriestern nur im Imperialen Kern und keinesfalls in kleinen Tempeln zweitklassiger Flottenakademien am Rande des Imperiums. Aber mir wurde rasch klar, dass es rückblickend auf der Hand lag. Ich war ja nicht irgendein alter Prinz, deshalb wartete natürlich eine Erzpriesterin auf mich.
    Stolz trat ich vor, und meine Schritte ertönten laut auf den Holzbohlen des Pfads, der zur Brücke führte.
    An der Brücke angekommen blieb ich stehen. Die Erzpriesterin saß noch immer an Ort und Stelle, ihr Blick folgte der Angelschnur hinab ins Wasser. Sie verharrte völlig reglos. Die einzige Bewegung, die ich sah, war das Funkeln und Wirbeln des Fluidums in ihrem Kopf.
    »Äh, Großtante«, sagte ich, wobei ich das Kinn reckte und autoritär zu klingen versuchte. Schließlich waren selbst Erzpriester zumindest technisch gesehen den Prinzen des Imperiums untergeordnet. »Ich bin Prinz Khemri. Ich begehre … ich wünsche, mich mit dem Imperialen Geist zu verbinden.«
    Die Erzpriesterin drehte den Kopf zu mir. Sie sah nicht älter als Haddad aus, vielleicht nach vierzig oder fünfzig Erdenjahren, aber zweifelsohne war sie viel älter. Ihre Augen waren Bitech-Ersatzteile, und jedes besaß drei Pupillen, die innerhalb des Augapfels aus gelbem Gel wie verschrumpelte schwarze Johannisbeeren in einem Dreieck angeordnet waren.
    :Legt Eure Kleidung ab und geht in den Fluss, Prinz Khemri: , übermittelte sie mir und ließ den Blick dann wieder an ihrer Angelschnur hinab ins Wasser schweifen.
    Ich drehte mich um, nicht aus Anstand, sondern um den Pfad durch den Bambus entlang Ausschau nach Haddad zu halten und mich rückzuversichern. Aber er war nirgends zu sehen, und die Lichtung schien obendrein größer geworden zu sein. Ich erblickte in allen Richtungen noch mehr Bambusstangen und größere Bäume, und meine Beobachtungstech sagte mir, dass sie keine Projektion, sondern real waren. Entweder wurde die Kammer größer – was natürlich möglich war –, oder meine Systeme und mein Geist waren manipuliert worden.
    »Wenn Ihr Euch mit dem Imperialen Geist verbinden wollt, dann geht in den Fluss«, sagte die Erzpriesterin.
    Ihre Stimme war ruhig, klang aber autoritär. Sie sprach ohne einen Hauch von Ungeduld, doch ich spürte plötzlich, dass ich keine Zeit verlieren durfte. Auf meinen Befehl hin fiel der Anzug von mir ab; ich entfernte rasch meine Unterwäsche und schritt ohne noch einmal zu zögern in den Fluss.
    Fast sofort erkannte ich, dass das kein Wasser um mich her war, sondern eine Art klares Bitech-Fluidum. Einen Augenblick später verwandelte sich diese Erkenntnis in Angst, da ich die Kontrolle über meine Gliedmaßen verlor. Es gabkeine Vorwarnung; keiner der Abwehrmechanismen, die mir antrainiert, eingepflanzt oder eingeprägt worden waren, war aktiviert. Ich war einfach nur gelähmt und fiel vornüber in die rasch dahinströmende Flüssigkeit.
    Als mein Kopf untertauchte, schwand all mein Bewusstsein für die physische Welt des Tempels. Stattdessen fand ich mich plötzlich in ein Nichts versetzt, wo ich wie ein Projektil durch leeren Raum schoss; dabei drehte ich mich hin und her und wich verschiedenfarbigen, starken Energieblitzen aus, die auf mich zukamen. Alles geschah unglaublich schnell und immer noch schneller. Ich beschleunigte, und mehr und

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