Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)
Mein Selbstvertrauen und mein natürliches Überlegenheitsgefühl, die so lange in meinem Kandidatentempel gehätschelt worden waren, kehrten allmählich mit voller Kraft zurück.
Leider ist ein massiver Überschuss an Selbstbewusstsein nicht unbedingt etwas, das einen am Leben erhält.
»Es ist genauso … unüblich … dass alle Priester Eurer Hoheit einem einzigen Aspekt dienen – in diesem Fall dem Aspekt des Nach Innen Reisenden.«
»Du meinst, sie sind nicht vom Aspekt des Edlen Kriegers? Ich dachte, das hier ist ihr Tempel.«
Ich erwähnte nicht, dass die Erzpriesterin, der ich begegnet war, den Aspekt der Imperialen Erkennenden Hand führte. Später wäre noch genug Zeit dazu, unter privateren Umständen. Ich war sehr darauf gespannt, weil die Erzpriesterin gesagt hatte, dass ich Haddad davon erzählen durfte, und ich wissen wollte, was Haddad davon hielt – denn ich spürte, dass er die einzige Person war, der ich trauen konnte, und zwar dessentwegen, was er bereits getan hatte, um mich am Leben zu erhalten.
Außerdem war er mir wie alle Assassinenmeister direkt vom Imperialen Geist zugeteilt worden, was bedeutete: vom Imperator höchstselbst – daher war er doch sicher absolut vertrauenswürdig? Auch wenn ich im Moment ein wenig verwirrt war, nun, da ich selbst in Verbindung mit dem Imperialen Geist stand. Sprach wirklich der Imperator zu mir, wenn der Imperiale Geist in meinem Kopf ertönte? Es fühlte sich nicht wie ein Individuum an, so, wie wenn ein Priester mental mit mir kommunizierte. In gewisser Weise war es fast, als würde ich mir selbst beim Denken zuhören.
»In jedem Tempel halten sich Priester von anderen Aspekten auf«, erklärte Haddad. »Trotzdem ist jeder Tempel einem bestimmten Aspekt geweiht und wird von Priestern dieses Aspekts verwaltet.«
»Ich habe also ein Dutzend Priester vom Aspekt des Nach Innen Reisenden. Sie sind Psitech-Spezialisten, richtig? Flottenkommunikation und -kontrolle? So was in der Art würde Sinn machen.«
»Es schwächt Euer Hauswesen in Bitech und Mechtech, Hoheit«, sagte Haddad. »Auch wenn diese Schwäche vielleicht wettgemacht wird durch eine starke Verbindung mit dem Imperialen Geist. Wie dem auch sei, sobald Eurer Hoheit ein Quartier zugewiesen wurde, werdet Ihr Eure Priester treffen. Zur rechten Zeit, so hoffe ich, werden wir mehr Priester von anderen Aspekten zugeteilt bekommen, und ich werde Lehrlinge aus dem nächstgelegenen Tempel vom Aspekt der Schattenklinge anwerben.«
»Gut«, murmelte ich. »Äh, und wie bekomme ich mehr Priester? Wie viele darf ich überhaupt insgesamt haben?«
»Grundsätzlich ist die Zuteilung, wie schon erwähnt, ein wenig willkürlich«, erwiderte Haddad. »Mehr Priester können Euch von Euren Vorgesetzten in dem Dienst, dem Ihr beitretet – in diesem Fall in der Flotte – für bestimmte Aufgaben gewährt werden; oder vom Imperialen Geist als Belohnung und Anerkennung für besondere Leistungen. Bestimmte Imperiale Ehrenbezeigungen gehen ebenfalls mit priesterlichen oder anderen Zuteilungen zu Eurem Hauswesen einher. Beachtet bitte auch, dass Priester ebenso wieder abgezogen werden können. Was die Lehrassassinen betrifft, hängt ihre Anzahl vom Rang des Meisters ab.«
»Und wie viele Lehrlinge darfst du haben?«, fragte ich.
»Zwischen vier und achtundvierzig Lehrlinge, jeweils in Viererstaffelungen, Hoheit«, antwortete Haddad.
»Aber wie viele darfst du haben?«, wiederholte ich.
Haddad zögerte, was interessant war. Ich dachte, ein Assassinenmeister müsste die Fragen seines Prinzen ohne Zögern beantworten. Und auch seine Befehle unverzüglich ausführen.
»Sechsunddreißig, Hoheit«, sagte er so leise, dass der Priester auf der Brücke es nicht hören konnte. »Aber das solltet Ihr besser für Euch behalten.«
Haddad war also tatsächlich ein sehr ranghoher Assassinenmeister. Warum war er mir zugewiesen worden? Und warum hatte mir eine Erzpriesterin bei der Verbindung mit dem Imperialen Geist beigestanden, die Leiterin eines Aspekts, von dem ich weder gehört noch gelesen, ja nicht einmal etwas geahnt hatte?
All das war sehr rätselhaft, und langsam – um einiges langsamer, als es der Fall sein sollte – begann ich zu begreifen, dass ich viel mehr darüber wissen musste, was es eigentlich hieß, Prinz des Imperiums zu sein. Genau genommen musste ich viel mehr über das Imperium wissen.
Die Unbedarftheit meiner Jugend und die Arroganz, die sich bei mir im Verlauf meiner Prinzwerdung
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