Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)
entwickelt hatte, bildeten zusammen eine beeindruckende Barriere der Unwissenheit. Doch diese Barriere hatte nun feine Risse bekommen. Zumindest ahnte ich jetzt, dass ich vielleicht doch nicht das Beste war, das die Galaxie je zu sehen das Glück gehabt hatte, und dass ich in etwa so unwissend wie eine Kakerlake war. Hoffentlich würde ich mich trotz dieser Ignoranz als ebenso schwer auszurotten erweisen wie diese stumpfsinnigen, schwarzen Küchenschaben, die die Menschheit bisher noch auf jeden Stern begleitet hatten.
Wenn ich vorankommen oder auch einfach nur überleben wollte, musste ich um einiges schlauer werden.
Leider ist das Schlauerwerden nichts, was über Nacht passiert. Ich hätte viel mehr Intelligenz und Klugheit schon vor meiner nächsten Begegnung mit den Kräften brauchen können, die von nun an mein Leben formen sollten – in diesem Fall in Gestalt von Prinz Huzand, Kapitän der Imperialen Flotte und Kommandant der Nationalen Kwanantil-Flottenakademie.
4
Der Weg vom Tempel zur Flottenakademie war rasch zurückgelegt. Wir folgten einfach einem weiteren schlichten Tunnel, der in den Fels gebohrt worden war, bis er vor einem massiven Panzertor endete. Zwei Mechbi-Soldaten vor dem Portal standen stramm, als ich mich näherte, und der große Torflügel mit der Metall- und Bitech-Panzerung schwang auf. Der Gang auf der anderen Seite war hell erleuchtet und bestand aus perfekten rechten Winkeln, und die nackten Felswände waren nun mit glatten Bitech-Paneelen getäfelt; sie wurden immer wieder von Metallplatten unterbrochen, die diverse Zutrittsmöglichkeiten oder Notausrüstungslager markierten.
Auf dieser Seite befanden sich vier Mechbi-Soldaten, die Haltung annahmen, während sich ein gelangweilt dreinblickender Prinz in Kadettenuniform mit silbernen Epauletten hinter einem Bitech-Schreibtisch erhob, der gleichsam aus dem Boden gewachsen schien. Er skizzierte etwas in die Luft, das vermutlich ein Salut sein sollte. Ich erfuhr aus seiner mentalen Durchsage, dass er Prinz Janokh war, ein ranghoher Kadettenoffizier. Daher auch die silbernen Epauletten.
»Ihr kommt sechseinhalb Minuten zu spät, Kadett Khemri«, sagte er säuerlich. Er fasste mich genauer ins Auge und fügte hinzu: »Was ist das da auf Eurem Gesicht?«
Obwohl ich den Glibber abgewischt hatte, hatte er eine hellgrüne Spur auf meinem halben Gesicht hinterlassen – eine Spur, die die Behandlung mit irgendeinem Nanoreinigungsmittel erforderlich machen würde, um ganz zu verschwinden.
»Bitech-Zersetzungsgel«, antwortete ich. »Jemand hat auf der anderen Seite des Tempels versucht, mich zu ermorden. Ich werde es entfernen, bevor ich …«
»Dafür ist es jetzt zu spät«, sagte Prinz Janokh. »Der Kommandant hat bereits befohlen, dass Ihr Euch sofort melden sollt. Mordanschlag, hm? Für mich sieht es so aus, als wärt Ihr einfach nur in den Recyclingsumpf der Basis gefallen.«
»Nein, die Brücke, auf der ich war, wurde zer…«
»Hebt es Euch für Eure Biografie auf«, unterbrach mich Janokh. »Und macht, dass Ihr vorwärtskommt.«
Gleichzeitig sandte er mir Anweisungen, indem er den zurückzulegenden Weg als leuchtende Einblendung bereitstellte, die ich über meine Normalsicht ziehen konnte.
»Danke«, sagte ich.
Er erwiderte nichts darauf und wandte sich mit einstudierter Gleichgültigkeit wieder seinem Schreibtisch zu.
Während ich durch den weißen Gang eilte, dachte ich über meine ersten beiden Begegnungen mit Prinzen nach. Beide waren überraschend gewesen. Ich hatte nicht erwartet, Prinzen mit so untergeordneten Funktionen wie dem Befehligen von Mechbi-Soldaten betraut zu sehen. Und ich hatte ganz gewiss nicht erwartet, einen Prinzen als wenig ruhmreichen Türhüter an einem Schreibtisch sitzen zu sehen.
Alles, was ich bisher in Bezug auf Imperiale Prinzen gelesen oder gesehen hatte, stellte sie stets dar auf der Brücke gewaltiger Kriegsschiffe oder als Führungskräfte großer Betriebe, in einem glanzvollen Hauptquartier und umringt von aufmerksamen Priestern. Es war mir nicht in den Sinn gekommen, dass es Interimsphasen geben könnte, bevor ein Prinz des Imperiums jene Höhen der Macht erreichte.
Vielleicht konnte man es eine Art Erwachen nennen. Ich dachte intensiv über all das nach, als ich einen weiteren, ähnlich gesichtslosen Gang nahm, eine Steigleiter hinunterkletterte (nicht ohne sie zuvor selbst geprüft zu haben, bevor Haddad es tun konnte), ein weiteres Paar Mechbi-Soldaten und ein weiteres großes,
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