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Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Vorteil, aber oft waren es nur Jipru und Marmro, die Charoz folgten, und auch wenn Tyrtho behauptete, sie sei neutral, half sie mir in Wahrheit doch oft.
    Ich entdeckte zudem eine neue Strategie, die mir half, mich gegen Charoz zu wehren, als ich herausfand, dass ich, als ich vierundzwanzig Strafpunkte beisammen hatte, keine weiteren bekam – jedenfalls so lange nicht, bis die alten erloschen waren. Daher konnte ich immer ein wenig verspätet zum Unterricht erscheinen und in diesen paar Minuten Charoz’ Spind, Uniform oder Gerätschaften ruinieren. Die anderen, die Angst vor Strafpunkten hatten, verließen die Kaserne immer rechtzeitig, um sicherzugehen, dass sie nicht zu spät zur nächsten Stunde, Parade oder zu was auch immer kamen.
    Ich fragte mich, warum ich nicht mehr Strafpunkte bekam, nachdem sich vierundzwanzig angesammelt hatten, daher studierte ich einige interessante Forschungsreihen in der großen Datenmenge, mit der der Imperiale Geist zu den Flottenrichtlinien aufwarten konnte. So war der Geist – oft antwortete er nicht direkt auf eine Frage, sondern gab nur Hinweise darauf, wo die Antwort zu finden sein könnte, oder lud eine Riesenmenge an ungeordneten Daten ab, die tatsächlich durchgelesen oder mental sortiert werden mussten. In diesem Fall entdeckte ich, dass eine Untersuchung durch einen höheren Stab anberaumt wurde, wenn ein Kadett in jedem Quartal mehr als vierundzwanzig Strafpunkte erhielt. Weitere Nachforschungen zeigten, dass diese Untersuchung in meinem Fall vom Sektorenadmiral befohlen werden würde, einem Prinz Elrokhi, der Haus Tivand angehörte. Und eine Untersuchungdurch seinen Stab würde Kommandant Huzand voraussichtlich ganz und gar nicht gefallen.
    Aber es gab neben dem Strafpunktesystem noch weitere Strafen, und ich lernte sie bald kennen. Die einfachsten waren Strafexerzieren oder Straflektionen, zu absolvieren in der Zeit, die für die Kadetten theoretisch frei war; dazu gehörten halboffizielle Demütigungen, wie Böden zu schrubben oder die Mechbi-Wachen im Dienst zu begleiten und alles zu tun, was auch sie taten – was meistens hieß, die ganze Nacht neben einer Tür zu stehen und gelegentlich strammzustehen, wenn ein Prinz durchkam.
    Mir machten Strafexerzieren und -unterricht nicht allzu viel aus, denn ich stellte fest, dass sich beides – obwohl ich es nicht gern tat – günstig auf meine Klassenarbeiten und meinen Drillpunktestand auswirkte. Zudem lernte ich Dinge, die andere Prinzen niemals lernen würden.
    Zum Beispiel stellte sich das Herumhängen mit den Mechbi-Soldaten als sehr informativ heraus, auch wenn ich es hasste, vor meinen hinterhältigen Klassenkameraden salutieren zu müssen. Vor allem Charoz und Jipru verbrachten gern und oft eine ganze Stunde damit, vor der Wache hin und her zu gehen, damit ich Haltung annahm und hundert Mal strammstand.
    Doch ich erfuhr durch diese endlosen Wachen mehr über die Soldaten als durch die offiziellen, direkten Downloadlektionen wie »Einführung in Befehligung und Einsatz der Gewöhnlichen Mechbi-Infanterie«. Diesen Daten und den begleitenden virtuellen Übungen konnte ein Prinz entnehmen, dass Mechbi-Soldaten nicht viel mehr als Kampfroboter waren, die nur kampfrelevante Informationen kommunizierten und keinerlei Persönlichkeit besaßen. Aber indem ich Stunde um Stunde mit ihnen im Dienst verbrachte, als einer von ihnen mitlief und mich sogar (als zusätzliche Strafe) mitihnen in die Aufladekammern legte, fand ich heraus, dass es individuelle Unterschiede gab und – sehr wichtig! – dass sie sehr wohl untereinander kommunizierten. Tatsächlich hielten sie konstant ein einfaches Psitech-Geplapper aufrecht, das die meisten Prinzen nur als irritierendes mentales Summen wahrnahmen – eine Nebenwirkung der Befehligung von Mechbi-Soldaten.
    Doch das mentale Summen der Soldaten enthielt, wenn man es verstand, Bemerkungen über sie selbst und die Aufgaben, die sie hatten, sowie fortwährende Spekulationen darüber, wie viele Feinde sie umbringen würden, bevor sie selbst umgebracht würden. Soldaten, die bereits Feinde umgebracht hatten, waren allseits bekannt; ihre Seriennummern nahmen den Rang von Ehrennamen an.
    Interessanterweise gingen die Mechbi-Soldaten ganz selbstverständlich davon aus, dass sie fallen würden und dass dies nur eine Frage der Zeit wäre. Es berührte sie nicht; es war einfach ihr Schicksal. Soweit ich es vom Zuhören beurteilen konnte, zogen sie nie in Betracht, dass etwas anderes

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