Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)
mein Umfeld in mich aufnahm.
Und auch die grundlegende Vorsichtsmaßnahme hatte ich missachtet, die Waffe vor neugierigen Blicken zu verbergen. Mit prinzlicher Arroganz hatte ich sie nur überprüft, um herauszufinden, wie sie funktionierte, und sie dann in meinen Gürtel gesteckt, wo sie gut sichtbar war. Das Nächste, was dem Mann ins Auge fiel, war also seine eigene Waffe, die ihm offensichtlich in einem Moment der Unaufmerksamkeit entwendet worden war.
Wie ich bald herausfinden sollte, trugen die meisten Leute an diesem Ort mehrere Waffen bei sich. Er riss eine kurze Handfeuerwaffe aus seinem Mantel und richtete sie auf mich. Auch ich zog die Waffe, die ich ihm gestohlen hatte, und wunderte mich währenddessen darüber, dass sie sich noch nicht in meiner Hand befand und meine abgestumpften Reflexe so absurd langsam geworden waren.
Mir wäre ein ewiger Tod beschieden gewesen, wenn Elzweko nicht gewesen wäre. Etwas dröhnte zu meiner Rechten los, ich hörte das Rascheln von verdrängter Luft, und der Angreifer wurde, noch bevor er selbst feuern konnte, zurückgeschleudert auf den aufgeweichten Boden. Mein eigener Schuss einen Augenblick später fräste eine Linie in den geschmolzenen Schlamm ein Stück hinter der Stelle, an der er gestanden hatte, und zeigte, dass ich ihn ohnehin verfehlt hätte.
Elzweko packte mich am Arm und zerrte mich mit sich in eine dunkle Gasse zwischen zwei Gebäuden, die vor langer Zeit einmal Raumschiffe gewesen waren.
»Lauft!«, befahl er. »Er hat Freunde.«
Während wir durch die engen, matschigen Straßen rannten, sagte Elzweko, dass ich mir ein sehr schlechtes Ziel für meinen Raub ausgesucht hatte. Der Tote war ein Schiffskapitän, der nicht nur Freunde besaß, sondern eine ganze Besatzung, die mit ihm auch noch verwandt war.
»Betrachtet es so, als hättet Ihr einen Prinzen aus einem wichtigen Haus mit vielen Verbündeten umgebracht«, sagte Elzweko, als wir schließlich stehen blieben. Ich hatte keine Ahnung, wo wir uns befanden, abgesehen von der Tatsache, dass wir noch immer in der abgehalfterten Barackenvorstadt waren und nicht zwischen den ordentlicheren Blockhütten in der Nähe des Zentrums.
»Was soll ich also tun?«, fragte ich.
»Verändert Euer Aussehen«, sagte Elzweko. »Versteckt diese Waffe. Die Chancen stehen gut, dass Euch niemand gesehen hat oder seiner Crew Bescheid sagen wird. Versucht, am Leben zu bleiben.«
»Wie verändere ich …«, begann ich, doch Elzweko lächelte nur und schoss plötzlich hinauf in den Himmel, und das verhallende Winseln seines Antigravitationsharnischs klang in meinen Ohren wie ein unheilverkündendes Menetekel.
Ich dachte eine Sekunde lang über das nach, was er gesagt hatte, dann zog ich die obere Hälfte meines Overalls herunter und riss mir das hellblaue Unterhemd vom Leib, um es anschließend wieder über den weißen Overall zu ziehen. Die gestohlene Waffe steckte ich in eine Tasche am Oberschenkel und sah mir die »Wertgegenstände« an, die ich entwendet hatte. Sie stellten sich als Konservendose mit einer Notfallration heraus und eine Art Unterhaltungsgerät ohne Batterien.
Fünfzehn Minuten später, nachdem ein arrogantes Experiment meinerseits fast in einer weiteren Katastrophe geendet hätte – ich wollte einem Passanten befehlen, mir weitere Informationen zu geben –, stieß ich auf so etwas wie einen Markt aus vielen kleinen Ständen in der Nähe des zentral gelegenen Doms. Dort tauschte ich die Ration und das Gerät gegen eine bessere Verkleidung ein: einen Pelzmantel mit Kapuze, der wahrscheinlich aus echter Tierhaut bestand und nicht aus gezüchteter Bitech; und obendrauf gab es sechs Orrekas, um den Handel perfekt zu machen. Es war die Währung der Sternenstadt, verwunderlicherweise in Form von echten, physischen Sechsecken aus irgendeiner nicht Imperialen Bitech, in die Mechtech-Fasern eingeprägt waren. Diese hatten den Wert der Sechsecke in »Orreka-Scheiben« oder kurz »Orrekas« gespeichert, die offenbar das Geld eines Gemeinwesens vom nahen Rand des Systems war. Natürlich nur in der Simulation.
Sechs Orrekas reichten nicht aus, um irgendetwas Nützliches zu erwerben, wie ich bald herausfand. Ich dachte über Diebstahl und Mord nach, um mir mehr zu beschaffen, aber nach meiner anfänglichen Erfahrung kam ich zu dem Schluss, dass das keine so gute Idee war. Alle in der Sternenstadt, so schien es, waren bewaffnet, und viele von ihnen mochten ebenso gut einer Familiengruppe, Besatzung oder Bande
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