Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Ich hatte ebenfalls eine weiche Helminnenschale mit einem Visier aus bernsteinfarbener, durchsichtiger Bitech besorgt.
    »Das waren siebenundzwanzig Tage«, sagte Elzweko. »Es wird Zeit für den nächsten Quadranten. Ihr könnt mitnehmen, was Ihr gerade am Leib tragt.«
    Ich trug eine Handfeuerwaffe am Leib, und in meinem Stiefel steckte ein Messer. Meine Ersatzmunition, weitere Kleidung, ein einfaches Mediset, hochkonzentrierte Lebensmittel und andere Sachen befanden sich in einem kleinen Bündel. Ich hatte vorausgedacht und nützliche Dinge gesammelt, wann immer ich konnte.
    Ich hatte nur den Fehler gemacht, all das Zeug nicht bei mir zu tragen.
    »Ich berühre mein Bündel mit dem Fuß«, sage ich. »Zählt das auch?«
    »Nein«, sagte Elzweko. »Kommt mit. Die Simulation ist jetzt zu Ende.«
    Ich folgte Elzweko hinaus in die Kälte; als sich die frostige Luft sofort durch meine Kleidung, den Pelzmantel und alles andere biss, durchlief mich ein Schauer. Ich hatte sehr schnell gelernt, dass Kälte einen Menschen, wie ich nun einer war, umbringen kann.
    Ich hatte ebenfalls gerade gelernt, dass es eine gute Idee war, alles Überlebensnotwendige bei mir zu haben. Und nicht in einem Bündel.
    Ich erschauerte wieder, diesmal nicht so sehr wegen der Kälte.
    Elzweko interpretierte meinen zweiten Schauer falsch.
    »Der Dschungel wird Euch gefallen«, sagte er. »Dort ist es heiß.«
    Der Dschungel gefiel mir nicht. Es war heiß und sehr feucht, und um es noch schlimmer zu machen, fanden sich Spurenelemente in der Atmosphäre, die die Feuchtigkeit noch beißender wirken ließen. Es war an sich nicht gefährlich – oder jedenfalls nahm ich das an –, aber ich war froh um mein Visier. Stehen zu bleiben, um sich die Augen zu reiben, erhöhte in dieser Umgebung nicht gerade die Überlebenschancen.
    Elzweko machte sich diesmal nicht einmal die Mühe, länger zu bleiben. Sobald wir auf etwas gelandet waren, das man scherzhaft als Lichtung bezeichnen konnte, startete er wieder.
    »Haltet Ausschau nach dem sto…«
    »Dem was?«, rief ich ihm nach, aber was er antwortete, ging unter im Wummern meiner Waffe, denn ich musste das Feuer auf etwas eröffnen, das sich von einem der umstehenden Bäume herunterschwang, direkt auf meinen Kopf zu.
    Ich duckte mich weg, als es vorbeiflog, und gab einige weitere Schüsse auf seine Bauchgegend ab, da die ersten Schüsse auf das, was ich für seinen Kopf hielt, scheinbar nichts bewirkt hatten. Ich war mir nicht sicher, ob die zweite Salve erfolgreicher gewesen war, denn das Wesen schwang sich weiter, hinauf ins Blätterdach des Dschungels, wo ich es sofort aus dem Blick verlor.
    Ich wusste nicht, was ich gesehen hatte, nur dass es irgendwie humanoid war und ebenso violett wie die Stämme der Baumriesen, die mich umstanden. Sie bildeten ein ausuferndes, zusammenhängendes Blätterdach, das die (künstliche) Sonne fast vollständig abschirmte und ihr Licht zu einer Art bläulichem Dunst ausfilterte.
    Auf dem Weg nach unten hatte ich eine größere Lichtung gesehen, auf der vielleicht ein Gebäude oder eine Behausung stehen mochte. Ich hatte nicht lange genug einen Blick darauf werfen können, um mir sicher zu sein. Aber ich hatte ein wachsames Auge darauf gehabt und mithilfe der Sonne grob Peilung genommen. Die Sonne in der ersten Simulation hatte sich auf einer vorhersagbaren Bahn bewegt, daher hoffte ich, dass diese hier das auch tun würde, auch wenn es ziemlich schwer war, durchs Blätterdach zu sehen.
    Ich schätzte, dass ich vielleicht überleben würde, wenn ich es bis zum Einbruch der Nacht zu der Lichtung geschafft hätte.
    In früheren Zeiten, bevor ich sterblich gemacht wurde, hätte ich gute zehn Minuten damit vergeudet, mich zu beklagen und wüste Beschimpfungen gen Himmel zu richten. All das war ich nicht mehr. Während ich meine Waffe schussbereit in der rechten Hand hielt, zog ich mein Messer aus dem Stiefel, merkte mir den Stand der Sonne und brach ins Dickicht auf.
    Bei Einbruch der Dunkelheit besaß ich keinerlei Munition mehr und hatte drei tiefe Kratzer an meinem Arm, die sich anfühlten, als wäre Gift hineingeraten. Einer Schlingpflanze hatte ich das zu verdanken oder etwas, das ich für eine hielt, bevor es ausholte, um mich in eine plötzlich sich weit öffnende Samenkapsel von der Größe eines Einzelschiffs zu zerren.
    Doch ich erreichte die Lichtung. Es stand ein Gebäude darauf, genau in der Mitte. Ich lief darauf zu, während die Sonne schon unterging; je weiter