Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)
sie schwand, desto näher kroch eine Dunkelheit, die tiefer war, als ich es je erlebt hatte, und von schrecklichen Lauten aus dem Dschungel hinter mir begleitet wurde.
Vor lauter Panik rannte ich geradewegs gegen eine Wand und hätte mich beinahe selbst k.o. geschlagen. Die paar Sekunden der Orientierungslosigkeit, als ich keuchend am Boden lag, beruhigten mich. Der Dschungel lag hinter mir, die Laute des Schlagens und Matschens und Schlitzens waren mir nicht auf die Lichtung gefolgt, und die Wand, gegen die ich gerannt war, fühlte sich an wie die vertraute Imperiale Bitech eines gewöhnlichen Flottenschiffs.
Ich konnte rein gar nichts mehr sehen und tastete mich an der Wand entlang. Schließlich gelangte ich an einen Türrahmen. Indem ich ihm zunächst nach oben, dann horizontal und anschließend wieder nach unten folgte, stieß ich auf eine Steuereinheit. Es war ein Steckkontakt für einen Bitech-Analysator, aber ich fand, dass es keine so gute Idee war, den Finger hineinzustecken. Ich war nicht mehr zweifelsfrei als Prinz zu erkennen und erinnerte mich daran, dass dieser Körper kein typisch prinzliches Genprofil aufwies. Wenn dies ein Imperiales Gebäude war, waren gewiss Maßnahmen gegen Eindringlinge getroffen worden.
Stattdessen streckte ich meine reduzierten Psitech-Fühler aus – und traf sofort auf eine Psitech-Sperre, die in meinem Geist als dreidimensionaler, sechseckiger Gitterrost aus verschiedenen Ebenen mit über hundert Spielsteinen dargestellt wurde; sie befanden sich bereits auf verschiedenen Spielpositionen nach Spielbeginn. Ein goldener Stein blinkte auf und wartete auf meine Anweisungen.
Ich stöhnte auf, was dumm war, aber ich konnte nicht anders.
Es war eine Rätselsperre, das Spiel war mir unbekannt, und ich musste das unbeirrbare Bitech-Gehirn schlagen, das irgendwo tief in diesem Gebäude lauerte, damit es mir die Tür öffnete.
Etwas Großes schwirrte über meinem Kopf. Ohne meine erweiterten Sinne konnte ich nicht feststellen, wie nah es war, wie groß oder wie gefährlich. Ich kauerte mich noch näher an die Tür und lauschte, aber das Geräusch verklang.
Ich konzentrierte mich wieder auf das Spiel und verschaffte mir einen Überblick. Es schien eine Art Schach zu sein, denn es gab ein Dutzend verschiedene Spielsteintypen, von denen einige mehrfach vorhanden waren, andere nur einmal. Während ich sie mir ansah, dämmerte es mir, dass sie alle Sternenschiffe verschiedenen Typs repräsentierten und von klassischen Mechtech-Flugkörper- und Ellipsenformen des sehr frühen Imperiums bis hin zu den ausgefeilteren und vielfältigeren Formen jüngerer Zeit reichten.
Ich erkannte sogar einige Schiffe aus meiner Lektüre von Nachschlagewerken über Imperiale Schiffe in meiner Kandidatenzeit und aus den Heldentaten von Prinz Garikm wieder. Es gab zwanzig Kwygrel-Einzelschiffe, die schnell und tödlich, aber nicht gepanzert waren; acht Jorgnul-Beobachter, die so ziemlich das Gegenteil davon und massiv geschützt, aber langsam waren; weitere acht Schiffe, die so aussahen, als wären sie die Vorläufer der Yaotin-Schlachtschiffe, die ich kannte …
Der blinkende Spielstein war kein mir bekanntes Schiff, aber ich konnte seine Klasse von seiner Form ableiten. Es war ein Kundschafterschiff, geschaffen, um Wurmlöcher ausfindig zu machen … und noch während ich das dachte, sah ich undeutliche Linien von dem Spielstein ausstrahlen und sich den Weg durch die verschiedenen Spielebenen suchen.
Ich befahl ihm, einer der Linien zu folgen, und es jagte durch ein Dutzend Sechsecke sechs Ebenen nach oben. Weitere Linien, die weitere Wurmlöcher enthüllten, verzweigten sich von seiner Bahn aus. Einige davon führten zu gegnerischen Positionen, andere zu meinen eigenen Spielsteinen.
Ein silbernes Schlachtschiff bewegte sich, und eines meiner Einzelschiffe verschwand in einem aufblitzenden Regenbogen aus Licht.
Das Spiel hatte begonnen! Ich vergaß den Lärm im Dschungel und die beißende Feuchtigkeit, die an mir klebte, meine ungeladene Waffe und das viel zu kleine Messer. Stattdessen berechnete ich Positionen und Möglichkeiten und bewegte meine Spielsteine, als wären sie eine Flotte und die Zukunft des Imperiums hinge von meinem Kommando ab.
Einige Zeit später verflüchtigte sich der letzte silberne Spielstein in die Dunkelheit jenseits des Spiels, und ich spürte, wie sich die Tür ein winziges Stückchen von meiner Schulter weg bewegte. Ich drückte, und sie gab nach, bevor sie zur Seite
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