Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)
angehören. Da die Crew des Schiffskapitäns mir vermutlich ohnehin schon auf den Fersen war, konnte ich ganz bestimmt keine weiteren Feinde gebrauchen, die es auf mich abgesehen hatten.
Was tatsächlich der Fall war, wie ich rasch entdeckte, als ich zufällig hörte, wie zwei Männer und eine Frau vor mir gehende Passanten fragten, ob sie einen Mann in weißem Overall und mit einem Prang&Virl-Energiestrahler mit blauen Bitech-Griffen gesehen hätten. Sie verneinten, ebenso wie ich – aber ich zitterte, als ich vorbeiging, und ich wartete nur darauf, den plötzlichen, wilden Schmerz eines Stoßes oder eines mich durchlöchernden Schusses im Rücken zu spüren.
Ich verbrachte die nächsten drei Tage ständig in Bewegung, immer nur einen Schritt einer Gruppe voraus, die ich beobachtete und die zwei Frauen und drei Männer umfasste. Das ließ mir eine Menge Zeit, darüber nachzudenken, dass noch meine winzigste Handlung unter gewöhnlichen Leuten Konsequenzen hatte, möglicherweise fatale Konsequenzen – eine Vorstellung, die einem Prinzen ziemlich fremd war.
Die Sternenstadt war nicht sehr groß; nur ein paar tausend Einwohner lebten dicht gedrängt auf der Fläche eines mittelgroßen Imperialen Schlachtenkreuzers, und so war es schwierig, meinen Verfolgern aus dem Weg zu gehen.
Zum Glück schien niemand besonders geneigt zu sein, ihnen zu helfen. Die meisten Bewohner der Sternenstadt waren nur auf der Durchreise – Schiffsbesatzungen, die hier Zwischenstation machten (oder das zumindest glaubten, verdammt, wie sie waren, auf ewig dieselbe Simulation zu wiederholen), sowie Leute, die aus verschiedenen Gründen von ihren Schiffen zurückgelassen worden waren, und einige wenige, die sich bewusst dazu entschlossen hatten, in dieser erstarrten Welt zu bleiben.
Alle halfen einander nur, wenn es einen guten Grund dafür gab, entweder geschäftlicher oder emotionaler Natur. Etwa, wenn sie zur Familie gehörten oder zur Schiffscrew, was so gut wie dasselbe war, soweit ich das beurteilen konnte.
Nach einigen Fehlstarts erkannte ich, dass ich genügend Orrekas für Essen und Unterkunft verdienen konnte, indem ich einfach alte Imperiale Bitech oder Mechtech reaktivierte oder kleinere Reparaturen ausführte; meistens musste ich mich dazu nur meiner verbliebenen Psitech-Fähigkeiten bedienen, um die Geräte zum Laufen zu bringen. Wieder hätte ich beim ersten Mal beinahe einen üblen Fehler begangen, indem ich nicht genug Show darum machte, das Gehäuse öffnete und so weiter.
Aber ich lernte, meine Fähigkeiten zu verbergen, meinen Verfolgern, die sich nicht sicher waren, wen sie eigentlich suchten, immer einen Schritt voraus zu bleiben und mit den Leuten in der Sternenstadt mehr schlecht als recht auszukommen.
In vielerlei Hinsicht war das Wichtigste, was ich in dieser kalten, verfallenden Siedlung lernte, mein Denken neu zu orientieren. Ich musste mich so verhalten, als wäre jeder um mich herum ein Prinz, kein gewöhnlicher Mensch. Außerdem musste ich mich zwingen, langsamer zu werden und immer eine Einschätzung dessen vorzunehmen, was gerade vor sichging, anstatt nur zu reagieren, denn meine schnellen Reaktionen waren verdächtig in dieser Umgebung.
Es fiel mir nicht leicht, und ich war sehr froh, als Elzweko eines Nachmittags in der Tür des Frachtcontainers erschien, in dem ich wohnte; für dieses Privileg zahlte ich drei Orrekas pro Nacht an einen der örtlichen Bosse, die entweder eine Besatzung oder eine Familie oder die Kombination aus beidem kontrollierten.
»Nicht schießen«, sagte Elzweko, während er die Decke, die als Tür diente, beiseite schob.
Bis er drinnen war und ich sicher sein konnte, dass er allein kam, hielt ich meine Waffe auf ihn gerichtet. Es war nicht der Prang&Virl-Energiestrahler, den ich an meinem ersten Tag gestohlen hatte. Ich hatte ihn schon lange abgestoßen. Dies hier war eine einfache Waffe mit chemischem Pulver, die eine Ladung superdichtes Metall abfeuerte.
»Ihr habt Euer Äußeres recht gut verändert«, bemerkte Elzweko. Er setzte sich auf einen Kontrollsitz, der wahrscheinlich früher ein längst ausgemustertes Passagierschiff geziert hatte.
»Ja«, sagte ich. »Aber das meiste ist Dreck.«
Ich hatte noch immer den Pelzmantel, aber der Overall war den Weg des Energiestrahlers gegangen. Ich hatte ihn gegen einen viel weniger warmen, aber viel gewöhnlicheren, zweiteiligen Schiffsanzug eingetauscht, von der Art, wie ihn die meisten Einwohner der Sternenstadt trugen.
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