Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)
Zwischenstopp auf der Startplattform, um Euch einen Anzug zu besorgen«, sagte Elzweko. »Habt Ihr besondere Wünsche?«
Ich öffnete den Mund, um zu sagen, dass mir der Anzug egal war und ich mit allem zurechtkam; doch ich schloss ihn wieder, damit mein Denkprozess aufholen konnte.
»Ja«, antwortete ich. »Ich will ihn selbst aussuchen und vorher testen.«
Elzweko lächelte und nickte zustimmend.
»Vorwärts und hoch«, sagte er und startete.
Es war seltsam, wieder in einem Imperialen Schiff zu sein, selbst nur oben auf einer Aussichtsplattform in der luftigen Höhle, in der sich die Simulation abspielte. Das klingt absonderlich, ich weiß, da sich alle simulierten Quadranten ebenfalls innerhalb des Schiffs befanden. Aber es fühlte sich natürlich nicht so an, und nun ertappte ich mich bei dem Gefühl, irgendwie fehl am Platze zu sein – der Imperialen Wirklichkeit so nah und doch für immer von ihr abgeschnitten, es sei denn, ich bestand den Test, für den ich trainierte. Nicht zum ersten Mal bedauerte ich, von der Erzpriesterin Morojal auserwählt worden zu sein.
Elzweko öffnete den Spind, aus dem mein erster Overall gekommen war, aber diesmal ließ er mich hineintreten. An einer Wand hing ein Dutzend Vakuumanzüge. Viele waren von unterschiedlichem Typus und unterschiedlicher Herkunft, aber alle waren alt und ziemlich aufgetragen.
»Ihr habt fünfzehn Minuten«, sagte Elzweko. »Wählt klug.«
Ich lief die Reihe der Anzüge entlang und schaltete sie ein, was mich bei jedem durch die Fummelei an Schaltern und Schalttafeln zehn bis fünfzehn Sekunden kostete, mit Ausnahme des letzten, eines Naknuk-Bitech-Anzugs, der eine eigene, rudimentäre Intelligenz besaß. Ich machte mir keine Mühe mit diesem Anzug, denn er war für einen bestimmten Nutzer gemacht worden und erkannte seinen autorisierten Besitzer über einen Bluttest oder eine Hautabschürfung.
Aber zehn Minuten später, nachdem ich die anderen Anzüge Routinetests unterzogen hatte und alle aus dem einen oder anderen Grund durchgefallen waren, musste ich wieder zu dem Naknuk-Anzug zurückkehren.
Naknuks sprachen und schrieben im Grunde ein hochsprachliches Imperialisch, da sie sich erst vor vier- oder fünfhundert Jahren vom Imperium abgespalten hatten. Ich hatte nie die ganze Geschichte vom Imperialen Geist oder von jemand anderem in Erfahrung bringen können, doch die verfügbare autorisierte Version besagte im Wesentlichen, dass ein ganzes Haus aus etwa dreitausend Prinzen vor dem Imperium geflohen war, um quer durch die Galaxie eine Bitech-lastige Konföderation zu gründen und Psitech und Mechtech zu meiden. Natürlich war das Imperium weitergewachsen, und die Naknuks waren nicht so weit gekommen, wie sie vielleicht hätten kommen können, deshalb hatte es in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Zusammenstöße in einer Grenzregion gegeben, die mehrere tausend umkämpfte Systeme enthielt.
Ich konnte also problemlos die Informationen lesen, die auf der äußeren Bildhaut des Anzugs abgespielt wurden, aber das bestätigte mir nur, was ich schon vermutet hatte. Der Anzug, der sich selbst Ekumatorozikilinee nannte, war voll betriebsfähig. Aber er würde nur an seinem autorisierten Träger funktionieren, einem Sternenmajor Druzekh. Der wahrscheinlich schon lange tot war, da der Anzug zweihundert Jahre alt war.
»Drei Minuten«, sagte Elzweko.
Ich ging die Schaltpläne nochmals durch. Das eigroße Bitech-Hirn, das den Anzug steuerte, saß in einer kleinen Ausbuchtung am Rücken, gleich unter der Nackenkante des Helms. Ich besah es mir genau, konzentrierte meine Psitech darauf und streckte meine Fühler aus, um eine Verbindung herzustellen.
Es war wie Eintauchen in warmen Schlamm, der mich umfing und sich über mir schloss, alle äußeren Empfindungen abblockte und heftige Platzangst hervorrief, bei der mein Geist aufschrie und sich zurückziehen wollte. Aber das war nur eine typische Abwehrreaktion gegen das Wirken von Psitech, etwas, das mir schon als Kind im Psitech-Unterricht begegnet war. Ich machte weiter, brach durch in das einfältige Bewusstsein des Anzugs und prägte ihm ein, dass ich sein rechtmäßiger Besitzer war, Sternenmajor Druzekh, indem ich das genetische Profil des Naknuk durch mein eigenes ersetzte.
Ich kehrte aus dem Hirn des Anzugs zurück, als Elzweko sagte: »Zwei Minuten.«
Ich schickte Eckie, wie ich den Anzug getauft hatte, den Befehl, sich zu öffnen, und trat hinein. Der Anzug schloss sich um mich, das
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