Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)
ich. Was war hier los?
Eine Frau beugte sich über mich. Ich blinzelte, bis ich auf ihr Gesicht scharf gestellt hatte.
»Warum bin ich festgebunden?«, fragte ich. »Und dieser Kilgore hat mich unter Drogen gesetzt. Und das nach allem,was ich für euch getan habe – dass ich das Wurmloch verschlossen habe und so.«
»Wir sind dir dankbar dafür«, erwiderte die Frau. Ihr Haar war silberfarben, aber ihr Gesicht wirkte viel jünger und passte nicht dazu. Irgendwie verjüngt. Es gab viele Verjüngungstechs. Einige funktionierten besser als andere. »Es ist nur die Frage, was deine Identität und deine Motivation sind.«
»Was?«, fragte ich. »Ich treibe Handel. Mein Schiff ist explo…«
»Wir wissen, was du Raine erzählt hast«, sagte die Frau. »Aber es gibt etwas, das einfach nicht passt.«
»Was?«, fragte ich.
»Warum siehst du genauso aus wie der Prinz, der unsere Flotte zerstört hat?«, fragte die Frau.
»Was?«, fragte ich wieder, wobei ich versuchte, es mit dem verblüfften Stirnrunzeln nicht zu übertreiben. Innerlich kochte ich.
Ein Prinz, der genauso aussah wie ich? Das war doch nicht möglich … Dann verknüpfte mein langsames Gehirn ein paar Neuronen mehr miteinander, und mir fiel Atalin von der Akademie wieder ein. Die perfekte Kadettin, die wirklich so aussah wie ich und die vielleicht sogar meine Schwester war …
Aber wenn es tatsächlich Atalin gewesen war, warum hätte sie die Flotte ausgerechnet in diesem System hier vernichten sollen? Und warum hätte sie ein Bild von sich übermitteln sollen?
Ich spürte, wie Kälte sich in meinen Eingeweiden ausbreitete, während ich das durchdachte. Nichts davon wäre ein Zufall. Morojal manipulierte, indem sie mir eine Falle gestellt hatte, und Atalin vielleicht auch. Wollten sie meinen Eignungstest schwerer machen? Oder ging es um etwas Grundlegenderes?
»Du siehst genauso aus wie der Prinz in der Nachricht, die uns von dem Imperialen Schiff übermittelt wurde«, wiederholte die Frau. »Sie sagte, sie heiße Atalin. Warum siehst du so aus wie sie?«
Ich konnte erneut das Drücken einer Infusion in meinem Arm spüren. Irgendein Wahrheitsserum, vermutete ich, aber es wirkte noch nicht so, wie es das hätte tun sollen.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte ich rasch, um zu antworten, bevor die Drogen mich willenlos machten. Würden sie bei meiner nichterweiterten Ausgabe richtig wirken? Ich fühlte mich nicht unwiderstehlich dazu genötigt, die Wahrheit zu sagen, oder wenigstens noch nicht. »Vielleicht ist es ein Scherz. Mein Schiff muss nur Minuten vor dem Imperialen Schiff hereingekommen sein. Vielleicht hat sie mich gescannt und mein Gesicht als ihres ausgegeben. Ich meine, ich bin doch keine Frau, oder?«
»Bist du ein Prinz?«
Nicht in diesem Augenblick , dachte ich und war kurz in Panik, weil ich mich fragte, ob ich das laut gesagt hatte.
»Ein Prinz?«
Ich lachte und versuchte, noch heftiger zu lachen. Hysterie war besser als die Wahrheit. »Ein Prinz? Du machst wohl Witze. Sie sind … Superhelden … Ich bin nur ein Händler … Scanne mich, und du wirst es sehen – haben sie nicht innere Kraftwerke und Fingerstrahler und gepanzerte Köpfe und ich weiß nicht was, alles mögliche komische Zeug … Ich wünschte, ich hätte das …«
»Wir haben dich gescannt«, sagte die Frau. »Mehrmals.«
Morojal hatte mir versichert, dass es in diesem Körper nichts zu finden gab. Aber was, wenn sie gelogen hatte? Ich wollte die Möglichkeit gar nicht erst in Betracht ziehen, dass sie sich vielleicht geirrt hatte.
Ich spürte, wie das Medikament tiefer in mich eindrang, aber ich hatte die Kontrolle noch nicht verloren. Ich wusste, dass ich mich sehr gut fühlen würde, wenn ich einfach alles ablud und redete. Aber ich widerstand und versuchte, so gut es ging Halbwahrheiten von mir zu geben.
»Bist du ein Agent des Imperiums?«
»Nein«, sagte ich. Das stimmte so weit. Ich war kein Agent. Ich war ein Prinz.
»Bist du ein Feind von Kharalcha?«
»Nein.« Ich schüttelte den Kopf.
»Wie alt bist du in Erdenjahren – ungefähr?«
Warum wollten sie das wissen?
»Neunzehn, denke ich. Vielleicht zwanzig.«
Hinter der fragenden Frau murmelte etwas. Ich dachte, dass ich die Stimme kannte.
»Raine? Bist du das? Geht’s dir gut?«
»Ich stelle hier die Fragen!«, sagte die Frau, die mich verhörte. Sie hatte den Kopf abgewandt, sie sprach nicht mit mir. Offenbar glaubte sie, ich könnte sie nicht hören oder würde mich nicht daran
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