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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Griff wurde lockerer. Die Schritte entfernten sich. Die Tür ging zu, langsam, als bedauere sie es. Auch Schiffer lockerte den Griff und fragte in ruhigerem Ton: »Was hast du mit dieser Zeugin gemacht? Wie hast du sie verschwinden lassen?«
    »Mann, so war das nicht. Ich habe nichts verschwinden lassen ... «
    Schiffer trat zurück, um ihn besser ansehen zu können. Beauvaniers Gesichtsausdruck war merkwürdig sanft. Ein Mädchengesicht, mit tiefschwarzem Haar, Augen von kräftigem Blau. Er erinnerte ihn an eine irische Verlobte aus seiner Jugend. Eine schwarzhaarige Irin, keine klassische Rothaarige.
    Der Rapper-Bulle trug eine Baseball-Mütze, den Schirm im Nacken, vermutlich, um abgefahrener zu wirken.
    Schiffer ergriff einen Stuhl und zwang ihn, sich zu setzen: »Ich höre! Und ich will alle Details wissen.«
    Beauvanier versuchte zu lächeln, doch es gelang ihm nicht. »In dieser Nacht ist ein Streifenwagen einem BMW begegnet, Typen, die aus Gurdileks Hammam La Porte bleue kamen und... «
    »Das weiß ich alles längst. Wann hast du eingegriffen?«
    »Eine halbe Stunde später. Die Jungs haben mich angerufen. Ich bin bei Gurdilek zu ihnen gestoßen. Mit Leuten von der Spurensicherung. «
    »Hast du das Mädchen entdeckt?«
    »Nein, sie hatten sie vorher gefunden. Sie war klitschnass. Du kennst ja die Arbeit der Mädchen dort. Das ist... «
    »Beschreib sie mir.«
    »Klein, schwarzes Haar, mager wie ein Gerippe. Sie klapperte mit den Zähnen und murmelte unverständliches Zeug. Türkisch.«
    »Hat sie euch erzählt, was sie gesehen hatte?«
    »Nichts. Sie nahm uns nicht einmal wahr. Völlig traumatisiert, die Tusse.«
    Beauvanier log nicht, seine Stimme klang ehrlich. Schiffer ging im Zimmer auf und ab und sah ihn dabei unentwegt an. »Was ist deiner Meinung nach in dem türkischen Bad passiert?«
    »Weiß ich nicht. Eine Erpressungsgeschichte. Typen, die den anderen Angst einjagen wollten.«
    »Erpressung bei Gurdilek? Wer würde sich mit ihm anlegen?«
    Der Beamte zog seine Lederjacke zurecht, als wenn es ihn am Kragen juckte. »Bei den Türken weiß man nie. Vielleicht ist eine neue Bande im Viertel aufgekreuzt. Oder eine Kurden-Geschichte. Mann, das ist ihr Business. Gurdilek hat nicht mal Klage eingereicht. Wir haben ein Verfahren eingeleitet und... «
    Eine neue Erkenntnis verblüffte ihn. Die Männer vom Hammam hatten weder von Zeyneps Entführung noch von den Grauen Wölfen gesprochen. Beauvanier glaubte also tatsächlich an seine Theorie einer Erpressungsgeschichte. Niemand hatte eine Verbindung zwischen dem einfachen »Besuch« im türkischen Bad und der Entdeckung der ersten Leiche zwei Tage später hergestellt.
    »Was hast du mit Sema Gokalp gemacht?«
    »Auf dem Polizeirevier haben wir ihr einen Mantel und Decken gegeben. Sie zitterte am ganzen Körper. In ihren Rock war ihr Pass eingenäht. Sie hatte kein Visum, nichts. Ein echter Fall für die Ausländerbehörde. Ich hab denen per Fax einen Bericht geschickt. Ich habe auch einen zum Generalstab geschickt, zur Place Beauvau, um mich abzusichern. Wir brauchten nur noch zu warten.«
    »Und dann?«
    Beauvanier seufzte, er schob seinen Zeigefinger unter den Kragen: »Sie hat weiter gezittert. Es war total krass. Ihr schlugen die Zähne aufeinander, sie konnte nichts essen, nichts trinken. Um fünf Uhr morgens hab ich beschlossen, sie nach Sainte-Anne zu bringen.«
    »Warum du und nicht die von der Streife?«
    »Diese Arschlöcher wollten sie in eine Zwangsjacke stecken. Und... Ich weiß nicht... Irgendwas war mit dem Mädchen... Ich habe einen kurzen Bericht geschrieben und sie weggefahren.«
    Seine Stimme erlosch. Unaufhörlich kratzte er sich den Nacken. Schiffer sah tiefe Aknenarben. Drogenfreak, dachte er.
    »Am nächsten Morgen hab ich die zuständige Abteilung angerufen und an das Krankenhaus verwiesen. Mittags riefen sie an. Sie haben das Mädchen nicht gefunden.«
    »War sie abgehauen?«
    »Nein. Es waren schon andere Kollegen gekommen, um sie abzuholen. Um zehn Uhr morgens.«
    »Was für Kollegen?«
    »Du wirst es nicht glauben, wenn ich dir das erzähle.«
    »Probier's trotzdem.«
    »Nach dem, was der Dienst habende Doktor sagt, waren es Jungs von der DNAT.«
    »Der Anti-Terror-Abteilung?«
    »Ich hab es selbst nachgeprüft. Sie haben einen Übergabeschein vorgelegt. Alles streng nach Vorschrift.«
    Schiffer hätte sich für seine Rückkehr in den Schoß der Familie kein besseres Feuerwerk vorstellen können. Er setzte sich auf eine Ecke des

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