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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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pochten heftig. »Nichts war sie. Nur eine Arbeiterin, die sich nicht mehr erinnern konnte und...«
    »Hast du ihre Klamotten, ihre Papiere und persönlichen Dinge aufgehoben?«
    Er verneinte mit einer Handbewegung.
    »Es wurde alles vernichtet. Zumindest glaube ich das.«
    »Prüf es nach!«
    »Es sind die Sachen einer Arbeiterin. Da ist nichts Interessantes dabei, um... «
    »Nimm dein verfluchtes Telefon und prüf es nach! «
    Charlier ergriff den Hörer. Nach zwei Gesprächen brummte er: »Kaum zu glauben, aber die Idioten haben vergessen, ihre Kleider zu vernichten.«
    »Wo sind sie?«
    »Im Dépôt de la Cité. Beauvanier hatte dem Mädchen neue Klamotten verpasst. Die Jungs von Louis-Blanc haben die alten in der Präfektur gefunden. Niemand hat daran gedacht, sie abzuholen. So sieht meine Elitebrigade aus.«
    »Unter welchem Namen sind die Sachen registriert?«
    »Sema Gokalp. Bei uns macht man keine halben Dummheiten.«
    Er griff nach einem Formular und füllte es aus. Sesam-öffne-dich für die Polizeipräfektur.
    Zwei Raubtiere, die sich die Beute teilen, dachte Schiffer.
    Der Kommissar unterzeichnete das Blatt und schob es über den Tisch.
    »Ich gebe dir eine Nacht Zeit. Wenn es den geringsten Ärger gibt, benachrichtige ich die Dienstaufsichtsbehörde.«
    Schiffer steckte den Passierschein ein und stand auf: »Du wirst doch wohl nicht den Ast absägen, auf dem wir beide sitzen.«

Kapitel 47
     
    Es wurde Zeit, den Kleinen ins Bild zu setzen. Jean-Louis Schiffer ging die Rue du Faubourg-Saint-Honoré hinauf, bog in die Avenue Matignon und fand eine Telefonzelle am Kreisverkehr der Champs-Elysées. Der Akku seines Mobiltelefons war immer noch leer.
    Nach dem ersten Klingeln brüllte Paul Nerteaux: »Schiffer, mein Gott, wo sind Sie?«
    Seine Stimme zitterte vor Wut.
    »Im 8. Arrondissement.«
    »Es ist fast Mitternacht. Was haben Sie getrieben? Ich hänge hier bei Sancak rum und... «
    »Eine völlig verrückte Geschichte, ich habe eine Menge Neuigkeiten.«
    »Sind Sie in einer Zelle? Ich suche mir eine und rufe Sie zurück. Mein Akku ist am Ende.«
    Schiffer legte auf und fragte sich, ob die Polizei mangels aufgeladener Li-Ion-Akkus nicht eines Tages die Verhaftung des Jahrhunderts vermasseln würde. Rasch öffnete er die Tür der Telefonzelle, er erstickte beinahe am Geruch der Minze.
    Die Nacht war mild, kein Regen, kein Lufthauch. Er beobachtete die Passanten, die Einkaufspassagen, die großen Gebäude aus Quadersteinen. Ein ganzes Leben in Luxus und Komfort, das ihm entgangen war, aber vielleicht rückte es bald in greifbare Nähe...
    Es klingelte in der Zelle. Schiffer ließ Nerteaux nicht zu Wort kommen: »Wie weit bist du mit deinen Polizeistreifen?«
    »Ich habe zwei Mannschaftswagen und drei Wagen mit Funk«, antwortete er stolz. »Zweiundsiebzig einfache Polizisten und Spezialeinheiten durchsuchen das Viertel. Ich habe das Gebiet zur Gefahrenzone erklärt. Allen Kommissariaten und Polizeistationen des 10. Arrondissements habe ich das Phantombild geschickt. Sämtliche Kneipen, Bars und Vereinslokale werden durchsucht. Es gibt niemanden in der Kleinen Türkei, der das Bild nicht gesehen hat. Ich will gleich noch schnell zur Polizeistation vom 2. Arrondissement und ... «
    »Vergiss das alles.«
    »Was?«
    »Zu spät, Krieg zu spielen. Es ist das falsche Gesicht.«
    »WAS?«
    Schiffer holte tief Luft: »Die Frau, nach der wir suchen, hatte eine Gesichtsoperation. Deshalb können die Grauen Wölfe sie nicht finden.«
    »Haben Sie Beweise dafür?«
    »Ich habe sogar ihr neues Gesicht. Alles passt zusammen. Sie hat sich für mehrere zehntausend Franc eine Gesichtsoperation machen lassen, um ihre frühere Identität zu verbergen. Ihre körperliche Erscheinung hat sie total geändert. Sie hat sich das Haar schwarz gefärbt und zwanzig Kilo abgenommen. Und vor einem halben Jahr ist sie im türkischen Viertel untergetaucht.«
    Einen Moment war es still. Als Nerteaux wieder zu sprechen begann, hatte seine Stimme ein paar Dezibel verloren: »Wer... wer ist sie? Woher hatte sie das Geld für die Operation?«
    »Keine Ahnung«, log er. »Doch eine einfache Arbeiterin ist sie bestimmt nicht.«
    »Was wissen Sie sonst noch?«
    Schiffer überlegte ein paar Sekunden, dann erzählte er alles. Er berichtete von der Razzia der Grauen Wölfe, die die falsche Beute erwischt hatten; von Sema Gokalp im Schockzustand und ihrer Haft in Louis-Blanc und von der Verlegung nach Sainte-Anne; von der Entführung durch Charlier

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