Das Imperium der Woelfe
gelassen hatten, Empire.
Auf der Freitreppe kamen zwei Offiziere in Uniform auf ihn zu. Schiffer nannte Charliers Namen. Kein Zweifel, der Bulle in Zivil würde um zweiundzwanzig Uhr im Schein seiner Schreibtischlampe noch irgendwelche Komplotte schmieden.
Einer der Bewacher telefonierte, ohne Schiffer aus den Augen zu lassen. Der Mann wartete die Antwort ab, wobei er den Besucher noch aufmerksamer musterte. Dann führten ihn die Männer durch einen Metalldetektor und durchsuchten ihn.
Schließlich durfte er durch die Veranda gehen und stand in einer steinernen Halle. »Erste Etage«, hieß es.
Schiffer ging auf die Treppe zu, seine Schritte hallten nach wie in einer Kirche. Zwischen zwei schmiedeeisernen Leuchtern führten ausgetretene Granitstufen am Fuße eines marmornen Treppengeländers nach oben.
Schiffer lächelte. Am Dekor sparten die Terroristenjäger nicht.
Die erste Etage war moderner ausgestattet: gebeizte Holztäfelung, Mahagoni-Wandleuchter, brauner Teppichboden. Am Ende des Flurs ein letztes Hindernis: das Kontrollgitter, das den wahren Status des Kommissars Philippe Charlier verriet.
Hinter einem blinden Fenster vier Bewacher in schwarzer schusssicherer Ausrüstung. Sie trugen Kampfanzüge, in denen verschiedene Faustfeuerwaffen steckten. Magazine, Granaten und andere Scherze. Jeder von ihnen trug eine Maschinenpistole der Marke Heckler & Koch.
Schiffer ließ sich erneut durchsuchen. Charlier wurde benachrichtigt, diesmal über Funk. Endlich erreichte Schiffer eine Massivholz-Doppeltür mit eingelassener Kupferplatte. Unnötig, in dieser Atmosphäre anzuklopfen.
Der Grüne Riese saß in Hemdsärmeln hinter einem Schreibtisch aus massiver Eiche. Er stand auf und zeigte ein breites Grinsen: »Schiffer, alter Knabe ...«
Ein schweigsamer Händedruck, während sich die beiden Männer gegenseitig abschätzten. Charlier hatte sich nicht verändert: einen Meter fünfundachtzig, über hundert Kilo. Ein freundlicher Fels mit gebrochenem Nasenbein und einem Bärenschnurrbart, der trotz seiner gehobenen Stellung eine Waffe am Gürtel trug.
Schiffer fiel die Qualität seines Hemds auf. Himmelblau mit weißem Halskragen, das berühmte Modell von Charvet, Place Vendôme. Doch trotz seiner Bemühung um Eleganz verströmte das Gesicht des Polizisten etwas Furchterregendes; eine körperliche Kraft, die ihn auf eine andere Stufe stellte als den Rest der Menschheit. Am Tag der Apokalypse, an dem der Mensch sich nur noch mit bloßen Händen verteidigen könnte, wäre Charlier einer der Letzten, der sterben würde ...
»Was willst du?«, fragte er und ließ sich wieder in seinem Ledersessel nieder. Er sah seinen zerlumpten Gesprächspartner herablassend an und strich mit den Fingern über Akten, die sich auf seinem Schreibtisch stapelten. »Ich habe ziemlich viel zu tun.«
Schiffer spürte, dass Charliers Gelassenheit nur gespielt war. In Wirklichkeit schien er äußerst nervös. Ohne der Aufforderung zu folgen, Platz zu nehmen, holte Schiffer zum Angriff aus: »Am vierzehnten November 2001 hast du die Zeugin eines Hausfriedensbruchs in einem Unternehmen fortbringen lassen. Die Sache fand in der Porte bleue statt, einem türkischen Bad im 10. Arrondissement. Die Zeugin hieß Sema Gokalp, und Christophe Beauvanier war für den Fall zuständig. Das Problem ist, dass niemand weiß, wo du die Frau hingebracht hast. Du hast ihre Spuren ausgelöscht, hast sie verschwinden lassen. Deine Gründe sind mir schnuppe. Wen juckt's? Ich will nur eines wissen: Wo ist sie jetzt?«
Charlier gähnte ostentativ, was gut gespielt war, doch Schiffer konnte zwischen den Zeilen lesen: Das Ungeheuer war verblüfft. Man hatte eine Bombe auf seinem Schreibtisch platziert. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, sagte er schließlich. »Warum suchst du diese Frau?«
»Sie hat mit einer Sache zu tun, um die ich mich kümmere.«
Der Kommissar nahm einen rechthaberischen Ton an: »Schiffer, du bist im Ruhestand.«
»Ich habe wieder angefangen zu arbeiten.«
»Welcher Fall? Welche Abteilung?«
Schiffer wusste, dass er, wollte er nur die kleinste Information erhalten, Gegenleistungen erbringen musste. »Ich ermittele im Zusammenhang mit den drei Morden vom 10. Arrondissement.«
Charlier verzog das Gesicht: »Die zuständige Dienststelle der Kriminalpolizei kümmert sich um den Fall. Wer hat dich beauftragt?«
»Paul Nerteaux, der die Ermittlungen leitet.«
»Und was hat das mit deiner Sema Sowieso zu tun?«
»Es ist dieselbe
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