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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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dieser Sache zu tun hat, lässt einen politischen Hintergrund vermuten, der völlig im Dunkeln bleibt: Warum haben diese Männer das Schokoladengeschäft aufgesucht, bewaffnet mit Sturmgewehren und halbautomatischen Pistolen? Warum waren auch Polizisten in Zivil, Offiziere der Anti-Terror-Abteilung, am Ort des Geschehens? Verfolgten sie die Spur der drei Kriminellen? Es ist bekannt, dass sie den Laden seit mehreren Tagen überwachten. Bereiteten sie einen Hinterhalt vor, um Türken, die den Laden verließen, zu verhaften? Warum das hohe Risiko? Warum eine Verhaftung auf offener Straße, zu einem Zeitpunkt, da viele Menschen unterwegs sind - und ohne irgendwelche Sicherheitsmaßnahmen? Die Pariser Staatsanwaltschaft hat wegen dieses ungewöhnlichen Vorgehens eine interne Untersuchung angeordnet.
    Nach unseren Quellen gibt es bereits eine heiße Spur. Die Schießerei in der Rue du Faubourg-Saint-Honoré könnte mit den Mordfällen zu tun haben, von denen unsere gestrige Ausgabe berichtete: die Entdeckung der Leiche des pensionierten Inspektors Jean-Louis Schiffer auf dem Père-Lachaise am Morgen des einundzwanzigsten März und die der Leichen des Polizeihauptmanns Paul Nerteaux sowie des Schönheitschirurgen Frédéric Gruss am selben Tag in einer Villa in Saint-Cloud. Nerteaux ermittelte im Mord an drei nicht identifizierten Frauen im 10. Arrondissement von Paris, die in den letzten fünf Monaten geschahen. In diesem Zusammenhang hatte er Jean-Louis Schiffer um Rat gefragt, einen Fachmann für das türkische Viertel in Paris.
    Diese Mordserie könnte im Zentrum einer Affäre stehen, in der Kriminalität und Politik eng verflochten sind und die von den Vorgesetzten Paul Nerteaux und dem Untersuchungsrichter Thierry Bomarzo übersehen worden ist. Diese Vermutung wird durch die Tatsache gestützt, dass der Polizeikommissar eine Stunde vor seinem Tod einen Durchsuchungsbefehl für die Firma Matak in Bièvres beantragt hat. Akarsa ist einer der Hauptaktionäre dieses Unternehmens. Als die Ermittler Clothilde Ceaux, der wichtigsten Zeugin der Schießerei, sein Foto vorlegten, hat sie ihn eindeutig erkannt.
    Die andere Schlüsselfigur dieses Falles könnte Philippe Charlier sein, einer der Kommissare der Anti-Terror-Abteilung, der offenbar Informationen über die Initiatoren der Schießerei besitzt. Charlier, eine wichtige Figur im Antiterrorkampf, aber auch ein wegen seiner Methoden umstrittener Mann, dürfte heute im Rahmen der Voruntersuchungen von Richter Bernard Sazin befragt werden.
    Diese wirre Affäre bricht mitten im Wahlkampf aus, wo selbst der Kandidat Lionel Jospin in seinem Wahlprogramm eine Zusammenlegung der Leitung der beiden für die innere Sicherheit zuständigen Dienste vorschlägt. Dieser Fusionierungsplan soll verhindern, dass in naher Zukunft bestimmte Polizisten oder Geheimagenten allzu unabhängig operieren.
     
    Sema trennt die Verbindung und stellt ihre persönliche Bilanz der Ereignisse auf. In die Spalte der Positiva setzt sie die Tatsache, dass Clothilde überlebt und Charlier vor dem Richter ausgesagt hat. Früher oder später würde sich der Antiterror-Polizist für alle Toten verantworten müssen, auch für den so genannten Selbstmord von Laurent Heymes...
    Die Spalte der Negativa weist nur einen Eintrag auf, der allerdings jedes Positivum aussticht: Azer Akarsa ist immer noch unterwegs, und diese Bedrohung bestärkt sie in ihrer Entscheidung. Sie muss ihn finden und herausbekommen, wer auf höchster Ebene an der Sache beteiligt ist. Sie kennt den Namen dieser Person nicht, sie hat ihn nie gekannt, doch irgendwann wird sie sämtliche Hintermänner ermittelt haben.
    Zur Stunde hat sie nur eine Gewissheit: Akarsa wird in die Türkei zurückkehren. Wahrscheinlich ist er im Schutz seiner Leute schon auf dem Rückweg, protegiert von der Polizei und den wohlmeinenden politischen Machthabern.
    Sie nimmt ihren Mantel und verlässt ihr Hotelzimmer.
    Den Weg, der sie zu ihm führt, wird sie in ihrem Gedächtnis finden.

Kapitel 68
     
    Sema geht zunächst zur Galata-Brücke unweit ihres Hotels, lange und ausgiebig betrachtet sie das andere Ufer des Kanals am Goldenen Horn, die berühmteste Ansicht der Stadt. Der Bosporus mit seinen Schiffen; das Eminönü-Viertel und die Neue Moschee. Die Steinterrassen, die auffliegenden Tauben, die Kuppeln, die Minarette, von denen fünf Mal am Tag die Stimme der Muezzins ertönt.
    Zigarette.
    Sie fühlt sich nicht wie eine Touristin, doch sie weiß, dass diese Stadt,

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