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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Kleiderkonfektion. Das einzige Problem ist, dass sie keine Türken sind; und dass nichts und niemand sie dazu bringen kann, sich zu assimilieren.«
    Schiffer hatte ihm auch die Aleviten vorgestellt, die sich in der Rue d'Enghien trafen.
    »Die >Roten Köpfe<, zu den Schiiten gezählte Muslime, die nichts über ihre Zugehörigkeit verraten. Sie sind zäh, das kannst du mir glauben... Rebellisch und oft links eingestellt. Eine Gemeinschaft, die fest zusammenhält, im Zeichen der Weihe und Freundschaft. Sie suchen sich einen Schwurbruder, einen geweihten Gefährten, und bewegen sich vor Gott zu zweit. Eine starke Opposition gegenüber dem traditionellen Islam.«
    Wenn Schiffer sprach, verströmte er einen geheimen Respekt für diese Völker, die er zugleich unaufhörlich schmähte. Er war zwischen Hass und Verachtung für die türkische Welt hin-und hergerissen. Paul erinnerte sich an ein Gerücht, dem zufolge Schiffer beinahe eine Anatolin geheiratet hätte. Was war passiert? Wie war die Geschichte ausgegangen? Doch sobald sich Paul eine romantische Affäre zwischen Schiffer und dem Orient vorstellte, begann dieser meist, einen seiner schlimmsten rassistischen Ausfälle vom Stapel zu lassen.
    Die beiden Männer saßen in ihrem ausgemusterten Polizeiauto, einem alten Golf, den die Polizeibehörde Paul zu Beginn seiner Recherchen großzügig überlassen hatte. Sie standen an der Ecke der Rue des Petites-Ecuries und der Rue du Faubourg-Saint-Denis, genau vor der Brasserie Le Château d'Eau.
    Es wurde Nacht, das Dunkel vermischte sich mit dem Regen, es verschmolz die Stadtlandschaft zu einem großen Sumpf, einem einzigen farblosen Schlamm. Paul sah auf die Uhr. Es war acht Uhr dreißig.
    »Was machen wir hier, Schiffer? Wir müssten heute mal an Marius ran und... «
    »Geduld, das Konzert fängt gleich an.«
    »Welches Konzert?«
    Schiffer ruckte nervös auf seinem Sitz hin und her und strich die Falten seiner Barbour-Jacke glatt: »Ich hab es dir doch schon gesagt, Marius hat einen Saal am Boulevard de Strasbourg. Ein ehemaliges Porno-Kino. Dort ist heute Abend Konzert. Seine Leibwache macht den Ordnungsdienst.« Er zwinkerte mit den Augen. »Der ideale Moment, um an ihn ranzukommen.«
    Er zeigte auf die Straße, die vor ihnen lag: »Fahr los und bieg in die Rue du Château-d'Eau ein.«
    Paul legte mit Freuden los, im Geist hatte er Chiffre eine einzige Chance gegeben. Wenn es bei Marius schiefging, würde er ihn auf der Stelle nach Longères in sein Altersheim zurückbringen. Zugleich war er ungeduldig, das Tier bei seinen Aktivitäten zu beobachten.
    »Park den Wagen auf der anderen Seite des Boulevard de Strasbourg«, befahl Schiffer. »Wenn etwas dazwischenkommt, können wir durch einen Notausgang raus.«
    Paul fuhr über die große Querstraße, an einem Häuserblock entlang und parkte an der Ecke der Rue Bouchardon.
    »Es darf keinen Ärger geben, Schiffer!«
    »Her mit den Fotos.«
    Nach einem kurzen Zögern reichte er den Umschlag mit den Bildern der Leichen hinüber. Der Mann lächelte und öffnete seine Wagentür: »Lass mich nur machen, alles im Griff.«
    Paul folgte ihm und dachte: eine Chance, mein Junge. Eine zweite gibt es nicht.

Kapitel 24
     
    Das Klopfen und Stampfen im Konzertsaal war so stark, dass es jede andere Empfindung eindämmte. Die Schockwelle drang in die Eingeweide, legte einem die Nerven bloß, fuhr bis tief zu den Fersen hinunter und durch die Wirbelsäule wieder herauf, und jeder einzelne Wirbel zitterte wie die Klangplatten eines Vibrafons.
    Paul zog instinktiv die Schultern hoch, um seinen Kopf zu schützen, und machte sich klein, als wolle er Schlägen von oben ausweichen, die ihn an Magen, Brust und beiden Seiten des Gesichts trafen, wo die Trommeln in Flammen aufgingen. Er zwinkerte mit den Augen, um sich in der rauchgeschwängerten Dunkelheit zurechtzufinden, während Lichtprojektoren durch den Raum tanzten.
    Endlich konnte er das Dekor des Raums erkennen. Mit Gold verzierte Balustraden, Stucksäulen, falsche Kristalllüster, schwere karminrote Vorhänge ... Schiffer hatte von einem ehemaligen Kino gesprochen, doch diese Ausstattung ließ eher an den Kitsch eines alten Cabarets denken, eine Art Saal für Operetten mit Spitzenjabot, in dem Gespenster mit Pomade im Haar den wilden Heavy-Metal-Gruppen den Aufenthalt streitig machten.
    Auf der Bühne Musiker in wilden Bewegungen, die immerzu fuckin' und killin' sangen, ein Dauerregen von Flüchen. Ihre Oberkörper waren nackt, sie

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