Das Imperium der Woelfe
sagte: »O mein Bruder, sag etwas über die drei Frauen, bevor ich wieder in dein Büro komme und Sachen finde, die dich für Jahre in den Knast bringen! «
Marek Cesiuz sah unaufhörlich nach der Tür. Chiffre stellte sich hinter ihn und beugte sich zu seinem Ohr herunter: »Drei Frauen, Marius.« Er massierte ihm die Schultern. »In weniger als vier Monaten. Gefoltert, entstellt und in den Rinnstein geworfen. Du hast sie nach Frankreich geschmuggelt. Ich kriege jetzt ihre Akten, und dann hauen wir ab.«
Das ferne Klopfen des Konzerts drang in die Stille. Man hätte glauben können, es sei das Herz des Türken, das heftig in seinem Brustkorb schlug. Leise sagte er: »Ich habe sie nicht mehr.«
»Warum?«
»Ich habe sie zerstört. Nachdem sie tot waren, habe ich gleich die Akten weggeworfen. Keine Spuren, keine Scherereien.«
Paul spürte, wie heftige Angst in ihm aufstieg, doch freute er sich über die Information, denn zum ersten Mal wurde die Sache, der er nachging, reell. Die drei Opfer waren wirkliche Frauen, und er spürte, wie ihr Bild vor seinem inneren Auge lebhafter entstand. Die Leichen waren tatsächlich Illegale.
Schiffer richtete sich erneut vor dem Schreibtisch auf.
»Beobachte die Tür«, sagte er zu Paul, ohne ihn anzusehen.
»W... was?«
»Die Tür.«
Bevor Paul reagieren konnte, stürzte Schiffer sich auf Marius und schlug dessen Gesicht gegen die Schreibtischkante. Das Nasenbein zersprang wie eine Nuss im Nussknacker. Als der Polizist den Kopf wieder hob, spritzte das Blut. Dann drückte er den Kopf nach hinten gegen die Wand.
»Die Akten, du Schweinehund.«
Paul stürzte los, doch Schiffer stoppte ihn mit einem Rippenstoß. Paul griff mit der Hand nach seiner Waffe, doch der schwarze Lauf einer Manhurin 44 Magnum ließ ihn innehalten: Chiffre hatte den Türken losgelassen und in derselben Sekunde die Waffe gezückt: »Du beobachtest die Tür.«
Paul war starr vor Schrecken. Wo kam die Knarre her? Marius rollte auf seinem Sessel vorwärts und öffnete eine Schublade.
»Achtung, hinter Ihnen!«
Schiffer drehte sich um die eigene Achse und schlug seine Pistole dem Türken voll ins Gesicht. Marius wurde auf seinem Stuhl herumgewirbelt und landete auf einem Stapel Flugblätter, dann packte ihn Chiffre am Trikot und presste ihm die Waffe an die Kehle.
»Die Akten, du türkischer Abschaum - oder ich bringe dich um. Ich schwör's dir.«
Marek zitterte heftig, schaumiges Blut quoll zwischen seinen abgebrochenen Zähnen hervor - und doch bewahrte er seinen heiteren Gesichtsausdruck. Schiffer steckte die Waffe ein und zerrte ihn zur Schneidemaschine.
Jetzt zückte Paul seine Pistole und brüllte: »Hören Sie auf!«
Chiffre hob das Schneidemesser und legte die rechte Hand des Mannes darunter: »Gib mir die Akten, du Stück Scheiße!«
»HÖREN SIE AUF, ODER ICH SCHIESSE!«
Chiffre blickte nicht einmal auf. Langsam drückte er das Messer nach unten. Die Haut der Fingerglieder gab unter dem Schneidegerät nach, kleine schwarze Blutstropfen quollen hervor. Marius brüllte, aber Paul übertönte ihn: »SCHIFFER!«
Er hielt sich mit beiden Händen am Griffstück seiner Waffe fest und zielte auf Chiffre. Er musste schießen, er musste es tun...
Mit einem Mal wurde die Tür hinter ihm gewaltsam geöffnet. Paul wurde nach vorn geschleudert, drehte sich einmal um die eigene Achse und fand sich am Fuß des Stahlschreibtischs wieder, den Nacken an die rechte Ecke gedrückt.
Die beiden Leibwächter zückten ihre Waffen, als das Blut spritzte. Ein Hyänenschrei erfüllte den Raum. Paul begriff, dass Schiffer die Sache zu Ende gebracht hatte, stützte sich auf sein linkes Knie, richtete die Knarre auf die Türken und schrie: »Zurück!«
Die Männer rührten sich nicht, das Schauspiel hatte sie hypnotisiert. Paul zitterte am ganzen Körper, hielt seine 9-Millimeter auf der Höhe ihrer Gesichter und schrie lauter: »Zurück, verflucht noch mal!«
Er presste den Pistolenlauf abwechselnd gegen ihre Oberkörper, stieß sie rückwärts über die Schwelle, knallte mit seinem Rücken die Tür ins Schloss und verfolgte mit eigenen Augen den Albtraum, der sich soeben abspielte.
Marius kniete auf dem Boden und schluchzte, seine Hand steckte noch immer in der Schneidemaschine. Seine Finger waren nicht vollständig abgetrennt, aber die Gelenkknochen lagen bloß, das Fleisch war von den Knochen gerissen. Schiffer hielt weiterhin das Hebelmesser der Schneidemaschine in der Hand, das Gesicht verzerrt von
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