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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Präsentation, wohl geordnet:
    »Das Prinzip der Positronenemissions-Tomografie (PET)
    besteht darin, dem Probanden ein Radionuklid zu injizieren. Die Strahlung des Radionuklids wird von einer Positronenkamera in Echtzeit detektiert, wodurch man Korrelate der Hirnaktivität messen kann. Wir verwenden das klassische Isotop I5O...«
    Eine Stimme unterbricht mich: »In Ihrem Anhang sprechen Sie von Anomalien. Kommen Sie zur Sache: Was ist passiert?«
    »Ich habe festgestellt, dass die Versuchspersonen nach den Tests ihre eigenen Erinnerungen mit den Geschichten vermischten, die ihnen während der Sitzung unterbreitet wurden.«
    »Erklären Sie das genauer.«
    »Mehrere Übungen meines Programms bestehen darin, erfundene Geschichten zu erzählen, die die Versuchsperson nacherzählen muss. Nach den Tests erinnerten sie sich daran wie an tatsächliche Fakten. Alle waren überzeugt, diese erfundenen Geschichten wirklich erlebt zu haben. «
    »Glauben Sie, dass die Verwendung von I5O dieses Phänomen hervorruft?«
    »Ich vermute es. Die Positronenkamera kann Einfluss auf das Bewusstsein nehmen, es ist eine non-invasive Technik. I5O ist das einzige Mittel, das den Versuchspersonen verabreicht wird.«
    »Wie erklären Sie diese Wirkung?«
    »Ich erkläre sie nicht. Vielleicht hängt es mit dem Einfluss der Radioaktivität auf die Neuronen zusammen. Oder mit der Wirkung des Moleküls selbst auf die Neurotransmitter. Alles spielt sich so ab, als wenn das Experiment das kognitive System erweiterte, es durchlässig machte für Informationen, denen es während des Tests begegnet. Das Gehirn kann nicht mehr zwischen erfundenen Dingen und der Wirklichkeit unterscheiden. «
    »Glauben Sie, dass es mit dieser Substanz möglich ist, in das Bewusstsein von Personen künstliche Erinnerungen einzupflanzen?«
    »Es ist sehr viel komplizierter, ich... «
    »Glauben Sie, dass dies möglich ist, oder nicht?«
    »Es wäre vorstellbar, in dieser Richtung zu arbeiten.«
    Schweigen, dann eine andere Stimme: »Haben Sie in Ihrer Laufbahn mit Techniken der Gehirnwäsche gearbeitet?«
    Ich breche in ein Lachen aus, der vergebliche Versuch, die Atmosphäre der Inquisition, die hier herrscht, zu durchbrechen: »Vor mehr als zwanzig Jahren. Im Rahmen meiner Doktorarbeit!«
    »Und haben Sie die Fortschritte auf diesem Gebiet verfolgt?«
    »Mehr oder weniger. Aber in diesem Bereich gibt es zahlreiche unveröffentlichte Forschungen. Arbeiten, die mit SECRET DEFENSE gekennzeichnet sind. Ich weiß nicht, ob...«
    »Könnten irgendwelche Substanzen wirksam als chemischer Wandschirm verwandt werden, um die Erinnerung einer Person zu verstecken?«
    »Es gibt mehrere Mittel, ja.«
    »Welche?«
    »Sie sprechen jetzt von Manipulation des... «
    »Welche?«
    Ich antworte wider Willen: »Im Moment ist viel von Substanzen wie GABA, Gamma-Aminobuttersäure, die Rede. Um aber dieses Ziel zu erreichen, wäre es besser, ein gängigeres Mittel zu verwenden, Valium zu Beispiel.«
    »Warum?«
    »Weil Valium in einer sehr hohen Dosierung nicht nur eine partielle Amnesie bewirkt, sondern auch Automatismen. Der Patient wird zugänglich für Suggestion. Es gibt auch ein Gegenmittel, das der Person erlaubt, ihr Gedächtnis wieder zu finden.«
    Schweigen. Die erste Stimme: »Angenommen, eine Person hat eine solche Behandlung erfahren, kann man sich vorstellen, ihr danach neue Erinnerungen mithilfe von I5O einzugeben?«
    »Wenn Sie damit rechnen, dass ich... «
    »Ja oder nein?«
    »Ja.«
    Erneutes Schweigen. Alle Blicke sind auf mich gerichtet.
    »Würde sich die Person an nichts erinnern?«
    »An gar nichts.«
    »Weder an die erste Behandlung mit Valium noch an die zweite mit I50?«
    »Kaum, aber es ist zu früh, um zu sagen... «
    »Wer außer Ihnen kennt diese Wirkung?«
    »Niemand. Ich habe Kontakt zu Labors, die das Isotop verwenden, aber sie haben nichts bemerkt und ... «
    »Wir wissen, wer Verbindung zu Ihnen aufgenommen hat.«
    »Sie ... Werde ich etwa überwacht?«
    »Haben Sie selbst mit den Leitern dieser Labors gesprochen?«
    »Nein, alles ist über E-Mail gelaufen. Ich ...«
    »Danke, Professor.«
    Ende 1994 wurde ein neues Budget bewilligt für ein Programm, das sich ausschließlich mit der Wirkung von I50 befassen sollte. Das ist die Ironie der Geschichte: Ausgerechnet mir, der ich so viel Mühe hatte, eine Finanzierung für ein Programm aufzutreiben, das ich entwickelt, vorgetragen und verteidigt hatte, wurden plötzlich Mittel für ein Projekt genehmigt, das ich

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