Das Imperium
gebeten hat. Packen Sie Ihre Sachen und kehren Sie mit der nächsten Eskorte nach Rendezvous zurück. Unsere Tanks sind bereits zu achtzig Prozent gefüllt und in ein paar Tagen sollte der Eskortenpilot eintreffen, um Sie zum nächsten Distributionszentrum zu bringen. Gehen Sie und folgen Sie dem Leitstern.«
Eldon Clarin lächelte, bedankte sich und eilte fort.
Junna näherte sich und blieb neben der Armlehne des Sessels stehen, der dem Chief vorbehalten blieb. Als sie kleiner gewesen war, hatte sie auf der Armlehne gesessen und die Anweisungen ihres Vaters wiederholt. Jetzt blickte sie nach draußen zu den Wolken und wirkte schon sehr reif. Berndt glaubte, dass seine Tochter eines Tages ein guter Himmelsminen-Captain sein würde. Vielleicht gelang es ihr, die Jahre des schlechten Benehmens zu überspringen, in denen ihr Vater so viel Zeit vergeudet hatte.
»Ist das ein Sturm?« Junna deutete auf ein dichtes Wolkenknäuel. »Er scheint sich schnell zu verändern.«
Lichter glühten in den Tiefen des Gasriesen, flackernde Blitze, die sich immer weiter ausdehnten. Die Wolken bildeten gewaltige, mahlstromartige Wirbel.
»Für einen Sturm sind die Bewegungen zu schnell. Du bist sehr aufmerksam, Junna.« Berndt klopfte dem Mädchen auf die Schulter und wandte sich dann an die Techniker. »Was hat es damit auf sich?«
»Feste Objekte steigen auf«, antwortete einer der Männer. »Sie sind nicht Teil des üblichen Wettergeschehens und befinden sich direkt unter uns.«
Es lief Berndt kalt über den Rücken, als er an Golgen dachte. Hatte Ross Tamblyn so etwas gesehen, kurz bevor der Angriff erfolgte? Vielleicht übertrieb er es mit der Vorsicht, aber Berndt wollte kein Risiko eingehen. »Geben Sie Alarm!«
»Sir?«, fragte der Meteorologe.
»Geben Sie Alarm, sofort!« Junna reagierte mit unübersehbarer Besorgnis, aber Berndt hatte jetzt nur noch Augen für das sich schnell verändernde Phänomen in den Wolken unter der Himmelsmine. »Wenn ich mich irre, können Sie später Witze über mich reißen. Wenn nicht, nehme ich gern Ihren Dank entgegen.«
Ein blauer Blitz gleißte und plötzlich stießen fünf wie kristallen wirkende Kugeln durch die hohe Wolkendecke Erphanos – Angriffsschiffe einer Zivilisation, von der die Menschen überhaupt nichts wussten.
»Junna, hol deine Mutter, schnell!« Das Mädchen drehte sich um, Furcht im Gesicht, und von einem Augenblick zum anderen wirkte es klein und verletzlich. Berndt stand auf und schubste seine Tochter in Richtung Leiter. »Bringt so viele Besatzungsmitglieder wie möglich an Bord der Scoutschiffe unter und startet sie.«
»Sie evakuieren die Himmelsmine, Sir?«, fragte ein Schichtleiter.
»Beeilung!«, rief Berndt. »Setzt euch ab, solange ihr noch Gelegenheit dazu habt.«
Die Kugeln stiegen auf, näherten sich der Himmelsmine, die über keine Verteidigungseinrichtungen verfügte. Alarmsirenen heulten, während die Angehörigen der Brückencrew hin und her eilten. Stimmen ertönten aus den Interkom-Lautsprechern, erteilten Anweisungen. Berndt Okiah warf sich vor, die Crew nicht durch Übungen auf eine derartige Situation vorbereitet zu haben. Aber die Leute reagierten trotzdem schnell, auch Junna.
Berndt trat zur Kommunikationskonsole, schob die dortige Technikerin beiseite und forderte sie auf, sich an Bord eins der Scoutschiffe zu begeben. Dann sendete er Kom-Signale auf mehreren Frequenzen. »An die fremden Schiffe, wir haben keine feindlichen Absichten und sind in Frieden hier.« Er wartete, aber es traf keine Antwort ein. »Wir bedrohen Sie nicht. Bitte setzen Sie sich mit uns in Verbindung. Teilen Sie uns mit, was Sie wollen.«
Wieder blieb eine Antwort aus.
Scoutschiffe verließen die Hangars der Himmelsmine, glitten fort und hofften, sich in Sicherheit bringen zu können. Doch jedes dieser kleinen Schiffe konnte höchstens drei oder vier Personen aufnehmen. Es war unmöglich, die ganze Crew rechtzeitig zu evakuieren.
Die fünf Kugeln erreichten die Höhe der Himmelsmine und schimmerten. Geheimnisse verbargen sich in ihrem dunstigen Innern. Jedes Schiff war gewaltig, mit einem Durchmesser größer als sechs Himmelsminen der Roamer. Berndt Okiah hatte diese Riesen schon einmal gesehen: auf den TVF-Bildern vom Angriff bei Oncier.
Energie flackerte an den pyramidenartigen Auswüchsen in den Außenhüllen. Blaue Blitze sprangen von Spitze und Spitze – eine destruktive Entladung kündigte sich an.
Das Kommandodeck der Himmelsmine war jetzt leer,
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