Das Imperium
abgesehen von Berndt und zwei zurückgebliebenen Besatzungsmitgliedern. »Vielleicht wollen Sie das Ekti!«, rief ein alter Veteran.
Fremde Piraten, die Treibstoff für den Sternenantrieb stehlen wollten?, fragte sich Berndt. Eine solche Erklärung ergab keinen Sinn. Seine Finger huschten über die Kontrollen und lösten den Transportbehälter mit dem wertvollen Wasserstoffallotrop. Wieder sendete er auf mehreren Frequenzen. »Nehmen Sie unsere Fracht, aber bitte verschonen Sie uns. Es befinden sich dreihundert Personen an Bord – Familien, Frauen und Kinder.« Die Worte klangen dumm, schon während er sie aussprach. Warum sollten sich Fremde um so etwas scheren?
Die Frachtkanister mit Ekti fielen auf den Planeten zu und Bernd zündete das Triebwerk der Himmelsmine, bemühte sich, sie von den Kugelschiffen fortzusteuern. Die teure Fracht verschwand in Erphanos Wolken, wie ein Opfer – oder ein Lösegeld. Verzweiflung tastete nach Berndt, als die Kugeln dem Ekti keine Beachtung schenkten und sich weiter der Himmelsmine näherten.
Er hätte die Kanister so einstellen können, dass sie explodierten. Vielleicht wären die Explosionen stark genug gewesen, um bei einem der kristallenen Kugelschiffe die Außenhülle aufplatzen zu lassen – obgleich Berndt daran zweifelte. Die fünf stadtgroßen Monstrositäten hatten das Feuer noch nicht eröffnet, doch er wusste, dass sie das bald tun würden.
»Vielleicht bleibt uns noch Zeit genug, das Habitatmodul zu separieren«, sagte er. »Wir opfern die Himmelsmine, in der Hoffnung, dass die Fremden der größeren Fabrik folgen und uns entkommen lassen.«
Kleine Sprengladungen zerrissen Bolzen und Klammern. Das Hauptdeck schwebte fort vom Fabrikkomplex und trug die meisten Besatzungsmitglieder der Himmelsmine mit sich. Junna wirkte noch immer furchterfüllt, aber auch trotzig, als sie aufs Brückendeck zurückkehrte. Berndt wollte sie tadeln, weil sie nicht auf ihn gehört und darauf verzichtet hatte, an Bord eines Scoutschiffes zu gehen, aber dann sah er, dass seine Frau ihr folgte. »Oh, Marta!« Sein Herz schmolz und er schüttelte den Kopf. Junna und Marta zeigten ihre Liebe, indem sie bei ihm blieben, aber das kostete sie vielleicht das Leben.
Die riesigen Kugeln schenkten den Scoutschiffen, die sich von der Himmelsmine entfernten, keine Beachtung. Die Zerstörung der Fabrik bedeutete, dass es für sie keinen Platz mehr gab, wo sie landen und Treibstoff aufnehmen konnten. Die Werft bei den gebrochenen Monden von Erphano war nach dem Bau der Himmelsmine aufgegeben worden. Berndt betete zum Leitstern, dass Rettung kam, bevor die Lebenserhaltungssysteme der Scoutschiffe versagten und die kleinen Schiffe nacheinander in die Tiefen des Gasriesen stürzten.
Die Fremden ignorierten auch den Fabrikkomplex und folgten dem Hauptdeck.
Marta und Junna traten neben Berndt und er schlang die Arme um sie, drückte sie an sich. Inzwischen war er ganz sicher: Wer auch immer die fremden Wesen sein mochten – sie wollten weder das Ekti noch die Himmelsminen der Roamer.
Es ging ihnen einzig und allein darum, Menschen zu töten.
Blaue Blitze vereinten sich, jagten dem Hauptdeck entgegen. Berndt, Marta, Junna und die anderen hatten nicht einmal Zeit genug für einen letzten Atemzug. Destruktive Energie verdampfte Metall und Glas, verwandelte alles in eine heiße, auseinander treibende Wolke.
67 NIRA
Erstdesignierter Jora’h brauchte mehrere Tage, um eine offizielle Vorstellung beim Weisen Imperator zu arrangieren. Nira und Otema nahmen die in Töpfen wachsenden Schösslinge als Geschenke mit und betraten den überaus eindrucksvollen Empfangssaal der Himmelssphäre.
Um sie herum erstreckte sich der transparente, facettierte Prismapalast, der Nira das Gefühl gab, sich mitten in einem riesigen Edelstein zu befinden. Die Wände bestanden aus miteinander verbundenen Glaskugeln, die aussahen, als hätte man sie einzeln geblasen. Sieben kleinere Kugeln hafteten am Kern, Räume mit Türmen, die zur oberen Himmelssphäre reichten. Liftröhren erstreckten sich wie Adern durch die Hauptkuppel. Kleinere Sphären enthielten die Fundamente der ildiranischen Regierung, die Ministerien für Ökonomie, Landwirtschaft, Kolonisierung, Militär, urbane Angelegenheiten und Medizin.
Der Erstdesignierte bedachte Nira mit einem hypnotischen Lächeln und führte die beiden grünen Priesterinnen zum Eingang der primären Audienzkammer. Er berührte Niras Schulter, schob sie sanft nach vorn. »Inzwischen
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