Das Imperium
befreiten ihn von den Klammern – er streifte sie achtlos ab.
Dann streckte er die Beine und entfernte sich von der Wand. Mit rot glühenden optischen Sensoren führte er einen weiteren Scan durch, bevor er sich William Andeker näherte. Der Wissenschaftler schrie um Hilfe, doch er hatte zuvor den Zugang des Laboratoriums verriegelt – niemand konnte herein, solange die Systeme ohne Energie blieben.
Weitere Schneider und Waffen kamen aus dem Körper des schwarzen Roboters. Andeker wich entsetzt an die Wand zurück.
»Es gibt einige Dinge, die Sie nicht erfahren dürfen«, sagte Jorax und trat auf den menschlichen Wissenschaftler zu.
66 BERNDT OKIAH
Die neue Erphano-Himmelsmine funktionierte seit ihrer Inbetriebnahme einwandfrei. Mit großer Zufriedenheit stellte Berndt Okiah fest, wie viel Ekti pro Woche produziert wurde. Er war sehr stolz auf die Leistungsfähigkeit der Fabrik und beschloss, die Arbeiter mit einem großzügigen Bonus dafür zu belohnen, dass sie ihm geholfen hatten, seinen Traum zu verwirklichen.
Berndt stand auf dem Kontrolldeck, als die Himmelsmine wie ein hungriges, streunendes Tier über den Wolken dahinglitt. Durch die breiten Panoramafenster sah er eine endlose Landschaft aus weichem Dunst, grünen Gasen und bunten Wirbeln, die das Antlitz von Erphano ständig veränderten.
Scoutschiffe flogen wie Krähen in der Nähe der großen Himmelsmine. Atmosphärenchemiker und meteorologische Techniker tauchten in die Wolken, überwachten Stürme und untersuchten emportreibende exotische Verbindungen, die tief im Innern des Gasriesen entstanden. Auf dem Kommandodeck kontrollierte einer von Berndts Mitarbeitern den Reaktor und die Tanks.
Jemand spielte Musikaufzeichnungen ab, die sich seit Generationen im Besitz seines Clans befanden. Berndt mochte den atonalen Krach nicht, aber er ließ dem Mann sein Vergnügen, solange sich die anderen Besatzungsmitglieder nicht beschwerten. Er hatte gelernt, entspannter, offener und nachsichtiger zu sein. Sehr zur Freude seiner Frau Marta.
Gekleidet in warme Sachen kletterte der Techniker Eldon Clarin die metallene Leiter zum Kommandodeck hoch. Er wirkte müde, aber auch zufrieden.
»Alles in Ordnung, Eldon?« Der stämmige Berndt saß in einem gepolsterten Sessel und wirkte wie ein alter Barbarenkönig, der den Blick über seine Domäne schweifen ließ.
»Ja, Chief«, sagte Clarin. »Alle Systeme sind mehrmals überprüft worden. Meine Modifikationen funktionieren einwandfrei – es gibt nicht die geringste Abweichung von den optimalen Parametern.«
Berndt rieb sich die Hände. »Ich schicke meiner Großmutter eine Mitteilung. Sie wird veranlassen, dass alle Himmelsminen mit Ihren Verbesserungen ausgestattet werden. Und ich werde dafür sorgen, dass Sie die Anerkennung bekommen, die Ihnen gebührt.«
Der Techniker wirkte verlegen. »Ich habe ihr bereits einen entsprechenden Bericht übermittelt, mit der letzten Ekti-Eskorte.«
Der Umstand, dass Berndt mit seiner vorherigen Himmelsmine Gewinne erzielt hatte, war eigentlich nur dem Zufall zu verdanken und nicht seinem Geschick. Aber hier, über Erphano, waren es auch seine eigenen Leistungen, die zum Erfolg führten. Alle vorgesehenen Ekti-Lieferungen erfolgten pünktlich, obwohl es während der Testphase einer neuen Himmelsmine gewöhnlich zu Verzögerungen kam.
Berndts Frau und Tochter befanden sich nun an Bord und die Bewunderung in ihren Gesichtern bereitete ihm besondere Genugtuung. Nach den wüsten frühen Jahren freute er sich darüber, dass seine Tochter nun zu ihm aufsehen konnte. Er hatte es verdient. Die neue Himmelsmine war noch produktiver als erwartet.
Trotzdem wurde er das seltsame Gefühl nicht los, dass eine Katastrophe bevorstand.
Seit der Zerstörung der Himmelsmine von Golgen waren alle Roamer besorgt und ihre Unruhe wuchs, als sie von dem Angriff auf die Hanse-Monde bei Oncier erfuhren. Scouts wachten bei den Stützpunkten und Anlagen der Roamer, aber niemand wusste so recht, wonach es Ausschau zu halten galt und aus welchem Grund es zu den verheerenden Angriffen gekommen war.
Berndt hörte, wie noch jemand die Metalltreppe hochkam, und als er den Kopf drehte, sah er seine Tochter Junna. Die Zwölfjährige wollte einmal Captain werden und interessierte sich für die Systeme der Himmelsmine. Berndt winkte ihr einen Gruß zu, wandte sich dann wieder an den wartenden Techniker und begriff plötzlich, was Clarin wollte. »Na schön, Sie haben alles getan, worum meine Großmutter Sie
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