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Das Implantat: Roman (German Edition)

Das Implantat: Roman (German Edition)

Titel: Das Implantat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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Wand. Beobachte aus nächster Nähe das Spiel seiner Miene.
    »Das ist genau der Grund, aus dem Lyle Sie töten wird«, erkläre ich.
    Vaughn schüttelt den Kopf.
    »Lyle Crosby und ich haben den Pure Human Citizen’s Council gemeinsam aus dem Nichts aufgebaut«, meint er. »Die Idee zu der Pure-Pride-Bewegung hatten wir schon vor zehn Jahren, als wir uns in irgendeinem Keller unterhielten. Der Erfolg der Organisation basiert auf
Angst,
Gray. Angst wird durch Gewalt erzeugt. Um die Bewegung erfolgreich zu machen, war sowohl der Intellekt eines großen Mannes als auch die Brutalität eines Barbaren nötig. Jetzt lass mich los, oder ich schreie.«
    Ich lasse sein Hemd los. Als ich spreche, hallt meine Stimme in meinen Ohren. »Sie glauben, Sie hätten Lyle benutzt, damit er seinen eigenen Leuten schadet«, sage ich. »Aber Sie sind derjenige, der benutzt wurde. Er wird nicht aufhören.«
    Vaughn lacht mir ins Gesicht. Ich kann seinen heißen Atem spüren. Mit einem Ruck zerrt er meinen Arm von seiner Brust, und ich lasse es zu. Er wischt sich das Blut vom Mund, betrachtet es kurz und schüttelt den Kopf.
    »Wir haben zehn Jahre lang zusammengearbeitet. Der Mann hasst sich selbst, so einfach ist das. Und daran lässt sich auch nichts ändern. Im Laufe der Jahre verändern sich durch das Implantat die Hirnmuster. Ein kleiner Schubser hier, ein kleiner Schubser dort. Selbst wenn Lyle in der Lage wäre, das Gerät zu entfernen und trotzdem weiter zu funktionieren … ein richtiger Mensch würde er trotzdem nicht werden. Das weiß er. Deswegen will er unbedingt vermeiden, dass andere das gleiche Schicksal erleiden. Und genau dafür habe ich ihm die Garantie gegeben.«
    Vaughn zieht ein weißes Taschentuch aus seiner Brusttasche und tupft damit seine Lippe ab. »Wir haben der Forschung einen Riegel vorgeschoben und sämtliches Material beschlagnahmt. Kontrollieren die Ärzte. Die Amps, die es schon gibt, sind in Lagern zusammengepfercht und weggesperrt. Wir haben gewonnen. Es ist vorbei. Lyle Crosby hat mit Hilfe unseres Arrangements alles gekriegt, was er wollte.«
    In dem Moment höre ich ein vertrautes Lachen hinter mir. Ich mache einen Schritt von Vaughn weg und drehe mich um. Meine durch Technik modifizierten Augen saugen das Licht auf.
    Lyle.
    Der dünne Cowboy lehnt schief in der Tür wie ein Schlachtmesser, das in einem Holzblock steckt. Er trägt schwarze Jeans und ein Rodeohemd mit Perlmuttknöpfen. Auf der Brust hat er Blutspritzer. Hinter ihm liegt einer der Sicherheitsmänner auf dem Boden. In der rechten Hand hält Lyle eine pechschwarze, halbautomatische Glock . 45 . Sein Finger ruht auf dem Abzug. Beiläufig hebt er die Waffe und kratzt sich mit dem Schlitten am Kopf. Der mit orangener Leuchtfarbe auf die Kimme gemalte Punkt, der bei schlechtem Licht als Zielhilfe dient, bewegt sich langsam auf und ab.
    »Ich würde nicht behaupten, dass ich wirklich
alles
gekriegt habe, was ich wollte«, sagt er. Mit einer nachlässigen Bewegung streckt er den Arm aus. Drückt ohne das geringste Zögern den Abzug.
    Drei, zwei, eins, los.
    Als die Kugel den Lauf verlässt, bin ich bereits in Bewegung. Sengend legt sich der grelle Mündungsblitz über meine Netzhäute. Winzige Meteoriten aus Schießpulver treffen mich an Wangen und Stirn, als ich vorwärtsstürze.
    Die Kugel geht vorbei. Ich war nicht das Ziel.
    Aus der Drehung packe ich den Schlitten der Waffe. Die rotierende Blechhülse fliegt in hohem Bogen an meinem Kopf vorbei. Die Kugel selbst reißt drei Meter weiter gerade ein Loch in Vaughns teuren Anzug, bohrt sich durch seinen Brustmuskel, zertrümmert eine Rippe und ein Schlüsselbein und bedeckt die Wand hinter ihm mit Stücken seines Schulterblatts.
    Noch während ich ihm die Waffe aus der Hand reiße, löst Lyle mit dem Daumen die Verriegelung, die das Magazin im Griff hält. Dann lässt er die Pistole los. Das von Patronen beschwerte Magazin fällt heraus.
    Eine rote Wolke zerstiebt vor Vaughns Brust. Seine Knie geben nach, und er stolpert nach hinten. Seine Wange klatscht hörbar gegen die Wand. Mit einem feuchten Röcheln geht der schwere Mann zu Boden. Der Kopf des Vorsitzenden des PHCC und Senators in zweiter Amtszeit rührt sich nicht mehr.
    Ich rolle mich mit der leeren Waffe in der Hand ab. Das ausgeworfene Magazin ist zu weit weg. Ich löse den Schlitten und schlage die Waffe gegen meine Handfläche, damit der Lauf herausschnellt. Während ich in der Hocke lande, verteilen sich die Einzelteile der

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