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Das Implantat: Roman (German Edition)

Das Implantat: Roman (German Edition)

Titel: Das Implantat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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vollem Halse mit. Mit ausdrucksloser Miene und durchgestrecktem Rücken gibt er ein eigenartiges Gackern von sich. Es klingt mechanisch und rauh, und offenbar will er gar nicht mehr damit aufhören.
    Die Männer scheinen von uns zurückzuweichen wie flackernde Schatten um ein Lagerfeuer.
    »Ich kenne diesen Amp«, meint Billy und zeigt auf Lyle. »Ich kenne dich.«
    Lyle gackert weiter, und mir fällt auf, dass er die Hände inzwischen zu Fäusten geballt hat.
    »Nicht«, sage ich. »Lass es sein. Lass uns abhauen.«
    Billy macht einen Schritt auf Lyle zu. Ich grabe die Finger tiefer in seine Schulter. Trotzdem kann ich spüren, wie das schwarze Loch sich auftut und anfängt, das Licht einzusaugen – zu tief und alt, um gestoppt zu werden.
    »Du bist derjenige, der dort in der Siedlung kürzlich einen meiner Beamten bedroht hat. Wo hast du deine ganzen Kumpels gelassen, Freundchen? Jetzt, wo dir nur deine kleine Freundin da beisteht, bist du nicht mehr so mutig, hm?«
    »Respekt«, murmelt Lyle.
    »Was zum Teufel hast du gesagt?«, fragt Billy. Mit bohrendem Blick sieht er Lyle an. Er weicht ein Stück zurück und hält die Pumpgun aufrecht vor seine Brust. Eine Hand am Vorderschaft, die andere am Abzug. Der auf den Lauf montierte Suchscheinwerfer zeigt aufrecht in den Himmel.
    »Respekt«, wiederholt Lyle, deutlicher diesmal. Und als er sich bewegt, wirkt er kaum noch wie ein Mensch. Der Cowboy duckt sich unter meiner Hand weg und stürzt vorwärts. Schnell und unerwartet wie eine Prärieschlange geht er zum Angriff über.
    Lyle tritt Billy mit der Ferse seines Stiefels mitten in die Brust, und man kann deutlich das Schlüsselbein brechen hören. Ein Schuss löst sich, und die Ladung Schrot bläst einem dicklichen Typen, der nicht weit von Billy steht, den Hut vom Kopf.
    »Scheiße«, ruft jemand mit seltsam hoher Stimme.
    Billy fällt mit offenem Mund auf den Arsch. Neben ihm steckt sich der Typ, der eben noch einen Hut aufhatte, den Finger ins Ohr. Als er ihn wieder herausholt, klebt Blut daran.
    »Verdammt, Billy«, jammert er.
    Doch Lyle ist noch nicht fertig. Mit gezückten Fäusten springt er von einem Mann zum anderen, und jeder scheint im Handumdrehen von einem kleinen Schwarm tätowierter Krähen niedergehackt zu werden. Ich kann Lyle keuchen hören, schnell wie elektrischer Strom bewegt er sich durch das Heer seiner Gegner. Ein dumpfer Trommelwirbel aus Geraden, Rechten und Kombinationen trifft die Männer an Hals, Auge oder Schläfe.
    Voll drauf.
    Drei Männer liegen bereits am Boden, als ich merke, dass Billy wieder auf die Füße gekommen ist und mit seinem Gewehr auf mich zielt. Kurz schaue ich ihm in die Augen und sehe, dass er es ernst meint. Mit purer Blutlust im Blick zieht er die Oberlippe zurück, und ich werfe mich zu Boden. Mit ohrenbetäubendem Krachen explodiert der Schrot über meinen Kopf hinweg.
    Ich versuche, auf allen vieren davonzukommen, doch die Lage ist aussichtslos. Schon kann ich hören, wie Billy den Vorderstock zurückzieht und eine weitere Patrone in den Lauf lädt. Im Licht des Suchscheinwerfers sehe ich meinen Schatten vor mir auf dem Gras. Drei Typen haben Lyle gepackt, und nach ihrem Geschrei und Gefluche zu urteilen, muss der Cowboy bereits darauf zurückgreifen, wild um sich zu beißen. Nicht mehr lange, dann wird sich ein Ladung kleiner Bleikugeln in meinen Rücken bohren. Trotzdem krabble ich so schnell vorwärts, wie es die lockere Erde unter mir zulässt.
    Vor mir springen die anderen Männer hastig zur Seite, und ich kann förmlich spüren, wie Billy den Lauf auf mich richtet.
    »Jetzt bist du tot«, sagt er, und für mich klingt das ziemlich überzeugend.
    Erneut hechte ich im Moment des Schusses vorwärts, und mit einem Mal ist es, als hätte jemand die Lichter ausgeschossen. Plötzlich ist das Feld in Dunkelheit getaucht. Erde und Kiesel spritzen mir in den Nacken, und ich komme mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden auf. Kurz frage ich mich, ob ich tot bin. Dann höre ich das hohe Klingeln in meinen Ohren. Ziehe erstaunt Luft in meine Lunge. Ich lebe!
    Jemand hat den Generator ausgeschaltet – das ist alles.
    Die Lichtkegel von einem halben Dutzend Taschenlampen schwenken zu dem verstummten Apparat hinüber. Kurz ist ein blasses Gesicht zu erkennen, das hinter dem rostigen Kasten hervorschaut. Mit ihren hell aufblitzenden Augen sieht Lucy aus wie ein Reh, das erschrocken in die Scheinwerfer eines nahenden Autos blickt.
    »Holt euch die Schlampe!«, ruft

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