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Das Impressum

Das Impressum

Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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Art, sich zu bedanken. Ich preise ihren Liebreiz und ihre Kunst und ihren Mut und fürchte den Streit nicht, der bis vor die Parteileitung geht, ihretwegen, ich scheue das Weitere nicht und auch nicht den Rest, und dann folgt dies.«
    »Hör auf«, sagte Fran, »ich finde den Streit mit Helga nicht so lustig. Wenn ich in der Leitung wäre, würde ich ihr recht geben. Es tut mir leid, daß sie denkt, ich war auf die Sensation aus. Aber sie darf erschrocken sein, hörst du, sie darf es, und was du nicht darfst, ist: sie zu einem Überbleibsel des Kapitalismus ernennen.«
    »Langsam, Jugendfreundin, langsam; nichts dergleichen habe ich getan, und ein bißchen Widerspruch darf ich wohl anmelden, wenn mir eine sagt, ich sei mit einem mörderischen Eiszapfen verheiratet.«
    Sie fiel ihm ins Wort: »Du zitierst schon wieder die dramatisierte Fassung. In Prosa ging es lediglich um Helgas übertriebene Vorstellungen von meiner Kaltblütigkeit, und die Übertreibung war nur ein Auslaß, den sie brauchte, weil sie erschrocken war. – Helgas Ansichten gefallen dir nicht, das verstehe ich, aber jetzt: Was willst du ändern, bekämpfen, beseitigen, Helgas Ansichten oder Helga?«
    »Die Frage ist die Antwort.«
    »Aber deine Art, mit Helga umzugehen, deckt sich nichtmit deiner Antwort, David, merkst du das nicht? Du bist immer wieder zu schnell bei der Hand mit dem Großverdacht. Du läßt den anderen nur die Wahl zwischen dem langen Fluchtweg und dem schnellen Schritt vor die Parteileitung. Das ist anmaßend. Du maßt dir an, deine Mitmenschen vor die Wahl zwischen Szylla und Charybdis zu stellen; niemand gab dir solchen Auftrag.«
    David erhob sich und balancierte vorsichtig über eine Linie im Teppichmuster. »Ich könnte jetzt alles mögliche tun«, sagte er leise. »Ich könnte dich fragen, ob es dir Ernst war, als du die Parteileitung zum schlingenden Ungeheuer ernanntest, ich könnte mir jetzt allerhand anmaßen, oder ich könnte mich fragen, wieso ich mich vor dir verteidigen muß, weil ich dich gegen eine Unterstellung verteidigt habe, aber ich werde bei der Sache bleiben. Die Sache fing mit den Bildern an. Warum hast du sie gemacht?«
    »Mit den Bildern ist es wie mit vielem: Die Gründe findet man erst später, erst, wenn man sucht, und man ist nie sicher, ob es die wirklichen Gründe waren. Vielleicht habe ich nur fotografiert, weil das meine Art zu leben ist, mich auszudrücken und mich zu vergewissern. Wenn man ein Kind bekommen hat, das ist so unglaublich. Ich komme ja jetzt noch mitten aus dem Schlaf und starre in den Korb und kann es nicht fassen. Anderen Frauen geht es nicht anders. Wenn das Warten vorbei ist und der Schmerz wie nie gewesen, dann sehen sie auch auf ihr Kind und versuchen, den Zusammenhang zwischen ihm und sich nicht aus den Augen zu verlieren – vielleicht, weil sie das ihr Leben lang brauchen werden. Man spricht von Glück in diesem Augenblick, und ich glaube, das Wort ist hier sehr berechtigt. Mich hat eigentlich noch nie jemand gefragt, warum ich dies oder das fotografiert habe – das Hochzeitsbild aus der Börde war wohl die einzige Ausnahme –, daß ich Bilder machte, wurde von mir erwartet, warum also jetzt nicht? Wo steht geschrieben, wann man damit anfangen darf? Ab wann darf eine Mutter ihr Kind fotografieren? Wenn es zur Schule kommt?Warum nicht in der ersten Stunde? Ich habe nicht weiter darüber nachgedacht, und ich war auch nicht kühl, ich war eher heiß vor Glück, nur muß das nicht heißen, daß man dann auch noch ohnmächtig wird. – Das ist wahrscheinlich alles, und alles andere ist schon riskant.«
    »Was ist das: das andere?« sagte David, der seine Wanderung auf dem Teppich längst abgebrochen hatte. »Die Leute glauben, es sei ihnen Außerordentliches mit diesen Bildern geschehen; womöglich muß man ihnen außerordentliche Gründe nennen, damit sie es ruhiger hinnehmen?«
    »Vielleicht hätte ich es ohne die Schwester Turo nicht getan. Sie hat mich ja nicht niedergedrückt mit ihrer Geschichte, und es kann sein, weil diese Geschichte so einen Schluß hatte: Weil so eine, der doch aller Mut zum Leben hätte ausgerissen sein können, nicht aufgegeben hat, ist nicht böse geworden und benimmt sich auch nicht so, daß man sie nun für eine durch Unglück geläuterte Heilige halten muß; die macht eine Arbeit mit Sachverstand und versteht andere Leute und freut sich, wenn andere Leute aus ihren Schwierigkeiten kommen – das finde ich außerordentlich, wenn schon von

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