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Das Impressum

Das Impressum

Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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sind hier raus bei dem Radau, und erst hat er am Rand gestanden und mehr so Panoramagemälde gemacht, bis ich zu ihm sage: ›Näher heran müssen Sie klotzen, Kollege Gabelbach, sonst wird es nichts.‹ Kannst dir denken, was er mir an den Kopf gefeuert hat, von den ollen KorrespondentenOrtgies war auch was bei. Als er sich ausgemeckert hatte, ging er ans Geschäft, fuhr wie so ein Schwabe unter die Türken, und dies war ja nun was für seinen Ordnungsfimmel! Der schimpft doch die Leute an, nicht wegen ihre stinkigen Parolen, sondern weil sie hier so ein Durcheinander machen! Zu dem einen hat er was von Chaos und Wirrwarr gesagt und auch sein schönes Wort Olla podrida, wat mir schon immer gut gefallen hat. Aber dem, dem er das gesagt hat, dem hat das gar nicht gefallen; der hat wohl gedacht, das ist eine ganz abgefeimte Berliner Igelei, die er noch nicht kennt, Olla Pottschieta oder diese Preislage. Der is nu auf Fedorn los, und ehe ich Nanu zu Ende gedacht hatte, machte der schon mit in einem Handgemenge, wie Erich in der Hasenheide früher, wie ’n richtiger Intelligenzler jedenfalls, und auch so ungeschickt. Die Entwicklung war absehbar; da habe ich lieber meinen Doppelnelson angesetzt und ihn abgeführt, den Kollegen Gabelbach. Mann, das Theater sonst mit Johanna! Die sitzt so schon da und liest Fedorn die Leviten: wegen Menschenwürde und Praktizismus!«
    David paßte da Johanna Müntzer sehr gut in die Rede; sie ließ von Gabelbach ab, der in der Tat ein bißchen unscharf aussah, aber immerhin noch erlaubte, daß Fran ihre Bilder in seinem Labor entwickle, ehe er sich pflegen ging, dann kam es auf David und kam aus dem vollen:
    Abenteurertum, ja, das war es, was man jetzt hier am besten gebrauchen konnte. Hereinfallen auf die erstbeste Provokation, das hätte sie sich sagen müssen, das mußte ihr Assistent ja bei erstbester Gelegenheit. Vergißt seine Arbeit, weil ein Geschrei ist in der Stadt, zieht mit den Haufen herum, anstatt unters Gewehr zu rücken. Unters Gewehr, jawohl – sie lehnte solche Dinge ab, aber wenn es sein muß, lehnt sie sie nicht ab, und außerdem hat sie es bildlich gemeint, hat Büchsenmachersprache gesprochen zu einem Büchsenmacher, einem Ratzeburger, aus dem sie einmal einen Menschen machen gewollt. Die Banditen sind los, und sie fragt sich, wo ist ihr kleiner David – ach was, kleiner David, sie fragt sich, wo ihr Assistent ist,damit er ihr jetzt hier assistiert, aber der Büchsenmacher ist nicht da, hat keine Disziplin, hält Rundschau sonstwo und kommt nicht zur Rundschau und hat wohl den Genossen Grotewohl nicht verstanden gestern abend im Friedrichstadt-Palast, denn der Genosse Grotewohl hat gesagt: Geht an die Arbeit, Genossen! und hat nicht gesagt: Fallt unter die Räuber, Genossen! Aber natürlich, David Groth, der hat wieder Pulver gerochen, sein geliebtes Büchsenmacher- und Kanonendreher-Pulver, und so muß der parteilose Mensch Gabelbach allein hinaus an die Arbeit, nur notdürftig beschützt vom alten Genossen Meyer, und selbstverständlich, das erste, was dem unersetzlichen Leiter der Bildabteilung passiert, ist: Sie polieren ihm da draußen die Fresse!
    Nach diesen Worten brachte sich Penthesilea zu scharfem Halt; hier war ihr ein Ausdruck entlaufen, und sie saß jetzt stille da und sah ihm bekümmert nach.
    »Nein«, sagte sie endlich, »es ist nicht menschlich, was heute geschieht, da müssen wir sehr auf uns achtgeben. Wir wollen gleich einmal anfangen damit, David; das beste ist, du sagst jetzt gar nichts hier, du bedenkst für dich, was ich eben in bester Absicht zu dir gesprochen habe – nicht alles brauchst du zu bedenken, du weißt schon, was nicht –, und später sprechen wir es in Ruhe durch, denn jetzt haben wir die Ruhe hier nicht; du hast sie schon gar nicht, ich kann es verstehen, und ich bin auch sehr froh, daß du dies Mädchen wiedergefunden hast, ich habe mir schon damals gedacht: Das ist doch nun einmal ein schöner und auch noch ein guter Mensch!«
    »Ja?« sagte David. »Das habe ich noch gar nicht so gesehen, da will ich gleich mal nachsehen gehen.« Aber dann, er war schon halb aus der Tür, erkannte er doch die alte Schlachtenlenkerin wieder. »In einer Stunde ist Vollversammlung im Haus, und komm mir nicht ohne Konzeption; wir wollen es denen einmal zeigen, David!«
    Er mußte einige Minuten vor der Labortür warten, ehe Fran ihn einließ. Sie hatte Gabelbachs langen Kittel angezogen und sah darin etwas verkleidet aus, aber doch sehr

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