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›Mensch‹ zu deiner Frau! – Es ist dir also ein Rätsel, ja? Dann wollen wir jetzt hier dieses Rätsel gleich einmal lösen: Es gibt eine Absicht mit dir, nicht wahr, das weißt du doch?«
»Natürlich!«
»Natürlich ist es nicht, aber du weißt es. Und weißt du auch, wer im Zusammenhang mit dieser Absicht die Vorlage für die Oberste Abteilung ausgearbeitet hat? Das war der Genosse Frank, und deshalb ist er neulich hiergewesen undhat gesagt: ›Erzähl mir was von dem Genossen Groth!‹ Viel konnte ich ihm nicht erzählen, mußte ich nicht, denn er kennt dich lange genug. Er ist schon geübt im Urteilen über dich.«
»Freut mich, daß er es einfach hat mit mir«, knurrte David.
»Führe jetzt keine provokatorischen Reden hier«, rief Johanna, »es ist nämlich nicht so einfach mit dir; es ist nie einfach gewesen, und Genosse Frank hat es sich nie einfach gemacht. Deshalb ist er heute noch einmal gekommen, damit kein kuddelmuddeliges Knäuel entsteht, wie der verrückte Gabelbach immer sagt.«
»Mir schwant was«, sagte David, »Xaver Frank knäuelt alte und neue Zeiten ineinander, alte Carola-Zeiten und neue David-Zeiten!«
»Nein, da schwant es dir nicht richtig; er ist es nicht, der knäuelt, er will, daß nicht geknäuelt wird.«
»Furchtbar nett von ihm, richtig fein nett von ihm«, höhnte David, »er hat sein Gedächtnis bemüht, als er hörte, Groth will was für Carola Krell tun, und da ist ihm eingefallen: Da war doch mal was mit Krell und Groth!, und da fragt er sich, ob nicht vielmehr der Groth sich einen Gefallen tun will, wenn er Ehemann Krell zu einem Lehrgang und langer Abwesenheit vom Hause verhilft, stimmt’s? Das ist aber nett von ihm, daß er sich kümmert! Und überhaupt: Woher weiß der überhaupt von damals, von David Groth und Carola?«
Jetzt tippte sich Johanna an die Stirn, was eine ihrer raren Gesten war. »Du hast das doch nicht etwa für ein Geheimnis gehalten? Darüber ist schon gesprochen worden, als du Chef werden solltest, und die Carola war Kaderleiterin im selben Hause. Deine Romanze ist ungefähr so diskret behandelt worden wie jetzt der Bau von diesem Fernsehturm hier. Vor mir konntest du sie nicht verheimlichen und vor dem Rest der Neuen Berliner Rundschau auch nicht. Der einzige, der mir nicht irgendwann einmal zu verstehen gegeben hat, daß mein Assistent mit einer Hübschen aus derRotation schläft, die mich Petersilie nennt und sieben Jahre älter ist als David Groth, der einzige ist Fedor Gabelbach gewesen.«
»Das zerlegt mich in meine Einzelheiten«, sagte David, aber Johanna erklärte ihm, die interessierten jetzt hier nicht. »In Liebesdingen bist du also schon ein Tölpel gewesen, aber als Intrigant bist du der tölpelhafteste Tölpel von hier bis zum Stillen Ozean. Ein Mensch, der am Morgen die Idee zu einer Intrige hat, sie am Tag einfädelt und sich schon am Abend damit erwischen läßt, das ist ein Tölpel im sozialistischen Weltmaßstab. Und so etwas will jetzt hier Minister werden!«
»Will überhaupt nicht«, sagte nun David, »hat nie gewollt und will nie mehr, verdammt noch mal!«
»Das bestimmst nicht du«, sagte Johanna mit Schärfe, »das bestimmst du nicht. Du bestimmst nicht, ob du es wirst, und du bestimmst nicht, daß du es nicht wirst!«
»Franziska«, rief David hilflos, »sag du doch auch mal was!«
Doch Fran wies ihm ihre leeren Hände. »Ich bin so schlecht vorbereitet, weißt du? Sieh mal, ich bin einfach zuwenig mit Wissen ausgestattet; was soll ich da sagen? Heute morgen hast du eine lustige Bemerkung gemacht, ehe du den Fahrstuhl besiegt hast, und tagsüber hast du ja auch richtig zu tun gehabt, wie ich jetzt höre; ich weiß also nichts. Natürlich, einen vorsichtigen Reim könnte ich mir schon machen: Wenn das mit dem Minister doch kein Witz ist, dann muß einer von der Obersten Abteilung die Ohren spitzen, wenn er was von positiven Intrigen und alten Freundinnen hört; ich würd’s von ihm verlangen. Ich würde mich sogar bedanken, an deiner Stelle, daß er sich Wege gemacht hat und Frau Müntzer auch, damit kein knäueliges Kuddelmuddel entsteht.«
»Ja, danke«, sagte David, »und ich hab jetzt von all der Güte die Nase voll, und außerdem hab auch ich mir seit heut morgen ein paar Gedanken gemacht, und ich …«
»Einen Augenblick noch«, warf Johanna ein, »es interessiert jetzt niemanden, was mit deiner Nase ist, David Groth, es interessiert nur, was mit deinem Kopf ist. Du denkst, du hast einen schönen
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