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Das Impressum

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Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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Meierstorf? Eltern aufsuchen, Nachbarn. Zustandsbild Meierstorf damals. Weggenossen von R. finden, MTS, Landwirtschafts-Kabinett, Schwerin, Berlin usw. Gibt es diesen Ingenieur noch oder den Bauern mit dem Seil (kaum wahrscheinlich, aber in M. fragen; die Geschichte dürfte rum sein). Personenbeschreibung des sowjetischen Offiziers, der Brief abgab. Zustandsbild Meierstorf heute. Wo ist der Brief?
    b) UdSSR: Wenn Lagerort und -zeit ermittelt: Welche Truppen dort auf dem Marsch? Ebenso, wenn Zeit ermittelt: Welche Truppe in der Nähe Meierstorf? Wenden an: SU-Botschaft Berlin, DDR-Botschaft Moskau, Oberkommando Wünsdorf, Oberkommando Moskau, sowj. Kriegsarchiv.
    Danach: Sowj. Zeitungen einschalten, ›Ogonjok‹, Armeeblätter? Dabei Zielsetzung: Wer war der Feldwebel, was wurde aus ihm, wie kam der Brief in die Hände des Offiziers?
    Wenn das geklärt: Rekonstruktion des Weges – Bilder der Beteiligten, Bilder der Städte auf dem Weg, Kampfbilder? – Spezialgraphik nach Karte. Evtl. Reporter und Fotografen die Strecke noch einmal fahren lassen. – Die Gräber nicht vergessen!
    Arbeitsgruppe bilden: Dokumentation, Reportergruppe DDR und soz. Länder (je 2), Fotografen (2).
    Arbeitsbeginn: sofort.
    Satzfertig: Heft Jahrestag Abschluß, also Beginn Länge entsprechend. Gesamtverantwortlich: David Groth.«
    David Groth, ja? Warum David Groth? Weil er persönlich beteiligt ist, betroffen? Oder weil er an einem Versäumnis trägt, an versäumter Freundschaft? Weil ihn die Sache drängt oder weil ihn seine Sache bedrängt? Weil er von einer Lücke weiß und sie füllen will? Welche Lücke und wie füllen? Weil er keinen wichtigeren Auftrag als diesen kennt? Kennt erkeinen? Weil David Groth der richtige Mann für Gerhard Rikows Geschichte ist? Ist David Groth auch der richtige Mann für David Groths Geschichte? Und ist er Gerhard Rikows Geschichte wirklich gewachsen? Hat er den Verstand für sie, das Gefühl und die Zeit?
    David strich seinen Namen aus der Vorlage und ließ die Rubrik »Hauptverantwortlich« offen.
    Hauptverantwortliche, dachte er und war seines Grinsens nicht froh, die werden sich finden lassen; das würde sich finden.
    Dann machte er, daß er nach Hause kam.
    Da saß aber schon Johanna Müntzer.
    Das zerlegt mich, dachte er, wo die ist, geht der Tag noch weiter. Kommt der Hase mit hängender Zunge ans Ende des Felds gerannt, da sitzt Johanna Müntzer dort, hat auch die blauen Strümpfe an und lächelt mild: Ick bün all dor! Und dann will sie was, und wenn sie milde lächelt, will sie viel. Dann ist das Rennen nicht zu Ende, dann hält der Tag noch an, dann muß David noch weiter über den Acker; das ist seit dreimal sieben Jahren so.
    Das ist auch jetzt noch so, obwohl Johanna eine Rentnerin ist und keine Herausgeberin mehr. Johanna gehört zu denen, die sich von Äußerlichkeiten solcher Art nicht halten lassen. Johanna Müntzer bleibt bei der Sache, und sie bleibt Davids Penthesilea, schöne Lockung und furchtbare Drohung zugleich, und über seinen Tod hinaus ist der Botenmeister Ratt zu bewundern, der vom ersten Augenblick gesehen hat, worauf hinaus die Sache zwischen David und Johanna laufen würde, und nur wer nicht genau in die Geschichte der Neuen Berliner Rundschau gesehen hat, wird von Günstlingswirtschaft reden, wo die Sprache auf den Genossen Groth und die Genossin Johanna Müntzer kommt.
    Tatsächlich ist so ein Wort gefallen, damals, als Kutschen-Meyers dritter Nachfolger im Chefamt das Haus in Richtung Rundfunkkomitee verließ und die Vakanz zu füllen war am Spitzenplatz des NBR-Impressums. Denn da ist Penthesileanoch einmal in die Schlacht geritten, und ihr Feldschrei hat gelautet: »Jetzt wollen wir hier einmal diesen David nehmen!«
    Und als sie den genommen hatten, da hat Johanna Müntzer, mit den Worten Gabelbachs und des Korrespondenten Franz Hermann Ortgies, »einen gebratenen Ochsen unter Verlauffung einiger Fäßer Wein dem gemeinen Volke preißgegeben« und eine letzte große Rede gehalten, in der sie beiläufig auch auf die AIZ gekommen ist, hauptläufig aber doch auf das neue Menschenbild und auf dessen nun schon ahnbaren Zusammenhang mit diesem neuen Chefredakteur David Groth. So laut sie Davids Ernennung gefeiert hatte, so leise war sie nach wenigen weiteren Jahren gegangen; manchmal meldete sie sich und beschimpfte einen Redakteur, wobei sie Wert darauf legte, als Leserin zu gelten und nicht als die ehemalige Herausgeberin, und manchmal besuchte sie David und Frau, und

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