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Das Impressum

Das Impressum

Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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Gedanken darin, und die anderen sehen seine Schönheit nicht. Applaudierst du manchmal deinen Ideen? – Ich sage nicht, daß die anderen in jedem Falle bessere haben als du; ich sage: Halte es aber für möglich.«
    »Aber ich hatte doch nie etwas anderes im Sinn als …«
    »Das weiß ich«, sagte Johanna, »und der Genosse Frank wird es auch wissen, wenn man es ihm erklärt. Aber solange es die Welt gibt, haben immer Leute gesagt: Das habe ich nicht gewollt!, und meistens waren sie ehrlich, nur: Sieh sie dir an, die Welt!«
    »Die Weltgeschichte und der Dispatcher Krell – großartig!« sagte David.
    »Nein, anders: Die Weltgeschichte und David Groth! Darin unterscheiden wir uns ja: Daß wir wissen, wie sehr wir in der Weltgeschichte stecken. Wir sind nicht immer an unseren Lagen schuld, aber wir müssen leben, als wären wir es.«
    David sprach eine Weile nicht, und die beiden Frauen schwiegen auch, die alte und die junge; die beschäftigten sich mit ihren Tassen, und schließlich sagte David: »Kann sein, ja – so ähnlich hab ich es heute schon mal gehört: Mit Ahnung und Vollmachten, kann schon sein, weil es hier um die große Anmaßung geht – das kann schon wirklich sein.«
    Johanna sah Franziska an, und Franziska sah Johanna an, und beide zogen die Brauen hoch dabei.
    Und David störte das nicht weiter.

14
    Als mich der Fliegergeneral Klütz aus der Kaserne holte, da sagte er zu mir: »Der Krieg ist unten nichts für die feineren Köpfe. Du hast einen feineren Kopf, bist aber mal für oben nicht angelegt. Ich bitte, sich dies zu merken: Wenn es heil und ganz bleiben soll, das feine Köpfchen, dann machst du, was ich sage. Vermutung ist: Mein Kopf ist etwas gröber. Gewißheit ist: Ich bin oben. Parole lautet: Wer meine Flinten fleißig putzt, soll mir in keinen Krieg. Ich bin ein Mensch, und ich bin dein Gott; Anbetung nicht erforderlich, Demut erforderlich. Sieh mich an, da hast du deine absolute Flughöhe; über mir ist nichts, für dich. Unter mir geht es tief hinab, und ganz unten ist eine sehr harte Erde. Aber fürchte dich nicht, ich halte dich – wenn du meine Flinten putzt, wenn du dein Maul hältst, und wenn du dein Maul aufmachst, dieses nach meinem Belieben. Gratifikation deinerseits: Du behältst einen heilen Arsch hier. Apropos letzteres: Greife keinem Damenbesuch an denselben. Des weiteren: Meine Zigarren rauche ich, meine Hunde haue ich, meine Witze sind gut, meine Nichten sind Jungfern und bleiben es noch, der Endsieg ist nahe. Vergatterung beendet. Wegtreten mit Leitspruch: Mensch sein heißt: seine Grenzen kennen!«
    Soweit mein General, und nun ich: Ich habe ihm seine Flinten gepflegt, und einmal habe ich gegen Gewinnbeteiligung einen prächtigen Colt Navy Revolver aus seiner Sammlung bei Meister Treder gegen eine miese Greensboro-Imitation eingetauscht. Seine Zigarren habe ich nicht geraucht; ich bekam Zigaretten für jede, die ich klaute. Seinen Hund brauchte ich nicht mehr zu hauen, als ich ihn erst einmal in den Hintern getreten hatte. Das mit seinen Nichten stimmtenicht; von der einen weiß ich es sicher. Was den Damenbesuch angeht: Denen hätte er auch sagen sollen, was er mir gesagt hatte – ich jedenfalls habe nicht gegriffen, ich nicht! Aber sonst hat er recht gehabt, mein General: Er war ein guter Herr, und ich war sein getreuer Knecht. Und vielleicht verdanke ich ihm ein Stück Leben, ist das etwa nichts? Nur, nur mit seinem Leitspruch weiß ich schon seit längerem nichts Rechtes mehr anzufangen. Aber das muß nicht seine Schuld sein; das kann auch meine Schuld sein; es muß etwas sein mit Zeit und Raum – manches gilt im Tiergarten und hier nicht; manches galt damals und gilt jetzt nicht mehr. Leitsprüche haben eben auch nur begrenzte Haltbarkeit.
     
    Als mich der Ratzeburger Pastor zwischen seinen Erdbeeren angetroffen hatte, da sagte er zu mir: »David Groth, in den Augen der Welt ist es nur Mundraub, in den Augen Gottes ist es Ungehorsam gegen sein Gebot, und in meinen Augen ist es eine Sauerei – ihr habt doch selber welche! Bist du mir nicht der nämliche David Groth, der im vergangenen Herbste den Buxtehude-Abend in der Schulaula gestört, indem er unter Ausnutzung eben erworbener Kenntnis der Hebelgesetze den Klappdeckel seiner Bank zum Haselnußknacken benutzte? In den Augen der Singgemeinde bist du rehabilitiert, weil auf diese Weise endlich ein Bericht von den vokalen Anstrengungen Ratzeburgs bis in die Lübecker Zeitung geraten ist, aber in meinen Augen

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