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Das Impressum

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Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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von Verwandtschaft, und an dem, was sie davontrug, sah David, der General hatte einen guten Preis gezahlt.
    David kam von dem Brauererbe nicht mehr los. Als ob es mit seiner Beteiligung an An- und Verkauf, an Preisbildung und lebhaftem Warenfluß noch nicht genug gewesen wäre, wurde er jetzt auch noch zu Transport und weiterer Umverteilung zugezogen, und wie er in der Verkaufssphäre die, wie sich später herausstellen sollte, lebenssichernde Bekanntschaft mit einem General gemacht hatte, so partizipierte er endlich sogar am Gewinnverzehr, und das hatte auch sehrmit dem Leben zu tun, jedoch waren die Einsichten, die er dabei gewann, weniger wirtschaftlicher Natur.
    »Daffi«, sagte Treder, »du fährst mit Ursula nach Tegel. Erst packt sie sich den Koffer bis zum Platzen, und denn kannse ihn nicht tragen. Figur wie ein Ladestock, aber den Hals nicht voll kriegen!«
    Der Koffer war wirklich nicht leicht, und von Lichtenberg bis Tegel war es weit, Fußmarsch, Straßenbahn, U-Bahn, Straßenbahn, Fußmarsch, und die Ziege von Schwiegertochter sagte den ganzen Weg nicht piep.
    Erst in der Wohnung machte sie den Mund auf. Sie packte den Koffer aus, an dessen Füllung unter anderen ein Bierbrauer, eine Bierbrauerswitwe, ein schwedischer Waffenschmied, ein König Gustav Adolf, zwei Büchsenmacher mit mimischen Talenten und ein Fliegergeneral beteiligt gewesen waren, und fragte: »Kennen Sie Martell?«
    »Selbstverständlich«, sagte David, »Karl Martell, der Hammer, siebensiebzehn bis einundvierzig, Sohn des mittleren Pippin, Hausmeier des fränkischen Reiches, hat Friesen, Alemannen, Araber und Langobarden besiegt, der hat sozusagen die Kavallerie als ständige Waffengattung erfunden, hier in Europa jedenfalls …«
    »Jedenfalls«, sagte Schwiegertochter Ursula, »den meine ich nicht. Ich meine diesen.« Sie stellte drei Flaschen auf den Tisch.
    »Den kenne ich nicht«, sagte David, »ich dachte, Sie meinten den mit Bonifazius.«
    »Was denn, den hat er auch erfunden? Das scheint ja ein fröhlicher Hausmeister gewesen zu sein. Wunderbar, Sie kriegen einen von diesem Martell, den Sie noch nicht kennen, und dann höre ich von Ihnen einen Bonifazius-Vers, den ich noch nicht kenne.«
    »Der Bonifazius von Karl Martell«, sagte David, »das war der Heidentäufer.«
    »Welch ein entsetzliches Mißverständnis«, sagte die Schwiegertochter, »den Kerl behalten Sie für sich. Aber versuchen Sienicht, mir zu erzählen, Sie hätten noch nie von Bonifazius Kiesewetter gehört. Ach, werden Sie schick rot!«
    David beschäftigte sich dankbar und dadurch unvorsichtig mit dem Cognac.
    »Sie, junger Mann, das ist keine Brause«, sagte des Meisters Schwiegertochter, leerte dann aber das Glas, als enthielte es nichts weiter als eben Brause.
    »Was bedeutet Daffi?« sagte sie. »Sie heißen doch nicht etwa wirklich Daffi? Aber halt, vorher trinken wir noch einen von diesem Hausmeisterschnaps, hier, Sie Lehrling! So, nun, wie heißen Sie denn richtig mit Vor und Zu?«
    »David Groth«, sagte er und zog den Kopf zwischen die Schultern – gleich würde es mit diesem Namen wieder losgehen, man kam einfach nicht darum herum, aber ob nun Meisters Schwiegertochter oder nicht, allzusehr aufziehen lassen würde er sich von der nicht, er spürte da jetzt so einen kitzelnden Mut in sich: wenn sie mit dem Namensquatsch loslegte, würde er ihr wirklich mal ein paar Kiesewetter-Nummern aufsagen, aber saftige, ha, und dann mochte sie nachher zu ihrem Schwiegermeister, wieso Schwiegermeister, Schwiegermeier natürlich oder war ja auch egal, zu dem konnte sie dann laufen und sich beschweren, wer hat denn angefangen mit Bonifazius, ich doch nicht, aber jetzt macht sie den Mund auf, aber nein, erst kommt da noch ein Schnaps rein, ein Hausmeier-Schnaps, ist ja auch eine Idee, einen Schnaps nach dem Kavallerieerfinder zu nennen, das ist eine richtige Schnapsidee, haha, Schnapsidee ist witzig, aber nun geht es los, jetzt sagt sie, daß sie es sehr merkwürdig findet, wenn einer David heißt, ich kann doch heißen, wie ich will, Mensch …
    Er hatte sich nicht getäuscht. Sie fing wirklich mit dem Namen an. Sie blinzelte ihn durch das leere Glas an und sagte: »David? Das ist doch der, der den gräßlichen Riesen mit seinem Flitzebogen umgelegt hat?«
    »Schleuder«, sagte David.
    »Schleuder?« sagte des Meisters Schwiegertochter Ursula. »Ist das so ein Katapult? Zeigen Sie mal, mir scheint, ich seheda eine äußerst verdächtige Stelle«, und dann setzte sie

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