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Das Impressum

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Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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nichts zu sagen, und dabei doch so leicht, keine elf Pfund, lächerliche fünfkommadrei Kilogramm. Wenn die nicht gewesen wäre, wer weiß, da wären wir vielleicht alle noch katholisch.«
    »Stopp mal«, sagte der General, »dieses will ich genauer hören, da entwickle ich ja Vorstellungsgabe: Ick stehe im Walde neben unserem obersten Weidmann, lasse die Hand über den Schwedenstahl gleiten und sage: ›Wer weiß, Herr Reichsmarschall, wenn die nicht gewesen wäre, da wären wir womöglich alle noch katholisch!‹ Nee, halt mal, Scheiße, vielleicht war er mal katholisch, womöglich wunder Punkt, aber mir kannstes erzählen, interesseshalber.«
    David ließ sich nicht sehr nötigen. »Als Gustav Adolf von Schweden am vierten Juli sechzehnhunderteinunddreißig in Pommern landete, weil ihm die Zukunft des Protestantismus Sorge machte, und wohl auch, weil ihm die Habsburger unter Wallenstein im niedersächsisch-dänischen Krieg von sechzehndreiundzwanzig bis dreißig zuviel gesiegt hatten, da waren große Teile seiner Truppen mit dieser Muskete ausgerüstet,der ersten Handfeuerwaffe in der Kriegsgeschichte, für die weder Gewehrgabel noch Hakenstange benötigt wurden, und wenn Gustav Adolf nicht zweiunddreißig bei Lützen gefallen wäre, da wäre er mit dieser Muskete noch durch ganz Europa marschiert. Aber gesiegt hat er auch so, und wo er war, da wurde man protestantisch.«
    »Mit einem Wort«, sagte der Meister, »es handelt sich hier um so eine Art Wunderwaffe, Herr General, so wat Ähnliches kriegen wir ja nun auch bald.«
    »Sie werden schon wieder anzüglich, Treder, oller Igel, aber als Apropos ist das gar nicht schlecht: ›Apropos, Herr Reichsmarschall, wie eben jesagt, handelt es sich hier um eine mittelalterliche Wunderwaffe, und dürfte man in dem Zusammenhang vielleicht mal fragen …‹ – Also, Mensch, was soll der Knaller kosten?«
    Damit war Davids eigentliches Stichwort gefallen. Er zog Gustav Adolfs Katholikentöter an sich und flüsterte: »Meister, ich glaube, der Herr General hat kaufen gesagt. Das ist ein Irrtum, nicht wahr, Meister, es war doch nur interesseshalber. Ich meine, ich bin hier nur Lehrling, ich hab hier nichts zu sagen, und zu allem Unglück ist der Herr General auch noch General, ich meine, nicht daß es ein Unglück ist, daß der Herr General General ist, es ist nur wegen der Befehlsgewalt, oh, ich bitte um Entschuldigung, Herr General, es ist nur, weil ich doch nie gedacht habe, daß man diese Waffe verkaufen kann, der Meister hat das doch bisher immer abgeschlagen, neulich erst, als der Herr Schnippenkötter von Siemens-Schuckert hier war, und da dachte ich …«
    »Nu is aber genug, Mensch«, sagte der General, »wenn der Schniepenköter diesen Donnerkeil nicht gekriegt hat, ist das in Ordnung, so etwas gibt man nicht in zivile Hände, aber in meinem Falle … Mann, Treder, was ist denn los hier, wieso kriegt denn der Bengel keins hinter die Ohren?«
    »Kriegt er, Herr General, kriegt er nachher gleich, den bring ich schon auf Trab. Ich will ihn nicht entschuldigen, nur, rein menschlich ist die Aufregung schon zu verstehen.Sehen Sie, wir Büchsenmacher haben auch unseren Stolz, und den premsen wir schon unseren Lehrlingen ein. Für uns ist so eine Waffe wie diese – los, Daffi, nu leg det Ding endlich hin – etwa so, wie wenn Sie einen britischen Flugzeugträger versenken – is übrigens lange nicht mehr passiert. Na ja, ich hab den Bengel noch nicht so lange, aber als ich merkte, daß er sich sonst ganz gut macht, da habe ich ihm an einem Sonnabend die Muskete gezeigt – die wird separat verwahrt –, hab ihm die Sache mit der Schlacht bei Lützow erklärt und so … Jedenfalls, er hat begriffen, dies ist ein Schatz, nicht nur vom Wert her, vor allem so vom geistigen Wert her, na ja, Herr General, und nun führt er Ihnen das Stück vor, und plötzlich hört er etwas von Verkaufen … Also ehrlich, mir wird es auch nicht leicht, aber dennoch, der Bengel kriegt nachher seine Schelle.«
    »Kann von mir aus unterbleiben«, sagte der General, »bestehe nicht drauf, ich habe für Ehrenkodex Verständnis. Aber nu mal los, Treder, alter Auerhahn, jetzt reden Sie mal Preise!«
    »Gott, Preise, Herr General, daß so etwas nicht mit Geld …«
    »Ich habe Preise gesagt, nicht Geld, Sie Dollbrägen, aber ich finde, auf unseren Kriegshistoriker können wir jetzt verzichten!«
    »Daffi!« rief der Meister, und David ging, und drei Tage später wimmelte das Haus des Meisters Treder

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