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Das infernalische Zombie-Spinnen-Massaker (German Edition)

Das infernalische Zombie-Spinnen-Massaker (German Edition)

Titel: Das infernalische Zombie-Spinnen-Massaker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wong
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aufspulen. John legte seinen Zeigefinger unter den Strahl, um ihn aufzufangen.
    Dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig.
    Erst wurden die scharrenden Schritte, die John meinte gehört zu haben, lauter und schneller. Es war ein hohler Ton, der klang, als würde ein Nachbar im Stockwerk über einem mit Siefeln auf und ab rennen. John und Falconer fuhren beide herum und suchten nach der Ursache. Etwas sprang vom Nachbardach, flog durch die Luft wie ein riesiges, bewaffnetes Eichhörnchen, direkt auf Falconer zu.
    Johns Gehirn blieb genau eine Zehntelsekunde, um zu kapieren, was er da sah, als die Sojasoße zuschlug. Genau in dem Augenblick, als Johns Mund die Worte formte –
    „FALCONER, VORSICHT–“
    – wickelte sich blitzartig der dünne Strahl von selbst um seinen Finger und seinen Fingernagel und grub sich an der empfindlichsten Stelle in die Haut. Schmerz fuhr in Johns Hand bis hinauf in den Ellbogen.
    Dann übernahm die Sojasoße das Kommando, und die Welt verschwand.
    Dave hatte die Wirkung von Sojasoße einmal damit verglichen, eines dieser dicken Glasfaserkabel, das eine ganze Stadt mit dem Internet versorgt, auszugraben und es ans eigene Gehirn anzuschließen. Die ganzen Datenströme, die dabei schlagartig auf die eigenen Neuronen prallten, so hart und schnell, dass man gleichzeitig alles und gar nichts mehr wusste, ja, das musste sich wohl ähnlich anfühlen wie dieser Drogentrip. John hatte seine eigene Beschreibung immer besser gefallen: Für ihn war es wie ein Konzert von Insane Clown Posse, bei dem alle 50 000 Zuschauer im Publikum ihre eigenen Mikrophone samt Verstärker bekamen und alle gleichzeitig mit schlechtem Freestyle-Rap loslegten.
    John war auf einer Party mit der Droge in Kontakt gekommen, als er kaum alt genug war, um legal trinken zu dürfen (und damals trank er schon seit acht Jahren!). Er hatte den Stoff von einem Schwarzen aus Ohio mit nachgemachtem Jamaika-Akzent bekommen, also von dem Typen, dessen Eingeweide man später von der Wand seines eigenen Wohnwagens abgekratzt hatte. Der war noch relativ glimpflich davongekommen.
    Es war wieder das gleiche Gefühl wie beim ersten Mal. Sojasoße war nichts, an das man sich gewöhnte. Alles hörte auf – John wurde aus seinem Körper gerissen, sein Geist wurde befreit von der eingeschränkten Wahrnehmung seiner Augen, seiner Ohren, seiner Nase, seines Mundes und auch von der Beschränkung durch die eine Trillion Nervenenden, über die er als Mensch verfügte. Fremde Eindrücke überfluteten ihn, als wäre er nackt auf einer Orgie mit der kompletten Belegschaft aus der Star-Wars -Kneipenszene zugange.
    John merkte, dass er plötzlich woanders war. Er stand inmitten ausgebombter Gebäude; Lawinen aus Stein, Holz und Glas waren über die Straße hereingebrochen, Unkraut wuchs in rissigem Asphalt. Er war in die Zukunft gereist, aber er wusste nicht, wie weit. Er sah sich um – oder vielmehr schwenkte sein Blick umher, weil er keine Augen mehr zu haben schien. Zerstörung und eingefallene Gebäude verschandelten die Landschaft bis zum Horizont und darüber hinaus. Der Schutt steckte voller Leben, voller kleiner, krabbelnder Wesen.
    John ging – nein, er trieb – auf die Überreste einer eingestürzten Kirche zu. Ein fauliger menschlicher Kopf krabbelte über einen Berg von zerborstenem Beton. Unter dem Kiefer des Kopfes standen die Beine eines Parasiten hervor. Der Parasit trug den zerfallenden Schädel wie ein Einsiedlerkrebs seine Muschel. Ein zweiter Kopf trottete vorbei. Dann noch einer. Dann jagten wieder Spinnenbeine vorbei, diesmal einen Pfropf verschlungener Eingeweide hinter sich herschleifend.
    Sie waren überall. John schaute sich um – wieder ohne den Kopf oder ein Augenpaar zu bewegen – und sah, dass auf den Straßen verstreut angekokelte Leichen lagen; Fliegen summten über hervorquellendem Gedärm. Der Kopf einer alten Frau – die Augen waren lange schon verfault, und den Schädel zierte eine grobe Schlagwunde – kam vorbeigewackelt. Der Parasit darin öffnete den Mund und stieß einen markerschütternden Schrei aus. Einen Augenblickspäter kam ein zweiter Kopf mitsamt Parasit angetrudelt. Sie begannen zu ficken.
    Dann war das Bild weg. John wurde in der Zeit fortgerissen, und jetzt war er im Himmel, Bäume und Häuser flogen unter ihm vorbei. Er sah Reihen von Militärlastern, die auf beiden Seiten eines Zauns ein breites Band bildeten – das war das Absperrbollwerk an der Stadtgrenze. Er flog weiter Richtung Highway.

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