David war genauso wie vor zwei Wochen, und Amy war sich sicher, dass der Drohnenpilot das nicht wusste. Ihm hatte man dieselbe Scheiße über infizierte Menschenkiller erzählt, die auch Josh geglaubt hatte. Solche Dinge gab es tatsächlich – Amy hatte eben noch dabei zugesehen, wie die Jungs aufgefressen worden waren, die sie hergebracht hatten. Einer von ihnen konnte jede Sekunde aus diesem Tunnel platzen. Aber die da hinter diesem Zaun waren Menschen.
Und das Militär war drauf und dran, eine Bombe auf sie zu werfen.
Amy brauchte schließlich eine Stunde, um die Verbindung herzustellen. Als Hackerin war sie ein Neuling, aber sie wusste, dass der beste Weg in jedes System der war, den Regeln des „Social Engineering“ zu folgen. Die größte Schwäche in einem Netzwerk waren die Menschen, ganz egal, wie viele Firewalls oder Passwörter man einrichtete. Faule, geschäftige, gestresste Menschen, die, wenn alles fertig war, doch immer den Weg des geringsten Widerstands gingen.
Rauszufinden, von wo aus der Drohnenpilot arbeitete, war einfach – eine Google-Suche ergab, dass die Piloten der Unbemannten Fluggeräte (UAV) alle von einem Ort aus arbeiteten – der Creech Air Force Base – in der Nähe von Las Vegas in Nevada. Als Nächstes durchkämmte sie die E-Mails, um zu sehen, ob sie das Glück hatte, irgendwelche Nachrichten von
[email protected] zu finden, aber das hatte sie nicht. Was sie aber tatsächlich fand, war eine Reihe von Mails in beide Richtungen, in denen sich verschiedene Leute am Vortag zu den „VR“ (damit waren „Verhaltensregeln“ gemeint, wie sich rausstellte) bezüglich der „Zulus“ in der Quarantäne äußerten, weil die Drohne offenbar jemanden erschossen hatte, der versucht hatte, über den Zaun zu steigen. Nach 50 oder mehr Mails bekam Amy heraus, dass der Schütze eigentlich die Anweisung gehabt hatte zu warten, bis der Flüchtling über denersten Zaun geklettert war. Irgendwo vergraben zwischen all diesen Formularen fand sie ein Dokument namens „Eyes Only“, das an den Typen geschickt worden war, der hier normalerweise arbeitete. Es war eine Art Nachbericht zu diesem Vorfall, in dem der Name des Drohnenpiloten stand: Kapitän Shane McInnis.
Das Dokument war Teil eines E-Mail-Wechsels zwischen Leuten mit REFEE-E-Mail-Adressen. Darin stand, dass der Erschossene ein 22-jähriger Mann gewesen war, der in dem Schreiben „Patient 2027“ genannt wurde. Sie durchkämmte weitere „Eyes-Only“-Berichte, bis sie ein Aufnahmeformular für die Quarantäne-Station fand. Es war mit Akronymen verschlüsselt, aber Amy filterte heraus, dass der Junge nur festgehalten worden war, weil er sich in der Nähe eines Infizierten befunden und diese Person mit einem Baseballschläger erschlagen hatte. Aber der relevante Teil des Berichts bestand aus vier Worten. Sie standen am Ende des Formulars:
„Keine Anzeichen einer Infizierung.“
Patient 2027 war kein Zombie. Er war ein Junge, der sich eines Angriffs erwehrt hatte. Und jetzt war er tot.
Eines wurde Amy durch die Mails klar, genau diese Tatsache erfuhr kaum jemand. Eingeweiht war nur ein sehr kleiner Kreis innerhalb von REFEE.
Amy schaute auf die Uhr. Es war jetzt 4 Uhr früh, also war es in Nevada 2 Uhr morgens. Die Schüsse waren am Vortag um 15 Uhr gefallen. Natürlich saß nicht immer der gleiche Typ an der Drohne. Hatten sie regelmäßige Schichten? Falls ja, bedeutete das, dass Kapitän McInnis am Morgen wieder hinter dem Steuerknüppel sitzen würde. Aber eigentlich war das egal, denn dieser Name war alles, was sie hatte.
„Okay, das Einfachste zuerst“, dachte Amy. War Kapitän Shane McInnis bei Facebook? Sie schaute nach – ja. Ein privates Profil, was ja irgendwie sinnvoll war bei dem Job. Da kam sie rein – das Passwort bei Facebook zu ändern war easy – aber würde ihr das was bringen? Zurück zu Google. Sie checkte die Schulen in der Umgebung des Luftwaffenstützpunkts und suchte bei Google nach allen Einträgen mit den Schulnamen in Verbindung mit „McInnis“.
Bumm. Nevaeh McInnis, Aufbauspielerin im Basketballteam der Mittelschule. Wetten, das war Kapitän McInnis’ Tochter? 13 Jahre alt – Amy wusste , dass sie bei Facebook war. Zehn Sekunden später hatte sie sie auf dem Bildschirm. Bei ihr war alles öffentlich, ihre Bilder – inklusive eines Bilds, auf dem sie mit Dad in Uniform posierte –, ihre Freundesliste („Dad“ war unter Familie gelistet). Nevaeh hatte 132