Das infernalische Zombie-Spinnen-Massaker (German Edition)
ihre Pfoten hallten durch den Tunnel. Dann konnte sie nicht mal mehr das Echo hören, und sie fragte sich, wie lang dieser Tunnel wohl war.
Weiterkriechen. Jedes Mal wenn eine ihrer knochigen Kniescheiben auf Stein stieß, durchfuhr sie der Schmerz. Sie hatte das Gefühl, schon seit Stunden und über Kilometer hinweg zu kriechen. Wasser tropfte von ihren Haaren und auf ihren Rücken. Sie schob sich durch Spinnweben, zerdrückte Käfer mit der Hand und meinte einmal, im Strahl der Taschenlampe eine Ratte weghuschen zu sehen.
Amy musste anhalten und sich ausruhen, weil sie den Schmerz in ihren Knien und Fingern nicht mehr ertrug. Das Kriechen zog und zerrte an Muskeln, die sie nicht mehr benutzt hatte, seit sie laufen gelernt hatte.
Sie hielt an, zog ihr Knie an und lehnte sich gegen das rostige Rohr. Sie leuchtete mit der Lampe dahin zurück, woher sie gekommen war, und konnte kaum den Eingang des Tunnels erkennen. Dann leuchtete sie in die andere Richtung – kein Ende in Sicht. Ihre Knie waren feucht, und der Stoff ihrer Hose dunkel verfärbt. Blut. Sie machte gerade Hackfleisch aus ihren Kniescheiben. Eine Kakerlake kroch ihr auf den Schoß, und sie fegte sie weg. Plötzlich kam ihr ein Gedanke, und genau in diesem Augenblick und an diesem Ort glaubte sie voll und ganz daran: Sie war in dem Wohnmobil gestorben und jetzt war sie in der Hölle. Das war die Hölle: ein enger, dunkler kalter Tunnel, durch den man ewig kriechen konnte, sich die Haut bis auf Muskel und Knochen abschürfte, von den Händen, den Armen, den Beinen. Endlose Ziegelsteine, die einem den Körper wegnagten, bis man nur noch ein hilfloser Klumpen Futter für Insekten und Ratten war. Für immer.
Sie hörte ein Geräusch. Hinter ihr, aus dem Raum voller Toten. Irgendetwas kam ihr nach. Das brachte sie wieder in Bewegung. Sie kroch weiter, schneller als zuvor, klammerte den Schmerz aus und hoffte, dass das, was sie auch verfolgte, genauso schlecht im Kriechen war wie sie selbst.
Die Zeit stand still. Es existierten nur noch Steine und Dunkelheit und der kalte Atem, der aus ihren Lungen strömte. Ein schlurfendes Geräusch von hinten. Sie konnte nicht einschätzen, wie weit weg es war. Sie versuchte, schneller zu werden, aber schnelles Kriechen war langsamer als langsames Gehen, und sie arbeitete sich im Tunnel mühsam voran und war sich dabei sicher, dass das hier ein Alptraum war. Der klassische Alptraum, den jeder kennt: Man wird im Dunkeln verfolgt und versucht zu rennen, kann aber nicht –
Plötzlich war da Molly links vor ihr. Molly bellte. Sie hatten eine Abzweigung im Tunnel erreicht, an der man geradeaus weiter oder links abbiegen konnte. Molly wollte abbiegen, und Amy war nicht in der Lage, sich zu wehren.
Ein paar Meter weiter mündete der Tunnel in eine Sackgasse. Ihr Ende war mit uraltem, schimmligem Holz versperrt. Molly kratzte daran. Amy kroch vor und schob Molly beiseite. Sie setzte sich auf den Hintern und trat so fest sie konnte gegen das Holz. Es brach nicht, aber es gab nach und knackte.
Sie trat immer weiter und weiter.
Ihr Verfolger kam näher, über die Steine schleifend und schlagend. Sie hörte ihn atmen. Er würde jeden Augenblick um die Ecke biegen –
Sie schrie wie ein Karatemeister, holte mit ihren erschöpften Beinen aus, ihre schmutzigen Tennissocken krachten gegen das Brett. Und dann war da kein Brett mehr – das letzte flog komplett weg und schlug auf dem gefliesten Boden irgendwo unterhalb auf.
Amy kletterte hinaus, kam auf die Beine und fiel sofort wieder hin, weil die Muskeln in ihren Beinen sich wegen der Überanstrengung zuerst verkrampft und wieder entspannt hatten. Sie zwang sich aufzustehen und ließ das Taschenlampenlicht durch den Raum wandern. Neben dem Tunnelausgang, durch den sie gekommen war, stand ausgerechnet ein Verkaufsautomat, voller Chipstüten, Kekse und Schokoriegel. Auf der anderen Seite war etwa ein Meter Abstand zur Wand. Sie ging darum herum, stemmte sich mit dem Rücken gegen die Maschine und ihre Beine gegen die Wand und drückte. Der Automat kippte und landete mit einem Knall, als hätte sie das Gebäude abgerissen. Er versperrte den Tunneleingang nicht komplett, aber doch größtenteils.
Sie kam wieder auf die Beine und suchte die Taschenlampe. Es gab eine Tür. Die war hundert Prozent sicher versperrt, todsicher – aber sie war es nicht, und Amy riss sie auf. Und war in Licht gebadet.
Und einfach so stand sie plötzlich in einem geräumigen, gutbeleuchteten Büro. Im
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