Das Inferno Roman
Pete.«
Pete stürzte vor, griff sich den Lauf und zog. Earl ließ den Schultergurt los. Das Gewehr schwang aus wie ein Pendel, Pete trat einige Schritte zurück.
»Earl«, befahl Barbara, »beide Hände auf den Kopf und die Finger verschränken.«
»Langsam werde ich sauer, Banner.«
»Sofort.«
Er tat es.
»Lady, wir werden jetzt gehen und ihn mitnehmen. Sie können zurück in Ihre Wohnung gehen. Alles wird gut. Aber stecken Sie nächstes Mal nicht wieder Ihre Nase in fremde Angelegenheiten. Sie sind verdammt knapp am Tod vorbeigeschrammt.«
Die Frau blieb liegen.
»Sollen wir ihr das mit Lee erzählen?«, fragte Pete.
Barbara nickte. »Lee ist tot, Lady.« Die Frau würdigte die Neuigkeit mit keiner Reaktion, sondern lag nur schnaufend da und starrte Barbara an. »Es tut mir sehr leid. Er schien ein netter Typ gewesen zu sein. Aber wir haben ihn nicht umgebracht. Heather hat ihn erschossen.«
»Heather?« Die Frau kniff die Augen zusammen. »Das Mädchen, das die Katze ins Wasser geworfen hat?«
Sie hat alles gesehen.
»Ja, genau. Sie ist durchgedreht und hat Lee erschossen. Daraufhin mussten wir sie in Notwehr töten. Sie liegen beide in seinem Apartment.«
»Das hätte sie der Katze nicht antun dürfen«, sagte die Frau.
Barbara runzelte die Stirn. »Sie hätte es Lee nicht antun dürfen.«
»Der hatte sowieso nicht viel drauf.«
»Was haben Sie denn für ein Problem, Lady?«
»Keins. Geht euch nichts an. Warum haut ihr nicht einfach ab und lasst mich in Ruhe?«
»Die Nationalgarde müsste morgen hier auftauchen«, erklärte ihr Pete. »Sie sollten so lange in Ihrer Wohnung bleiben und sich aus allem raushalten.«
»Gehen wir, Earl«, sagte Barbara. »Hier entlang, wir nehmen den Weg durch das Gässchen.«
31
Den ersten Erdrutsch hatten sie problemlos überwinden können - sie waren einfach auf der rechten Straßenseite darübergeklettert, wo die lockere Anhäufung von Erdreich und Steinen kaum ein paar Meter hoch war, und hatten dann ihren Weg den Laurel Canyon Boulevard hinab fortgesetzt.
Aber diese, annähernd zwanzig Meter hohe, mit gestürzten Bäumen, Felsen und den Bruchstücken des einen oder anderen Hauses übersäte Schuttlawine versperrte die ganze Straße.
»Und was jetzt?«, fragte Mary mit ratlosem Blick.
Em kam von der rechten Straßenseite zurückgeeilt. »Dort drüben ist eine gigantische Schlucht«, sagte sie.
Caspar grinste sie an: »Der erste Schritt ist immer der schwerste.«
»Der erste Schritt kann tödlich sein, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Ich schätze, wir müssen drüberklettern«, sagte Clint. Er war froh, dass sie nichts mehr zu tragen hatten. Nachdem sie die letzten Wasser- und Essensvorräte aufgebraucht hatten, hatten sie alles bis auf die Messer weggeworfen. »Es wird schon nicht so schlimm werden«, sagte er. »Wir lassen uns Zeit.«
Loreen legte ihre Hand auf Caspars Arm. »Ich sehe Schwierigkeiten, Papa.«
Ah, dachte Clint, also ist er ihr Vater. Hatte ich mir gedacht.
»Schwierigkeiten welcher Art?«, fragte Caspar sie.
»Hey!«, zischte Mary. »Keine Weissagungen. Das war die Regel. Wir wollen diese Zigeunerscheiße nicht haben.«
»Regen Sie sich ab«, warnte Clint sie.
»Klar, verteidigen Sie sie auch noch. Sie sind doch derjenige, der die Regel aufgestellt hat - keine Weissagungen. Was denn noch? Darf sie alles sagen, was sie …«
»Die lebende Tote hat ein sehr kesses Mundwerk«, sagte Loreen.
»Sehen Sie! Schon wieder! Haben Sie das gehört?«
»Wir wollen dieses Gerede nicht, Loreen«, sagte Clint. »Bitte.«
»Sie ist so mager und aggressiv«, sagte Loreen.
Caspar kicherte leise.
Mary öffnete ihren Mund, schloss ihn wieder und warf Caspar einen bösen Blick zu. Ihre Lippen blieben fest aufeinandergepresst. Clint nahm an, Caspars Drohung, ihr die Zunge herauszuschneiden, war ihr wieder eingefallen.
»Versuchen wir doch alle, etwas rücksichtsvoller miteinander umzugehen«, schlug Clint vor. »Okay? Wenn wir uns untereinander bekämpfen, bringt uns das nicht weiter.«
»Ich muss Caspar warnen …«
»Jetzt geht das wieder los!«, hetzte Mary.
Clint fuhr Mary an: »Würden Sie wenigstens mal für eine halbe Minute die Klappe halten?«
Mary machte große Augen, ihr fiel die Kinnlade runter.
»Die Frau soll ihren Satz zu Ende bringen.«
»Danke schön«, sagte Loreen, dann drückte sie Caspars Arm. »Papa, du solltest nicht da hochklettern. Du bist nicht mehr jung. Dir fehlt die Kraft.«
Seine Augen blitzten auf.
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