Das Inferno Roman
leicht zu ihr gedreht. Mit dem Auge, das sie sehen konnte, blickte er ihr ins Gesicht.
Sie stützte sich auf einem Ellenbogen auf. Einen Augenblick lang dachte sie, wie makellos und hübsch er war. Sein Rücken und die Beine waren tief gebräunt, sein Po weiß.
Das ist so abgedreht, dass ich es kaum glauben kann, dachte sie. Gleich wird hier eine Meute durchgeknallter Psychopathen auftauchen, und ich …
Sie sah ihn an.
Erwischte ihn dabei, wie er ihre Brüste anstarrte.
Schnell lenkte er seinen Blick wieder auf ihr Gesicht.
»Sorry.«
»Ist schon okay. Aber dreh deinen Kopf in die andere Richtung. Zieh die Hände vor. Außerdem liegst du zu steif. Mach dich lockerer. Beine auseinander, ein Knie beugen. Du musst wie ein Toter aussehen.«
Sie wartete, bis er seinen Kopf gedreht hatte, dann griff sie in ihre Handtasche. Sie fand ihr Schminkkästchen, zog es heraus und klappte es auf. Mit dem Fingernagel löste sie den Spiegel heraus. Sie schob ihr Schminkkästchen wieder zurück in die Tasche und schleuderte die Handtasche in Richtung Plane. Die Tasche blieb ein Stück davor liegen. Mit dem Fuß schob sie sie außer Sichtweite.
Immer noch auf den linken Ellenbogen gestützt, nahm sie den Schminkspiegel in beide Hände und brach ihn auseinander wie einen Keks.
»Was machst du?«, fragte Pete flüsternd.
»Ich nehme die Sache in die Hand.«
»Du hörst besser auf rumzuhampeln und stellst dich tot.«
»Ich weiß. Bin gleich so weit.« Sie hielt eine Spiegelhälfte in der rechten Hand und drückte eine Ecke des zersplitterten Rands gegen die Innenseite ihres linken Unterarms. Sie biss die Zähne zusammen und hielt die Luft an, um keinen verräterischen Laut von sich zu geben.
Dann schlitzte sie sich den Arm auf.
Und gab keinen Laut von sich.
Blut strömte aus der Wunde.
Nachdem sie den Spiegel abgelegt hatte, fing sie das Blut mit ihrer rechten Hand auf. Sie schüttete es über Petes Hinterkopf. Er zuckte zusammen. Das hellrote Blut sammelte sich in seinen Haaren und lief seinen Nacken hinunter.
»Was ist das?«
»Psst.«
Sie schüttete eine weitere Handvoll auf dieselbe Stelle.
Auch sie wollte am liebsten mit dem Gesicht nach unten liegen, aber dann würde sie sich nicht um die Sache mit dem Blut kümmern können. Also drehte sie sich auf den Rücken, nahm eine verkrümmte Positur ein, schwang ein Bein zur Seite und drapierte es über Petes Hintern.
Dann schob sie die Pistole unter ihren Körper, kurz über ihrer rechten Hüfte, wo sie sie schnell erreichen konnte.
Schließlich hob sie ihren aufgeschnittenen Unterarm und wischte sich damit über Brust, Hals und Gesicht.
Mit der rechten Hand verschmierte sie das Blut über ihren Körper.
Das sollte genügen, dachte sie sich.
Sollen sie doch kommen.
Dem Gelächter, den Stimmen und den wilden Jubelschreien nach war die Meute nicht näher gekommen.
Ob sie noch immer den Obdachlosen in der Mangel hatten?
Was machen sie wohl gerade?
Ich will es nicht wissen.
Sie sah zu Pete. Mit ausgestrecktem Arm verteilte sie ihr Blut auf dessen Halsrückseite und über die Schultern.
»Ich hoffe nur, dass sie nicht denken, das Blut sähe zu frisch aus«, flüsterte sie.
»Du hast dir den Arm aufgeschnitten, oder?«, fragte Pete, ohne sich zu bewegen.
»Ja.«
»Hab ich mir gedacht. Oh Mann.«
»Mach dir keine Sorgen, mein Blut ist gesund. Du bekommst kein Aids oder so.« Sie nahm den Arm von Pete, legte ihn unter sich und presste die Wunde fest gegen ihren Bauch. »Fertig. Solange ich nicht verblute …«, flüsterte sie.
»Puh! Du brauchst dringend ein Bad!«
Obwohl die Stimme des Fremden aus einiger Entfernung an ihr Ohr drang, zuckte Barbara zusammen.
»Zu heiß für den Scheiß hier«, sagte ein Mädchen verärgert.
»Dann finde uns doch’nen Pool«, meinte ein anderer Typ.
»Drauf geschissen«, sagt ein weiterer. »Ich will noch mehr Ärsche aufreißen.«
»Habt ihr gesehen, wie ich’s ihr besorgt habe?«, fragte einer, der sich wie ein Angeber anhörte.
»Ja, ja, haben wir«, sagte ein Mädchen.
»Du wirst deinen armseligen Arsch desinfizieren müssen«, meinte ein anderer. Viele Leute lachten und johlten über diese Bemerkung.
Die Stimmen wurden lauter. Barbara hörte Schritte, das Scharren vieler Füße, die näher kamen, immer näher.
Sie zwang sich zu entspannen und hörte auf, ihre Wunde gegen den Bauch zu pressen. Sie schloss die Augen und ließ ihren Mund offen stehen. Sie schob ihre rechte Hand näher an ihre Seite, bis ihre
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