Das Inferno Roman
sie auf. »Sind immer noch da«, sagte sie.
Mary höhnte: »Was hast du denn gedacht? Dass sie sich in Luft auflösen?«
»Ich hatte befürchtet, sie kämen näher.«
»Sie sind immer noch dort unten?«
»Bis jetzt ja.«
»Sie warten darauf, dass wir vorbeilaufen.«
»Und dann schnappen sie nach unseren Füßen?«, fragte Em.
»So was in der Art, schätze ich.«
»Dann lasst uns doch einfach einen Umweg um sie herum nehmen«, schlug Mary vor.
Clint schüttelte den Kopf.
»Warum nicht?«
»Das hat viele Gründe.«
»Zum Beispiel?«
»Wir wissen, wo sich diese Leute befinden.«
»Und weiter?«
»Das macht sie berechenbarer für uns. Ich will keine Zeit mit einer Umleitung verschwenden und dann an anderer Stelle überfallen werden. Los geht’s.«
Rückwärts bewegten sie sich aus der Lücke, und Clint führte sie an die Seite des Pick-ups. Als er bei der Fahrertür angelangt war, blieb er stehen und drehte sich zu ihnen um. »Okay«, flüsterte er, »wir brauchen einen Plan. Hat jemand eine Idee?«
Em hob die Augenbrauen. »Sie verstecken sich unter Vans und Personenwagen und so, richtig? Damit sie nach uns schnappen können, wenn wir vorbeilaufen? Das ist so ähnlich wie in dem Film, den ich mal gesehen habe. Nur dass es da irgend so ein riesiger Monsterwurm war, der aus dem Boden kam und angriff. Kevin Bacon und die anderen haben sich ähnlich wie Stabhochspringer von Fels zu Fels geflüchtet. So blieben sie vom Boden weg, und das Ding konnte ihnen nichts anhaben. Im Land der Raketenwürmer, so hieß der Film.«
»Und? Siehst du hier irgendwelche Stäbe rumliegen?«, sagte Mary.
»Nein, aber …«
»Genau!«, platzte Clint heraus. »Das ist es. Em, du bist genial!«
»Es war nur ein Film, den ich gesehen habe.«
Mit verzogenem Gesicht murmelte Mary: »Wer kann überhaupt Stabhochspringen? Selbst wenn wir Stäbe hätten , was nicht der Fall ist.«
»Wir brauchen keine Stäbe«, sagte Clint. »Alle Fahrzeuge stehen so nahe beieinander, dass wir es mit einfachen Sprüngen auf die andere Seite schaffen müssten -
ohne jemals den Asphalt zu berühren. Wir bleiben oben, bewegen uns schnell und …«
»Warten Sie, warten Sie«, fuhr Mary dazwischen. » Springen? Sie meinen von Auto zu Auto? Von den Dächern ?«
»Von Dächern, Motorhauben, Kofferräumen.«
»Das kann ich nicht.«
»Klar können Sie«, meinte Em.
»Nein. Nie im Leben.«
»Das wird nicht schwer werden.«
»Wir verschwenden unsere Zeit«, sagte Clint. »Kommen Sie mit oder lassen Sie es bleiben.« Er schob sein Messer zurück in die improvisierte Scheide. Dann kletterte auf die Haube des Pick-ups, stand auf und näherte sich deren Rand. Zwischen den Fahrstreifen schien die Luft rein zu sein. Bislang war noch niemand unter dem Van oder einem der anderen Wagen hervorgekrochen.
Er wartete, bis Em und Mary ihm auf die Motorhaube gefolgt waren, dann stieg er auf das Dach des Fahrerhauses. Es schien die gleiche Höhe zu haben wie das Dach des Vans.
Die Fahrzeuge trennte ein ungefähr einen Meter fünfzig breiter Spalt.
Nicht schlecht, dachte er.
Er drehte sich um und streckte Em seine Hand entgegen. Sie nahm seine Hand, er zog sie aufs Dach. Sie lächelte, drückte seine Hand und machte Platz für Mary.
Mary verharrte an der Windschutzscheibe. Sie schaute nach unten, dann hoch zu Clint.
Er streckte seinen Arm aus und nickte. »Kommen Sie«, deutete er mit Mundbewegungen an, ohne einen Laut von sich zu geben.
Mary sah jämmerlich und verängstigt aus. Sie hörte auf, sich die Bluse zuzuhalten, nahm das Schlachtermesser von der rechten in die linke Hand und streckte Clint ihre Rechte entgegen. Er griff zu. Sie setzte ihren rechten Fuß ans obere Ende der Windschutzscheibe.
Clint zog.
Sie sprang. Die linke Seite ihrer Bluse klaffte auf. Ihre nackte Brust quoll über dem dünnen Stoffdreieck mit dem gerissenen Träger heraus.
Clint sah die Brust, schaute weg und spürte kurz darauf ihren festen, warmen Druck an seinem Oberkörper, als Mary in ihn hineinstolperte.
Sobald er sicher war, dass Mary Halt gefunden hatte, trat er einen Schritt zurück. Sie hatte sich immer noch nicht bedeckt. Er drehte sich ab und beobachtete den Spalt zwischen den Fahrzeugen.
Es sah immer noch alles sicher aus.
Vielleicht sind sie gar nicht mehr da unten, dachte er. Vielleicht sind sie weitergezogen, und wir verschwenden hier nur unsere Zeit.
Was redest du dir da ein? Die sind immer noch da. Wenn du vom Auto stürzt, wirst du ja sehen, was
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