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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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passiert.
    Es gibt keinen Grund, warum ich fallen sollte, sagte er sich. Einfach einen großen Schritt machen, und schon ist man drüben. Man musste noch nicht einmal springen. Jedenfalls nicht richtig. Nur ein bisschen Gas geben beim Abheben und dann wie verrückt aufpassen, dass einen der Schwung nicht auf der anderen Seite des Vans wieder runterhaut.
    Er schritt zum Rand des Pick-up-Dachs.
    Er schwang sein rechtes Bein über den Zwischenraum und stieß sich mit seinem linken ab. Das Herz sank ihm
in die Hose, als er in der Luft war. Für Sekunden hing er über der Lücke. Dann landete sein rechter Fuß auf dem Dach des Vans. Ein paar kurze Stolperschritte, und er kam zum Stehen.
    Er drehte sich um.
    Em und Mary standen nebeneinander auf dem Fahrerhaus des Pick-ups. Em lächelte und spielte mit ihrem Messer. Mary hatte das Messer zwischen den Zähnen und war damit beschäftigt, mit beiden Händen ihre Bluse in den Rock zu stopfen.
    Clint gab ihnen ein Zeichen, zu folgen.
    Em machte eine Bemerkung zu Mary, die den Mundbewegungen nach besagte: »Sie zuerst.«
    Mary schüttelte den Kopf.
    Bitte jetzt keine Sperenzchen, meine Damen. Bewegung, bevor die Kreaturen herausgekrochen kommen.
    Er winkte noch einmal.
    Em nickte. Sie ging einige Schritte zurück, um mehr Schwung holen zu können. Em nahm das Schlachtermesser in ihre linke Hand, schien damit aber nicht zufrieden und nahm es wieder mit rechts. Sie holte tief Luft. Sie zwinkerte Clint zu. Dann rannte sie los.
    Sie warf den rechten Fuß in die Luft.
    Als sie sich abstoßen wollte, rutschte ihr der linke Fuß weg.

38
    Clint sah den ungläubigen Ausdruck in Ems Gesicht.
    Mitten im Sprung kippte sie nach hinten.
    Nein!
    Sie ruderte mit den Armen in der Luft. Das Messer blitzte auf. Für einen kurzen Moment sah sie aus wie ein Baseballspieler, der auf die Base zurutscht, den rechten Fuß zum Dach des Vans ausgestreckt.
    Clint würde bereitstehen und sie auffangen.
    Er wusste, dass sie es nicht schaffen würde. Sie lag fast horizontal in der Luft.
    Er ließ sich auf die Knie fallen, lehnte sich über den Rand und versuchte ihren Fuß zu greifen.
    Erwischt!
    Die Sohle ihres Turnschuhs knallte gegen den Van.
    Sie zog die Beine an, riss ihre linke Hand hoch und streckte sie Clint entgegen. Zu spät. Sie war bereits in Abwärtsbewegung.
    Clint nahm all seine Kräfte zusammen.
    Em prallte mit dem Rücken gegen die Seitenverkleidung des Vans.
    Clint ließ nicht los. Er hielt ihr rechtes Fußgelenk fest mit beiden Händen umschlossen.
    Sie hing kopfüber direkt vor ihm, ihr linkes Bein zappelte in der Luft, als ob sie nicht wüsste, was sie damit anfangen sollte, ihr Höschen blitzte durch die weiten,
ausgeleierten Hosenbeine ihrer Shorts. Oberhalb der Shorts war ihr Oberkörper nackt, ihr heruntergerutschtes T-Shirt hing ihr über das Gesicht.
    Clint warf sich mit aller Kraft nach hinten und versuchte sie hochzuzerren. »Jemand zieht an meinen Haaren«, schrie sie.
    Nein!
    War da ein ausgestreckter Arm unter dem Van hervorgekommen? Er konnte es nicht sehen, konnte so gut wie gar nichts sehen. Ihr T-Shirt war runtergerutscht, bis es von ihren ausgestreckten Armen aufgehalten wurde. Es verhüllte ihr Gesicht - ihren ganzen Kopf - und versperrte die Sicht auf das, was zwischen ihrem Hals und dem Asphalt vor sich gehen mochte.
    Sie könnten sie skalpieren …
    Ihr den Hals aufschlitzen …
    Ich würde es nicht einmal merken.
    Er sah, dass Em immer noch ihr Messer in der Hand hielt.
    »Benutz dein Messer!«, rief er.
    Sie begann auf etwas einzustechen, das unter dem weiten Zelt ihres T-Shirts verborgen war.
    Jemand schrie auf.
    Clint zerrte an ihrem Knöchel. Er konnte sie nicht heben.
    Sie stach weiter um sich. Mit jedem Messerstich zuckte und wand sich ihr Körper.
    Ein eiskalter Stich traf Clint tief in seinen Eingeweiden, als er sah, wie drei Menschen unter dem Van hervorgekrochen kamen.
    Sie robbten auf den Bäuchen. Ihre Haare waren von Blut verklebt, ihre Arme, Schultern und Rücken damit beschmiert.

    Zwei Typen und eine Frau.
    Einer der Typen schien ein Junge zu sein, mager und der Körpergröße nach nicht älter als zehn oder zwölf. Er trug ein T-Shirt und hielt einen Zimmermannshammer in der rechten Hand.
    Der andere Mann, möglicherweise sein Vater, war viel größer, kräftig gebaut. Wie der Junge trug er ein T-Shirt. Seine Faust umschloss ein Bowiemesser, dessen breite, blutbesudelte Klinge so lang war wie sein Unterarm.
    Die Frau, die genauso blutbeschmiert war

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