Das Inferno Roman
Wahrscheinlicher war allerdings, dass das Beben die Schuld daran trug.
Im Schlafzimmer der Mutter hatte der Ankleidespiegel Risse davongetragen. Schubladen standen offen, eine war zu Boden gefallen. Der Boden war wie ein Hindernisparcours: Überall lagen Dinge, die von den Wänden und Regalen, von Schrank und Nachttisch gefallen waren.
Nachdem er unter dem Bett der Mutter und im Kleiderschrank kontrolliert hatte, dass es für Em keine weiteren unerwünschten Besucher gab, ging er den Flur entlang zum nächsten Zimmer.
Offensichtlich war es Ems Zimmer.
Ein Poster an der Wand zeigte Bart Simpson auf einem Skateboard.
Ems Drehstuhl war vom Schreibtisch weggerollt und stand am Bettende. Zwei Schreibtischschubladen lagen auf dem Boden. Sämtliche Schrankschubladen standen offen, aber keine war aus ihrer Halterung gerutscht.
Clint sah den Wust von Büchern und Puppen, der sich am Fuß ihres Einbauregals aufgetürmt hatte. Wie seine Tochter hatte Em eine Sammlung von Barbiepuppen, ein paar Kens und sogar Barbies’57er Chevy. Das große Plastikauto musste aus dem Regal gefallen, mit der Stoßstange zuerst auf den Teppich geprallt und Barbie dabei herausgeschleudert worden sein. Das Wagenheck ragte in die Luft. Barbie lag steif vor dem Chevy und starrte an die Decke.
Als sich Clint über Barbie beugte, hörte er Schritte. Er hob die Puppe auf. Als er aufstand, kam Em ins Zimmer.
Sie sah sich um, stöhnte und schüttelte den Kopf. »Was für eine Müllhalde.«
»Es gibt nicht mehr viel, was nicht auf dem Boden gelandet ist.« Er setzte Barbie auf ein Regal. »Besondere Schäden am Haus sind mir aber nicht aufgefallen. Und irgendwelche ungebetenen Gäste habe ich auch nicht entdeckt.«
»Sind Sie sicher, dass Sie überall nachgesehen haben?«
»Ich bin noch nicht ganz durch.« Er öffnete den Kleiderschrank. »Hier ist keiner.«
Em sah selbst unter ihrem Bett nach. Nachdem sie sich wieder aufgerichtet hatte, wischte sie sich die Hände ab. »Eigentlich bin ich nur gekommen, um mir ein sauberes T-Shirt zu holen.« Sie ging zu ihrer Kommode, schob die oberste Schublade zu und durchwühlte in der zweiten Schublade einen Stapel T-Shirts. Sie nahm ein ausgebleichtes blaues von ganz unten aus dem Stapel. »Hat ja keinen Sinn, an so einem Tag eins meiner guten Shirts zu tragen. Ich bin bei Mary in der Küche«, sagte sie und verschwand.
Clint verbrachte ein paar weitere Minuten damit, das Haus zu durchsuchen, dann kehrte er in die Küche zurück.
Em stand mit dem Gesicht zum Spülbecken, nackt bis zur Hüfte. Mary rieb sie unterhalb der linken Schulter mit einem nassen Lappen ab. Vor Em strömte Wasser aus dem Hahn.
»Gut zu wissen, dass Druck auf der Wasserleitung ist«, sagte Clint.
Mary fauchte ihn an: »Hey! Raus hier. Sie können doch sehen, dass sie nichts anhat.«
»Ist schon in Ordnung«, sagte Em. »Bleiben Sie nur, okay? Macht doch nichts.«
»Du solltest nicht …«
»Man kann doch gar nichts sehen , in Gottes Namen. Oder?« Sie drehte sich leicht, und Clint sah, dass sie das blaue T-Shirt gegen ihre Brust presste. Das pinkfarbene Shirt hing über dem Beckenrand. »Wir säubern gerade meine Wunde«, erklärte sie. »Wollen Sie sie sehen?«
Clint nickte und kam näher. Mary ging zur Seite. Der Rücken des Mädchens war weiß, abgesehen von ein paar Sommersprossen und einer ziemlich stark entzündeten roten Schramme, wo der Backstein sie getroffen hatte. Die Haut auf ihrem Schulterblatt war gerötet und überzogen von kleinen roten Kratzern.
»Sieht aus, als würde das ziemlich schmerzen«, sagte Clint.
»Es brennt. Ist nicht so schlimm.«
»Bist du draufgefallen, als dich diese Alte umgehauen hat?«
Sie lachte leise. »Ja. Das hat sich nicht unbedingt toll angefühlt, muss ich sagen.«
»Du kannst jetzt dein Shirt anziehen«, sagte Mary.
»Muss da kein Pflaster drauf?«
»Es ist besser, wenn Luft drankommt.«
»Klebt es dann nicht an meinem T-Shirt fest?«
»Hier.« Clint riss ein Stück Küchenpapier von einer Rolle, die unter einem Einbauschrank hing, und presste es sanft auf die Schramme, damit es die Feuchtigkeit aufnahm. Als er die Hand wegnahm, klebte das Papier an der Haut. Kleine rote Punkte zeichneten sich darauf ab. Er nahm es ab, riss ein weiteres Blatt von der Rolle und faltete es zu einem Polster. »Lass es einfach lose unter deinem T-Shirt«, sagte er.
Er drückte es noch einmal an und drehte sich ab, als sie das blaue T-Shirt über den Kopf zog.
»Fertig.«
Er drehte sich
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