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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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immer in der Einfahrt stehen. Die Garage benutzen wir, um Zeug darin zu lagern. Also ist Mom nicht zu Hause. Und dieser Pick-up hat dort nichts zu suchen.«

    »Hast du den Wagen schon mal gesehen?«
    »Glaube ich nicht.«
    Die Eingangstür des Hauses ging auf. Heraus kam ein stämmiger Mann, der einen großen Pappkarton trug. Seine Haare standen wirr in alle Richtungen, seine Augenbrauen waren wie schwarzes Gestrüpp. Obwohl der größte Teil seines Oberkörpers durch den Karton verdeckt wurde, konnte Clint erkennen, dass er ein schmuddeliges weißes T-Shirt trug. Seine Arme waren dick und haarig. Die Hosen, die ihm in den Hüften hingen, wiesen nur noch an wenigen Stellen ihre ursprüngliche grüne Farbe auf. Allein sein Anblick ließ Clint an den Geruch einer Müllkippe denken.
    »Einer der Freunde deiner Mutter?«, fragte Mary.
    Em gab keine Antwort.
    Dem Mann folgte eine Frau aus dem Haus.
    Ihr fleckig graues Haar fiel ihr vom Mittelscheitel auf beiden Seiten ins Gesicht. Bei jedem Schritt wackelten ihre Hängebacken. Clint schätzte, dass er etwa zehn Meter von der Frau entfernt war, dennoch konnte er ihren stachligen Damenbart erkennen. Eine Zigarette hing aus ihrem Mundwinkel, deren Rauch ihr ins Auge stieg, so dass sie es zusammenkneifen musste. An ihrem alten Karohemd fehlten die Ärmel. Ihre Arme waren dick und weiß und schwabbelig. Genau wie ihre Beine, die der kurze Rock von der Mitte der Oberschenkel bis zu ihren roten Cowboystiefeln freiließ.
    »Und ich nehme an, das ist Mom höchstpersönlich«, sagte Mary.
    »Oh Mann«, murmelte Em.
    Der Mann trug seinen Karton die Eingangstreppe herunter und trampelte dann auf den Pick-up zu.

    »Kennst du die beiden?«, fragte Clint.
    »Mit Sicherheit nicht.« Em riss die Wagentür auf und sprang heraus. »Hey! Stellen Sie das sofort hin!« Sie rannte auf den Rasen. Und auf das Pärchen zu.
    »Meine Güte«, brummelte Clint.
    »Ist sie durchgedreht?«
    Nicht völlig, dachte Clint. Sie war nämlich ein paar Meter vor den beiden auf dem Rasen stehen geblieben.
    Die beiden drehten sich um und starrten sie an. Der Mann sah verwirrt aus, die Frau verärgert. Bislang hatte keiner der beiden dem Wagen Beachtung geschenkt.
    »Was haben Sie in diesen Kartons?«, wollte Em wissen.
    »Verschwinde!«, sagte die Frau.
    »Abstellen!«, blaffte Em. »Sofort!« Sie stemmte die Fäuste in die Hüften.
    Langsam verbreitete sich ein Grinsen über das Gesicht des Mannes. Er drehte sich der Frau zu. »Dann nehmen wir sie halt mit, Lou.«
    Sie lachte schallend.
    Beim Geräusch der Autohupe zuckten die beiden zusammen.
    Als er ihre Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte, stieg Clint aus. Der Mann machte große Augen, die der Frau verengten sich zu Schlitzen.
    »Sie jagen mir keine Angst ein«, sagte sie.
    Clint ging um den Wagen herum. »Ich bin nicht hier, um Ihnen Angst einzujagen, Ma’am.«
    »Lass uns abhauen, Lou.«
    Der Mann eilte zu seinem Pick-up. Lou bewegte sich keinen Schritt.
    »Stellen Sie den Karton ab, Mister«, forderte Clint.

    Der Mann setzte den Karton auf dem Rasen ab, winkte Clint mit seinen Handflächen zu und trat zur Seite. »Ich will keinen Ärger. Wir gehen. Komm schon, Lou.«
    Sie ignorierte ihn.
    Clint ging auf sie zu.
    Sie spuckte ihre Zigarette aus. Em musste einen Ausfallschritt machen, um der Kippe auszuweichen.
    »Stellen Sie den Karton ab, Ma’am, und gehen Sie.«
    Sie stellte den Karton ab. Dann machte sie einen Schritt auf ihn zu. Sie beugte sich vor und grinste Clint an. Ihre schiefen Zähne waren braun. »Hol ihn dir doch!«
    Eine Autotür fiel ins Schloss. Der Motor rasselte und spuckte. »Lass uns abhauen, Lou!«
    »Halt mal die Füße still«, schrie sie ihn an.
    »Warum gehen Sie nicht einfach?«, forderte Em.
    Lou fummelte mit den Fingern vor Clints Gesicht herum. »Machen wir’n Kämpfchen. Du und ich.«
    »Ich kämpfe nicht mit …«
    Lou stürzte sich auf Em. Ihr schwabbeliger Arm schoss hoch, und ihre Faust traf Em wie ein Hammer unterhalb des Kehlkopfs.
    Em kippte nach hinten.
    Lou grinste Clint an. »Wie schmeckt dir das?«
    Er kannte Em noch nicht lange. Aber er mochte sie ziemlich gern.
    Er machte einen Schritt auf Lou zu. Ihren Schlag auf sein Kinn blockte er mit der Hand ab. Mit der anderen Hand landete er einen Karatehieb. Er hörte, wie ihr Schlüsselbein brach. Dann hörte er nur noch Gekreische.
    Sie war zu Boden gegangen, rutschte auf ihren Knien, watschelte und kreischte, als Clint sie an ihren fettigen Haaren zur Einfahrt

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